Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER
DU UND DAS TIER: Herr Moschinski, was treibt Sie an und gibt Ihnen Kraft, täglich für die Tiere zu kämpfen?
In erster Linie die Liebe zum Tier. Als 14-Jähriger bekam ich einen Artikel in die Hände, der die katastrophale Situation der Tiere in der Fleischproduktion aufzeigte und mir bewusst machte, dass es absolut keinen Unterschied zwischen dem sogenannten Haustier und dem sogenannten Nutztier gibt. Ich wurde für ein Jahr Vegetarier. In diesem einen Jahr machte ich mir viele Gedanken über den Konsum tierischer Produkte, für die angeblich keine Tiere getötet werden müssen, und musste zu meinem Erschrecken feststellen, dass der Konsum tierischer Rohstoffe immer Leid, Qual und in vielen Fällen den Tod von Tieren bedeutet und darüber hinaus auch eine extrem negative Bilanz für die eigene Gesundheit, die Natur und den Menschen hat.
DU UND DAS TIER: Was sind die größten Missstände unserer Zeit?
Dass wir nichts ändern müssen und so weiter leben können wie bisher. Jeder einzelne Konsument muss sich bewusst machen, was der eigene Konsum für unsere gemeinsame Zukunft bedeutet. Ich sage nicht, dass es ein Gut oder Böse gibt, da beides in Co-Existenz besteht. Doch muss uns klar werden, dass wir unser derzeitiges Verhalten gegenüber der Natur, den Tieren und vor allem auch uns Menschen überdenken müssen. Denn eins ist gewiss – so wie wir derzeit leben, haben wir keine Zukunft.
DU UND DAS TIER: Wo sehen Sie politisch den größten Handlungsbedarf?
Da ich viel im Ernährungsbereich zu tun habe, würde ich dort aus eigenem Interesse die Stellschrauben neu justieren. Wie kann es sein, dass wir Lebensmittel nur noch nach dem Preis und nicht nach dem Wert bemessen? Ich frage bewusst: „Wie kann ein Kilogramm Fleisch eines Lebewesens günstiger sein als ein Kilogramm Obst oder Gemüse?“ Aus meiner Sicht ist das ein extremes Ungleichgewicht und dies wird in erster Linie durch Lobbyismus und den daraus resultierenden Subventionen verschärft, wenn nicht sogar gefördert. Die Subventionspolitik muss maßgeblich überprüft und geändert werden. Mir liegen noch zahlreiche weitere Themen auf der Zunge, doch würde dies sicherlich den Rahmen dieses Interviews sprengen. Gern bin ich aber bereit, in den Dialog mit den zuständigen Personen und Gremien zu gehen.
DU UND DAS TIER: Was ist für Sie persönlich das beste Mittel, um Menschen von der veganen Lebensweise zu überzeugen?
Das Schöne an meiner Berufung ist, dass die rein pflanzliche Lebensweise von allein überzeugt. Ich versuche nur die Hürden und Vorurteile abzubauen, um jedem Einzelnen die Entscheidung selbst zu überlassen. Spannenderweise haben bis jetzt alle Menschen, mit denen ich gearbeitet habe, ihre Ernährungsgewohnheiten maßgeblich umgestellt. Dies führe ich nicht nur auf die gewaltfreie und überaus leckere Ernährung zurück, sondern auch auf das gesundheitliche und seelische Wohlbefinden, welches sich bei einer abwechslungsreichen pflanzlichen Ernährung einstellt.
DU UND DAS TIER: Wie sammeln Sie Inspirationen für neue Rezepte und Kreationen?
Ich lasse mich von anderen Profi und Hobbyköchinnen und -köchen, Hausfrauen und -männern inspirieren oder schaue mir Rezeptbücher oder Magazine an. Ganz wichtig ist, dass man offen bleibt bei der Suche. Daher liebe ich kleine Märkte, besonders in fremden Ländern, auf denen man zahlreiche neue Lebensmittel findet und auch in den Gesprächen mit den Einheimischen tolle Anregungen erfährt.
Für einen gemütlichen Herbstabend auf dem Sofa empfiehlt Björn Moschinski zwei vegane Rezeptideen, die kinderleicht zuzubereiten sind. Zu den Rezepten.
DU UND DAS TIER: Nennen Sie Zutaten, die in keiner Küche fehlen sollten.
Ich bin ein Freund von Kräutern und Gewürzen. Auch gute Öle, ob zum Braten oder zum Verfeinern, sind für mich elementar. Was sich bei mir in den letzten Jahren geändert hat, ist die Verwendung von Salz. Nie habe ich Jod- oder Industriesalz genutzt oder empfohlen, doch war für mich Meersalz eine gute Option. Aber aufgrund der starken Belastung der Meere durch Mikroplastik kann ich dies definitiv nicht mehr empfehlen. Daher nutze ich Ur- oder Himalaya-Salz.
DU UND DAS TIER: Was ist Ihr Lieblingsgericht?
Das ist von der Tagesform abhängig. Ein Gericht, das ich immer essen könnte, sind gute Pellkartoffeln mit Quark – natürlich vegan – und frischem Lausitzer Leinöl. Dazu Zwiebeln in feinen Würfeln und Schnittlauch.
DU UND DAS TIER: Bei welchen veganen Süßigkeiten werden Sie regelmäßig schwach?
Bei keinen. Ich bin nicht der Süß-Esser und das ist auch recht einfach zu erklären. Wenn wir Heißhunger auf Süßes haben, möchte uns unser Körper etwas mitteilen. Denn in der Natur finden wir die Süße hauptsächlich in reifem Obst. Daraus können wir schlussfolgern, dass unser Körper ein Vitamin-Defizit hat und uns dazu bringen möchte, naturgemäß Obst zu essen. Doch meist greifen wir zu Schokolade und Co. bei der wir ja alle wissen, dass die Menge an Vitaminen sehr begrenzt ist. Bei einer Ernährungsumstellung ist es meist so, dass die Person mehr frisches Obst und Gemüse isst und weniger hoch verarbeitete Produkte. Daher werden in der Regel größere Mengen an Vitaminen und Nährstoffen aufgenommen, die einen Heißhunger auf Süßes mildern oder sogar stoppen. Auch kommt dazu, dass ein vegan lebender Mensch auf Milchprodukte und somit auf Botenstoffe und Hormone verzichtet, welche eine suchtähnliche Abhängigkeit erzeugen können. Dies ist auch der Grund, weshalb es den meisten Vegetariern so schwer fällt, auf Käseprodukte zu verzichten.
DU UND DAS TIER: Welche Projekte planen Sie als nächste?
Derzeit plane ich mein Koch-Showprogramm fürs neue Jahr und habe vor, mit einem befreundeten Koch ein Kochbuch herauszubringen. Auch bin ich gerade dabei, eine kleine Show- beziehungsweise Experimentierküche einzurichten, um mit Koch- und Infovideos mehr Menschen zu erreichen. Ansonsten bin ich offen für neue und spannende Projekte.
DU UND DAS TIER: Sie haben den Deutschen Tierschutzbund bereits bei seinem Kochbuch „Tierschutz genießen“ und beim Parlamentarischen Abend unterstützt. Stehen Sie uns auch in Zukunft mit Ihrem Engagement zur Seite?
Ja, ganz sicher! Ich bin sehr stolz, an diesem Projekt mitgewirkt zu haben, und darüber hinaus sehr froh, dass der Deutsche Tierschutzbund mit einem rein veganen Kochbuch ein Zeichen in Richtung Zukunft gesetzt hat. Es gehört sehr viel Mut und Weitsicht dazu, diesen Schritt zu gehen und sich gegen die alten Windmühlen zu stellen. Doch in unserer Geschichte finden wir zahlreiche Beispiele, die beweisen, dass es sich lohnt, diesen Schritt zu gehen und den Kurs mit aller Konsequenz zu halten.
DU UND DAS TIER: Ist die vegane Ernährung die Ernährung der Zukunft?
Ich bin kein Orakel und kann daher keine Aussage über unsere Zukunft treffen. Doch ganz nüchtern und objektiv gesehen, ist eine rein pflanzliche Ernährung die sinnvollste, gewaltfreieste, gesündeste und zukunftsfähigste Ernährung.