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Neustart für Amy

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Neustart für Amy

Die Beagle-Hündin Amy musste fünf Jahre in einem Labor in Tierversuchen leiden. In liebevoller Obhut lernt sie nun ein normales Hundeleben außerhalb der Forschungseinrichtung kennen und legt schrittweise ihre Zurückhaltung und Ängste ab. Nur wenigen Versuchstieren ist solch ein Happy End vergönnt.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Amy springt, tollt und flitzt durch die Heide. Beim Rennen stehen ihre langen Ohren immer wieder waagerecht in der Luft – beinahe wie Tragflächen. Als wolle sie gleich abheben. Es braucht nicht viel Fantasie, um dieses Gefühl von Freiheit in den Augen der Beagle-Hündin abzulesen zu können. Erst recht nicht, wenn man ihre Geschichte kennt. Denn noch vor wenigen Monaten sah das Leben des verspielten Tieres ganz anders aus: Fünf Jahre lang wurde sie in einem norddeutschen Tierversuchslabor namenlos in einen kleinen Zwinger gesperrt und immer wieder Experimenten ausgesetzt. Die Angst und Schmerzen, die Amy in dieser Zeit durchmachen musste, kann man nur ansatzweise erahnen. Dank des Einsatzes von Tierschützern hat der gequälte Hund vor einem halben Jahr über Umwege ein echtes, warmherziges und verständnisvolles Zuhause bei Tamara M. gefunden. „Amy war ein gebrochenes Seelchen“, erzählt ihre neue Halterin. „Sie war sehr ängstlich, schreckhaft bei Geräuschen und mit ihren fünf Jahren quasi noch auf dem Stand eines Welpen, da sie natürlich überhaupt keine Ahnung hatte, wie man mit anderen Hunden umgeht und sich im Alltag zurechtfindet.“ Doch mit Geduld, ihrem Bauchgefühl und viel Liebe hat sich M. dem Tier nach seinen traumatischen Erlebnissen angenommen. Zwei Mischlinge hatte sie vorher bereits aufgenommen und die Integration in die Mensch-Tier-WG verlief erstaunlich problemlos. „Die beiden bringen Amy ganz viel bei, was ich als Mensch nicht leisten kann.“ Es sei sehr berührend zu sehen, wie die Hündin dank ihrer tierischen Lehrer ihr Sozialverhalten gegenüber Artgenossen entwickle.

Amy, die Beagle-Hündin, tollt durch die private Heide.

Nach Jahren im Labor kann Amy ihr Hundeleben genießen.

„Ich weiß nicht, was sie erlebt hat, da sie keine Narben hat, aber den Bildern nach zu urteilen, die ich aus dem Labor gesehen habe, frage ich mich, wie Tiere, die aus einer solchen Haltung stammen, überhaupt je wieder Menschen lieben können“, sagt M.. Wer sieht wie Amy, die mittlerweile das Schwanzwedeln entdeckt hat, andere Hunde zum Spielen auffordert, sich – noch etwas zögerlich – sogar ins Wasser traut und nach den Monaten in Freiheit herumtobt, würde sicherlich nicht vermuten, welches Martyrium hinter ihr liegt. In einzelnen Augenblicken blitzt ihr ängstliches Wesen jedoch durch. „Wenn Autos vorbeifahren, duckt sie sich sofort“, berichtet M., die sich bewusst ist, „dass wir das Leid der fünf Jahre nach und nach aufholen müssen und auch Spuren zurückbleiben werden“. Das habe sie auch bei einem Tierarztbesuch beobachten können, der zu Beginn nicht auffälliger als mit ihren anderen Hunden verlaufen sei. Doch nach einer notwendigen Behandlung an der Pfote erwachte die Beagle-Dame scheinbar nicht aus der Narkose. „Die Tierärztin hat dann nach einiger Zeit vorgeschlagen, Amy auf den Boden zu setzen, da sie vermutete, dass sie wach ist. Und so war es tatsächlich. Sie hat sich in dieser Untersuchungssituation tot gestellt.“

Für M. ist es darum „das größte Geschenk“, Amy heute so unbeschwert und frei zu sehen. Hunde sind ihr seit frühester Kindheit ans Herz gewachsen. Schon ihr Vater habe Tiere in Not aufgenommen. „Sie geben einem doppelt und dreifach zurück, was man für sie tut, es gibt nichts Schöneres“, schwärmt sie.

Amys Leidensweg hat ein wunderbares Happy End. Das ist leider nur wenigen Versuchstieren vergönnt. In deutschen Laboren sterben jährlich laut der offiziellen Statistik noch immer fast drei Millionen Tiere. Allein 3.993 Hunde – viele davon ebenfalls Beagle – bezahlten 2018 den Forscherdrang und die Trägheit von Politik und Behörden dabei, endlich aus Tierversuchen auszusteigen, mit ihrem Leben. Unter anderem in gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitsprüfungen von Pflanzenschutz- und Arzneimitteln sowie in Versuchen für die Grundlagenforschung. Der Deutsche Tierschutzbund gibt den Tieren eine Lobby und klärt über die Probleme von Tierversuchen und die Vorteile von tierversuchsfreier Forschung, Lehre und Sicherheitsprüfung auf, ob bei Podiumsdiskussionen, in Vorträgen auf wissenschaftlichen Kongressen, bei der Mitarbeit in Experten-Arbeitsgruppen oder durch Informationen für die Öffentlichkeit. Darüber hinaus engagiert er sich für eine tierversuchsfreie Forschung und für gesetzliche Regelungen, die Tierversuche langfristig verbieten und durch tierversuchsfreie Methoden ersetzen.

Die Tiere brauchen Sie

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    www.tierschutzbund.de/spendenprojekt-tierversuche
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