Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER
Es muss endlich ein Umdenken stattfinden hin zu besseren Haltungsbedingungen für Tiere in der Landwirtschaft und zu einer verantwortungsvolleren Ernährung – Karen Alwardt, Jugendbeauftragte der Tierschutzjugend Nordrhein-Westfalen, und Heike Heinrichs, Jugendgruppenleiterin des Tierschutzvereins für den Kreis Düren, haben genug von den fatalen Auswirkungen, die durch die industrielle Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion verursacht werden. Zusammen mit 14 Jugendlichen und Gruppenleitern der Tierschutzjugend NRW waren sie nach Berlin gereist, um an der Demo „Wir haben es satt!“ teilzunehmen und eine Agrarreform zu fordern. „Je mehr Menschen mitmachen, desto mehr können wir hoffentlich bewegen“, so Alwardt. Die Teilnehmerzahl war in der Tat beeindruckend: Rund 27.000 Menschen zogen zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche lautstark, bunt und mit Plakaten durch das Berliner Regierungsviertel. Ein Bündnis aus mehr als 50 Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Tier-, Natur-, Umweltund Verbraucherschutz hatte zu der Demo aufgerufen – darunter auch der Deutsche Tierschutzbund.
Wie in den Jahren zuvor war der Verband wieder mit zahlreichen Vertretern seiner Landesverbände und angeschlossenen Tierschutzvereine sowie Mitarbeitern vor Ort – mit Fahnen, Trillerpfeifen und Tierkostümen ausgerüstet protestierten sie für eine artgerechtere Tierhaltung, mehr Arten- und Umweltschutz und mehr Unterstützung für Kleinbauern. „Ich wohne auch auf dem Land und sehe, was mit den Bauern gemacht wird – sie geraten in eine Spirale, aus der sie nicht mehr herauskommen“, sagte Holger Sauerzweig-Strey, Vorsitzender des Landesverbandes Schleswig-Holstein. Immer mehr Landwirte setzen sich daher zur Wehr. So waren rund 170 von ihnen aus dem ganzen Bundesgebiet auf ihren Traktoren angereist, um den in Berlin tagenden Agrarministern eine Protestnote zu überreichen.
Auch bei der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor richteten die Bühnenredner deutliche Worte an die Politik: „Dem politischen Tierschutz ging es nie so schlecht wie heute“, sagte Frank Meuser, Geschäftsführer Politik beim Deutschen Tierschutzbund. Er kritisierte angesichts gravierender Missstände, wie die erneute Fristverlängerung der betäubungslosen Ferkelkastration, das anhaltende Kükentöten und die Kastenstandhaltung, mangelnde Handlungsbereitschaft seitens der Bundesregierung. Er und die anderen Demonstranten nahmen daher vor allem Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in die Pflicht. Denn die Bundesregierung hat jetzt die Chance, während ihrer EU-Ratspräsidentschaft in der zweiten Jahreshälfte die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU mitzugestalten und die Weichen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu setzen.