Im Einsatz für die Tiere

Außenstellen für Tierheime

Im Einsatz für die Tiere

Außenstellen für Tierheime

Um die Vermittlungschancen ihrer zahlreichen Schützlinge zu vergrößern, stellen verschiedene Tierheime ihre Bewohner nun in bundesweit sechs Adoptierstuben vor.

  • Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER

Ein Degu in einer der Adoptierstuben.

In bundesweit sechs Adoptierstuben können Kunden zu vermittelnde Reptilien wie diese Bartagame (o.) oder Kleintiere wie zum Beispiel Degus erleben.

Normalerweise sind Kunden, die Märkte der Fressnapf-Gruppe besuchen, auf der Suche nach Futter, Spielzeug oder Zubehör für ihre tierischen Lieblinge. In mittlerweile sechs Märkten im ganzen Bundesgebiet treffen sie jedoch auch auf liebenswerte Tierheimtiere, die dort auf ein neues Zuhause warten. Mit seinen „Adoptierstuben“, die Fressnapf gemeinsam mit ausgewählten Tierschutzvereinen betreibt, möchte das Unternehmen überlastete Tierheime unterstützen, die Vermittlungschancen der dort lebenden Schützlinge steigern und gleichzeitig den gewerblichen Handel mit Tieren begrenzen. Der Deutsche Tierschutzbund begleitet das Projekt seit der Eröffnung der ersten Adoptierstube in Marburg im Jahr 2013. Hier verläuft die Zusammenarbeit schon lange erfolgreich, so hat sich die durchschnittliche Verweildauer der Tierheimtiere von 60 bis 90 Tagen auf 25 bis 40 Tage reduziert. Zuletzt wurde unter anderem eine Adoptierstube in einem Kölner Fressnapf-Markt eröffnet – sie dient dem Konrad-Adenauer-Tierheim in Köln-Zollstock als Außenstelle. In Kleintiergehegen mitten in der Filiale sind nun beispielsweise Kaninchen, Degus und Meerschweinchen zu sehen. Größere Tiere wie Hunde und Katzen bekommen die Kunden jedoch nicht persönlich zu Gesicht – um auf sie aufmerksam zu machen, stellt das Tierheim sie über

Die Kleintiergehege und Terrarien sind nur in Begleitung geschulter Fressnapf-Mitarbeiter zugänglich, sodass die Tiere in den Adoptierstuben vor zu viel Nähe geschützt sind.

Steckbriefe und Schautafeln vor. „Hunde und Katzen haben ganz andere Ansprüche als Kleintiere. Sie in einer Filiale zu beherbergen, wäre nicht tiergerecht“, erläuterte Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, bei der Eröffnung in Köln. „Bei Kleintieren ist das anders – die Mitarbeiter des Tierheims und des Marktes können sie hier in gut gestalteten Gehegen durchaus vernünftig unterbringen.“

Schutz vor zu viel Nähe

Im Vergleich zu vielen Zoofachhandlungen in den USA oder auch anderen europäischen Ländern, wo Tiere noch immer in Schaufenstern ausgestellt sind, werden die Kleintiere in den Adoptierstuben vor zu viel Nähe zu den Kunden geschützt. So ist der Bereich nur in Begleitung geschulter Mitarbeiter des Fressnapf-Marktes zugänglich. Diese kümmern sich auch um die fachmännische Versorgung der Tiere. Die beteiligten Tierheime freuen sich über die Unterstützung: „Für uns ist die Adoptierstube eine tolle Chance – wir hoffen, dass unsere Schützlinge auf diesem Weg mehr Aufmerksamkeit bekommen und noch schneller ein passendes Zuhause finden“, sagt Gunda Springer, die im Tierheim Köln-Zollstock für die Kleinsäuger zuständig ist.

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes (2. v. l.), Gunda Springer vom Tierheim Köln-Zollstock (3. v. l.) und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller (4. v. l.) in Köln.

Sie hat zum Beispiel die beiden Kaninchen-Damen Boogie und Woogie für die Adoptierstube ausgesucht. „Woogie war bislang etwas schwieriger zu vermitteln, da sie eine alte Verletzung an einem Hinterlauf hat und diesen nicht mehr richtig benutzen kann. Sie kommt damit aber gut zurecht.“ Zurzeit kümmern sich die Kölner Tierheimmitarbeiter um insgesamt etwa 150 Tiere, darunter rund 40 Kleintiere.

Vermittlungsgebühr der Adoptierstuben dient dem Tierschutz

Die Vermittlung läuft direkt über die jeweiligen Kooperationstierheime, die die professionell eingerichteten Gehege in den Fachmärkten auch unentgeltlich nutzen dürfen. Findet ein Tier ein neues Zuhause, fließt die Vermittlungsgebühr zu hundert Prozent an den Tierschutzverein als Betreiber des Tierheims. Dieser legt auch die entsprechende Gebühr selbstständig fest. Fressnapf übernimmt zudem alle entstehenden Kosten für die Versorgung der Tiere. Die teilnehmenden Märkte verzichten außerdem künftig darauf, Tiere der gleichen Art selbst zu verkaufen, und stellen die frei gewordenen Kleintiergehege und Terrarien ausschließlich den Tierheimen zur Verfügung.

Elisabeth Haase, Leiterin des Tierheims Uhlenkrog Kiel (2. v. l.), Dr. Olaf Türck, Leiter des tierärztlichen Dienstes bei Fressnapf (3. v. l.), und Patrick Boncourt, Deutscher Tierschutzbund (r.), in Schwentinental.

Elisabeth Haase, Leiterin des Tierheims Uhlenkrog Kiel (2. v. l.), Dr. Olaf Türck, Leiter des tierärztlichen Dienstes bei Fressnapf (3. v. l.), und Patrick Boncourt, Deutscher Tierschutzbund (r.), in Schwentinental.

Auch Reptilien im Fokus

Neben Köln und Marburg gibt es auch in Mannheim, Tübingen, München und seit November vergangenen Jahres in Schwentinental in Schleswig-Holstein Adoptierstuben. Über die beiden Letzteren werden indes nur Reptilien vermittelt – der Markt in Schwentinental kooperiert dabei mit der Reptilienstation des Tier-, Natur- und Jugendzentrums Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes und mit dem Tierheim Uhlenkrog des Tierschutzvereins für Kiel und Umgebung. „Die Terrarien sind hier sehr schön und bedarfsgerecht gestaltet“, schildert Patrick Boncourt, Referent im Tierschutzzentrum Weidefeld. Mit seiner Reptilienstation bietet der Deutsche Tierschutzbund Tierheimen Unterstützung – diese kommen gerne auf dieses Angebot zurück, da vielen von ihnen die Kapazitäten fehlen, Reptilien bei sich aufzunehmen. „Natürlich ist auch unser Platz begrenzt“, sagt Boncourt. „Wir sind aber zuversichtlich, mithilfe der Adoptierstube noch schneller fachkundige neue Besitzer für unsere Bartagamen, Nattern und Co. zu finden.“

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