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So läuft die Vergesellschaftung der Kragenbären im Tierschutzzentrum Weidefeld

Kennenlernen ohne Zeitdruck

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So läuft die Vergesellschaftung der Kragenbären im Tierschutzzentrum Weidefeld

Kennenlernen ohne Zeitdruck

Die Kragenbärin Malvina lebt seit März im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes. Das Tier, das aus einer Auffangstation bei Kiew evakuiert wurde, gewöhnt sich an der Ostsee immer besser ein. Doch bis sie die weitläufige Bärenanlage gemeinsam mit ihren Artgenossen Balou und Serenus erkunden kann, braucht der ängstliche Neuzugang noch etwas Zeit. Das Team vor Ort begleitet die Vergesellschaftung der drei Bären mit großer Sorgfalt und Vorsicht.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Malvina ist als Neuzugang noch ängstlich. Allerdings zeigt sie mittlerweile immer wieder Interesse an ihren Artgenossen und ist auch am Schmusegitter zunehmend entspannter.

„Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst.“ In unserer hektischen Gesellschaft gelingt es zwar nicht immer, diesen Ratschlag zu befolgen. Doch wohl die meisten wünschen sich genau das, wenn sie vor Herausforderungen stehen oder sich in einem neuen Umfeld zurechtfinden müssen. So geht es auch Malvina. Und darum bekommt die Kragenbärin, die im März 2022 aus einer Auffangstation bei Kiew evakuiert wurde und seitdem im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes lebt, genau diese Zeit. „Ursprünglich hatten wir optimistisch geplant, sie bereits im Spätfrühjahr mit ihren Artgenossen Balou und Serenus zusammenbringen zu können. Denn in dieser Zeit, in der sich die Tiere üblicherweise auch paaren, sind die Bären meist besonders zugänglich und gehen harmonisch miteinander um“, berichtet Patrick Boncourt, Referent und stellvertretender Leiter des Tierschutzzentrums. Doch noch ist Malvina dafür zu scheu. Sie reagiert empfindlich auf jede Art von Veränderung oder unbekanntem Geräusch.

Das Team beobachtet das Verhalten von Malvina und Co. genau

Boncourt und seine Kollegen möchten die Vergesellschaftung möglichst schonend durchführen und beobachten die Tiere darum genau. „Wir achten darauf, wie sich der Neuankömmling gegenüber den beiden anderen verhält und umgekehrt.“ Die Bären haben Sichtkontakt über die Zäune der weitläufigen Bärenanlage, auf der auch drei Braunbären leben, die wie Malvina aus schlechter Haltung stammen. Zeigen die Tiere typische Verhaltensweisen wie Dominanz- oder Drohgebärden? Reagiert ein Tier mit großer Angst, Panik oder Stress? Solange das Team dies registriert, sind die Erfolgsaussichten für eine Vergesellschaftung gering. Sobald die Bären jedoch Interesse aneinander zeigen und sich weitgehend ruhig und entspannt verhalten, können die Planungen beginnen.

Serenus (rechts) ist in der Dreierkonstellation der ruhigste und selbstbewussteste Bär.

Menschen können die Bären nicht beeinflussen

„Dann beginnt die ‚Feinarbeit‘. Da wir in diesem Fall ein kleines, eher zierliches und noch recht junges Weibchen mit zwei älteren, sehr erfahrenen und etablierten Männchen zusammenführen möchten, ist von Anfang an klar, dass wir sehr behutsam vorgehen müssen“, sagt Boncourt. Dabei haben die erfahrenen Mitarbeiter in Weidefeld keinen Einfluss darauf, ob und wie schnell die Tiere aufeinander zugehen. „Es ist genau wie beim Menschen. Entweder mögen die Tiere sich oder eben nicht. Auf Krampf können wir die Vergesellschaftung nicht erzwingen.“ Das würde letztlich zwangsläufig dazu führen, dass eines oder mehrere Tiere dauerhaft gestresst sind und unter der Haltung leiden.

Erste zaghafte Kontakte am „Schmusegitter“

Doch die aktuellen Signale in der Bärenanlage an der Ostsee sind positiv. Mittlerweile verzeichnen die Betreuer trotz Malvinas anhaltender Nervosität gegenseitiges Interesse der Bären. Sogar am sogenannten „Schmusegitter“ zeigt die zurückhaltende Bärendame sich zunehmend entspannter. „Das ist im Grunde eine Schleuse, die durch Gitterstäbe und engmaschigen Volierendraht gesichert ist. So können die Tiere sich zwar sehr nah kommen, im Ernstfall aber nicht verletzen“, erläutert Boncourt. „Erst wenn alle Tiere sich kennenlernen konnten und sich gegenseitig akzeptieren, werden wir alle drei Bären dauerhaft zusammen halten können“, sagt der Experte.

Balou ordnet sich seinem Bruder eher unter, hat aber vergleichsweise größeres Interesse an Malvina.

Keine Aufregung vor der Winterruhe

Bis dahin könnten jedoch noch einige Monate ins Land ziehen. „Da wir keinen Zeitdruck haben, tendieren wir momentan dazu, die Drei im nächsten Frühjahr zusammenzuführen. Ein Jahr Eingewöhnungszeit ist nicht unüblich“, erklärt Boncourt. Sollte sich Malvinas zaghaftes Verhalten in den kommenden Wochen wider Erwarten überraschend schnell positiv entwickeln, wäre eine kurzfristige Zusammenführung auch in diesem Jahr theoretisch noch möglich. Allerdings nur in einem beschränkten Zeitraum. Denn bald beginnt die Vorbereitung für die Winterruhe. „In dieser Zeit möchten wir die Tiere nicht mehr unnötig aufregen.“ Wahrscheinlich finden Malvina, Balou und Serenus darum erst im Mai oder Juni 2023 zueinander. Sie bekommen eben die Zeit, die sie brauchen.

NEUES AUS WEIDEFELD

  • Nicht nur die Arbeit mit Bären macht den Berufsalltag im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes so spannend. Die Pflege der unzähligen verschiedenen Tiere stellt die Mitarbeiter auf dem 13 Hektar großen ehemaligen Bundeswehrgelände stets vor neue Herausforderungen. Darum berichten wir von nun an regelmäßig aus Norddeutschlands größter Tierschutzeinrichtung.
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Bildrechte: Artikelheader: Deutscher Tierschutzbund e.V. – Kristina Steiner (Bär blickt aus Tor); Fotos: Deutscher Tierschutzbund e.V. – Kristina Steiner (Bär blickt aus Tor, Bär auf Wiese); Deutscher Tierschutzbund e.V. (2 Bären)