News der Woche: Künftig nur weiße statt braune Eier zu kaufen – Umstellung ist nicht tierschutzgerechter

Berlin – Der Bundesverband der deutschen Eiererzeuger*innen hat angekündigt, dass die Verbraucher*innen in einigen Jahren voraussichtlich keine braunen Eier mehr im Supermarkt finden. Denn viele Züchter*innen stellen von braunen Hühnern auf weiße um. Der Vorsitzende des Verbandes Henner Schönecke begründet dies Medienberichten zufolge damit, dass weiße Hühner einfacher zu halten seien, weniger Platz benötigen sowie länger leben und Eier legen. Sie fressen weniger, seien zudem leichter und kleiner. Dies gelte auch für ihre Eier, wodurch das Legen weniger anstrengend sei, so Schönecke. Diese Annahme ist jedoch ein Trugschluss: „Die Eier sind proportional kleiner zu ihren Körpern. Dadurch ist das Legen nicht weniger erschöpfend, zumal die Eier der weißen Hennen nicht zwangsläufig kleiner sind“, sagt Annika Lange, Referentin für Tiere in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund. Das Gefieder gibt in der Regel Aufschluss über die Farbe der Eier. Entscheidend sind allerdings die sogenannten Ohrscheiben, also die Hautlappen unterhalb der Ohren der Hühner. Sind diese weiß, sind auch die Eier weiß. Sind sie rot, legt ein Huhn braune Eier. Derzeit liegt der Anteil brauner Eier in den Supermärkten bei 30 Prozent. Discounter bieten schon jetzt häufig keine mehr an. Vor etwa zehn Jahren seien hierzulande mehr braune als weiße Eier im Einkaufskorb gelandet. Laut einer Befragung des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft sind braune Eier bei älteren Menschen beliebter. Bei Jüngeren spielen eher Aspekte wie Tierhaltung und Regionalität eine Rolle. 236 Eier verbrauchten die Deutschen 2023 durchschnittlich pro Kopf, das sind sechs Eier mehr als im Vorjahr.

Hühner leiden unter ständigem Eierlegen

In erster Linie sind die Eigenschaften weißer Hühner für die Industrie von Vorteil, da sie so noch mehr Eier pro Fläche produzieren und mehr Profit machen kann. Die Aussagen des Verbandes der deutschen Eiererzeuger*innen suggerieren jedoch, dass es dabei um Tierschutz gehe. „Zwar profitieren die Hühner von mehr Platz und einer längeren Lebensdauer, aber das allein reicht natürlich nicht, um den Tieren gerecht zu werden. Denn die Haltung dieser Tiere ist weit entfernt von Tierschutz. Hühner brauchen Auslauf mit genügend Unterschlupfmöglichkeiten und Platz zum Scharren und Sandbaden, Beschäftigung sowie eine gute Betreuung“, so Lange. Die Umstellung auf weiße Legehennen ändert darüber hinaus nichts an der Tatsache, dass auch sie auf Hochleistung gezüchtet wurden. So legen sie durchschnittlich 300 Eier pro Jahr. „Darunter leiden sie extrem, da dies unter anderem zu Entzündungen des Legeapparats, Knochenschwäche und Brustbeinbrüchen führt. Und wenn sie schließlich aussortiert werden, leiden auch diese Tiere unter den schlimmen Bedingungen bei Transport und Schlachtung“, führt Lange fort. Zum Vergleich: Urhühner legen maximal 40 Eier pro Jahr. Insgesamt werden in Deutschland rund 44 Millionen Legehennen gehalten. Um etwas gegen das Tierleid zu unternehmen, können Verbraucher*innen pflanzliche Produkte wählen. Eier lassen sich beim Backen beispielsweise durch Bananen, Leinsamen oder Sojamehl ersetzen. Auch herzhafte Speisen kommen hervorragend ohne Ei aus: Tofu eignet sich zum Beispiel gut als Rührei-Alternative. In den Publikationen „Tierschutz genießen – Die Vorratskammer“ und „Tierschutz genießen – Die Vorratskammer Rezepte“ des Deutschen Tierschutzbundes finden Sie weitere Tipps und Rezepte ohne Eier.

(© Symbolfoto: Unsplash – Laurence Fusco (weißes Huhn))

 

 

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