Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER
Jede ausgestorbene Haiart ist ein schmerzlicher Verlust. Fehlen Haie, nimmt zudem die Zahl der nächstgrößeren Beutetiere zu. Die wiederum machen verstärkt Jagd auf Pflanzenfresser. Ein Ungleichgewicht der Fauna und Flora unter Wasser droht.
Beifang bezeichnet die anonyme Masse an Tieren, die die Fischerei aus den Meeren holt, obwohl sie nicht das eigentliche Ziel sind. Jährlich fallen geschätzt zwischen sechs und 27 Millionen Tonnen Meerestiere dem Beifang zum Opfer, die oftmals tot oder lebendig wieder über Bord geworfen werden, darunter auch Millionen Haie.
CITES steht für Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora, auch bekannt als das Washingtoner Artenschutzübereinkommen. Darin sind zwölf Haiarten, darunter der Riesenhai, Weißhai und Walhai, aufgenommen. Das reguliert den Handel mit ihnen streng. Auf CITES-Artenschutzkonferenzen wird stetig über die Aufnahme weiterer Arten diskutiert.
Mit ihren Druck- und Temperatursensoren in der Haut können Haie kleinste Veränderungen wahrnehmen. Das hilft ihnen neben ihrem ausgeprägten Geruchssinn und einem Sinn für elektromagnetischer Felder dabei, ihre Beute aufzuspüren.
Allein in den Gewässern rund um Europa leben rund 70 Haiarten. Weltweit sind es etwa 530.
Fischer haben es aufgrund des hohen Marktwertes vorwiegend auf die Flossen von Haien abgesehen. Dort wo sie keine Kontrollen befürchten, trennen sie diese den lebendigen Haien einfach ab und schmeißen die Tiere anschließend wieder ins Wasser. Diese grausame Prozedur, nach der die Haie hilflos verbluten, ersticken oder gefressen werden, heißt „Finning“.
Während Haie schwimmen, fließt das Wasser auf einer Seite in die Nase hinein und auf der anderen wieder hinaus. Währenddessen gleitet es im Inneren an vielen Falten vorbei, die insgesamt eine sehr große Fläche bilden. Auf ihr analysieren Rezeptoren im Zusammenspiel mit dem Gehirn Geruchsstoffe. Dadurch können Haie rund 10.000 Mal besser riechen als Menschen. So nehmen sie beispielsweise einen Tropfen Blut aus mehr als einem Kilometer Entfernung wahr.
Unterstützen Sie die Arbeit des Deutschen Tierschutzbundes: Werden Sie Fördermitglied und erhalten Sie das Magazin DU UND DAS TIER frei Haus. Wir informieren Sie über alle tierschutzrelevanten Entwicklungen mit Berichten, Reportagen und spannenden Hintergrundberichten und Sie helfen uns dabei, den Tieren zu helfen.
Über die Haut verlieren viele Haiarten Wärme, nicht so die Makrelenhaie. Ihre Adern ermöglichen es ihnen, Wärme zwischen dem Blut in den Muskeln und dem kalten, aber mit viel Sauerstoff angereicherten Blut in den Kiemen auszutauschen. Weil viele der Muskeln im Körperinneren liegen, ist der Wärmeverlust über die Schichten unterhalb der Haut gering. So halten beispielsweise Weiße Haie, die zu den Makrelenhaien gehören, eine konstant hohe Körpertemperatur. Dank ihr können sie auch in kälteren Gewässern schwimmen und jagen.
Australische Wissenschaftler gehen davon aus, dass Haie Menschen nicht gezielt angreifen. Demnach verwechseln sie sie eher oder wollen sie erforschen. Darum werben die Akademiker dafür, in Medien- und Behördenberichten keine „Hai-Attacken“, sondern „Interaktionen“ zu vermelden. Das soll Ängste vor den Tieren nicht weiter zu schüren. Zwei australische Bundesstaaten haben bereits angekündigt, diesem Vorschlag folgen zu wollen.
Ein Hammerhai-Weibchen hat sich in Gefangenschaft fortgepflanzt, ohne dass ein Männchen es befruchtet hat. Das ist das erste Mal, dass Forscher eine solche Jungfernzeugung bei Knorpelfischen nachweisen konnten.
Bis zu 20.000 Köder befinden sich an einer Langleine, die bis zu 130 Kilometer lang sein kann. Aufgrund der hohen Beifangquote gehört diese Fangmethode zu den großen Gefahren für die Haipopulationen.
Haie speichern in ihrer Leber große Mengen Fett als Energiereserve. Das Organ kann dann bis zu einem Viertel des Körpergewichts ausmachen. Zudem sorgt es für Auftrieb. Denn die Tiere haben keine Schwimmblase, die bei anderen Fischen diese Funktion übernimmt. Leider hat es auch der Mensch auf das fettreiche Organ abgesehen. Er verwendet die Öle daraus in der Chemie-, Pharma-, Kleidungs- und Lebensmittelindustrie.
Damit sich die Haipopulationen erholen können, bräuchten sie weitere Meeresschutzgebiete, die für ihr Wanderungen gut miteinander vernetzt sind. Regierungen müssten streng verbieten, dass Menschen darin weder fischen noch nach Öl bohren oder Windanlagen errichten dürfen.
Im deutschen Teil der Nordsee leben Hunds-, Glatt-, Katzen- und Dornhaie. Alle diese Arten messen meist maximal einen Meter und fressen bevorzugt Fische und Krebse. Menschen scheuen sie hingegen.
Haie sind weltweit in allen Ozeanen zu finden. Bereits seit 400 Millionen leben sie nachweislich in den Meeren der Erde. Damit die Präsenz der Knorpelfische nicht endet, muss der Mensch zwingend Schutzmaßnahmen ergreifen.
Wie alle Meeresbewohner leiden auch Haie unter der Verschmutzung der Meere. Sie verheddern sich in den Resten alter Fischernetze und in Plastikteilen. Zudem nehmen sie über den Verzehr von Fischen und Robben Mikroplastik auf oder fressen es direkt. Studien haben ergeben, dass Walhaie in der Java-See beispielsweise bis zu 120 Plastikteile pro Stunde aufnehmen.
Die Politik müsste weltweit strengere Fangquoten durchsetzen. Dann könnten sich die Bestände der Haie erholen. Biologen aus Kanada haben festgestellt, dass der Druck der Fischerei auf Haie und Rochen – bezogen auf ihre Gesamtpopulation – in den vergangenen Jahrzehnten um das 18-fache gestiegen ist.
Mit der sogenannten Radiokarbon-Methode haben Wissenschaftler die Augenlinsen von Grönlandhaien untersucht. In deren Kern gibt es Proteine, die sich während ihres gesamten Lebens nicht verändern. Diese konnten sie analysieren und dadurch ihr Alter bestimmen. Demnach waren die Tiere mindestens vor den 1950er-Jahren geboren, weil sich danach die messbare Radioaktivität in der Atmosphäre nach den Tests von Atombomben erhöht hat. Mindestens 70 Jahre alte Grönlandhaie sind aber keine Seltenheit. Sie können sogar über 500 Jahre alt werden.
Manche Arten wie der Stierhai wagen sich aus den Meeren auch in Flüsse und finden sich in deren Süßwasser zurecht. Die Tiere wurden bereits im Mississippi, Amazonas und Ganges entdeckt. Manche Flusshaie leben sogar ausschließlich in Süßwasser.
Auch Sportangler haben es auf Haie abgesehen. Ihre Gebisse gelten unter ihnen als wertvolle Trophäen. Selbst wenn Angler die Tiere wieder freilassen, riskieren sie deren Tod. Die Muskeln der Hammerhaie beispielsweise übersäuern schon nach Minuten des Kampfes am Angelhaken. Die dabei produzierte Milchsäure belastet potenziell die Niere. Das kann später zum Tod des vermeintlich „nur“ durch den Haken verletzten Tieres führen.
Die immensen Auswirkungen der Fischerei gelten als die größte Bedrohung für die Haie, die an der Spitze der maritimen Nahrungskette stehen. In den letzten 50 Jahren sind ihre Bestände um mehr als 70 Prozent gesunken. Vorwiegend sterben sie als Beifang, in manchen Regionen gilt die Jagd jedoch auch gezielt ihrem Fleisch und ihren Flossen.
Wohl nur die wenigsten würden bewusst Haifleisch kaufen. Doch getarnt als Schillerlocke und unter weiteren Begriffen gelangen Produkte mit Fleisch des Dornhais auch in Deutschland in den Handel. In Asien haben Forscher anhand von DNA-Proben Haifleisch auch in Tierfutter entdeckt,
Walhaie sind die größten Fische überhaupt. Mit bis zu 18 Metern Länge – im Schnitt messen sie zehn bis zwölf – sind sie wahre Giganten. Die Weibchen können in Eiern bis zu 300 Embryonen im Bauch tragen und dabei selbst steuern, wann sie diese gebären. Zuweilen sind sie jedoch erst mit 30 bis 40 Jahren geschlechtsreif.
Einzelne Haiarten haben bis zu acht Reihen Zähne. Verlieren sie einen, rückt ein anderer von hinten in die Lücke. Ein weiterer wächst nach. In extremen Fällen kann ein Hai so während seines Lebens auf bis zu 30.000 Zähne kommen.
Bildrechte: Artikelheader: Unsplash – Jeremiah Del Mar (Walhai unter der Oberfläche); Fotos: Unsplash – Clayton Cardinalli (Schiff), Gerald Schömbs (einzelner Hai), Tomas Gonzalez de Rosenzweig (mehrere Haie unter der Oberfläche), Dorothea Oldani (Walhai)