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Interview mit Jasmin Stoiber von Hunde für Handicaps

„Liebevoll fördern, ohne zu überfordern“

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Interview mit Jasmin Stoiber von Hunde für Handicaps

„Liebevoll fördern, ohne zu überfordern“

Jasmin Stoiber ist Vorstandsmitglied des Vereins „Hunde für Handicaps“ und Halterin eines Assistenzhundes. Im Interview berichtet sie, wie die anspruchsvolle Ausbildung der Hunde abläuft, nach welchen Kriterien die Tiere Interessenten mit Behinderung zugeteilt werden und weshalb Nachbesserungsbedarf bei der Finanzierung besteht.

  • Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER

Jasmin Stoiber, Vorstandsmitglied von Hunde für Handicaps, mit Snickers, einem Assistenzhund in Ausbildung.

Frau Stoiber, Ihr Verein Hunde für Handicaps bietet zwei Ausbildungswege für Hunde an. Wie sehen diese aus?

Hunde für Handicaps bietet zum einen ein sogenanntes Patenprogramm an, bei dem unser Verein Welpen aufzieht. Wenn die Hunde ein Jahr alt sind, suchen wir diejenigen aus, die die Anforderungen an die Ausbildung und an das Leben als Assistenzhund erfüllen. In der sogenannten Selbstausbildung kommen wiederum Menschen mit Behinderungen mit ihren Hunden zu uns, um die Ausbildung gemeinsam mit ihrem Hund zu durchlaufen. Bei beiden Ausbildungswegen gelten dieselben Eignungskriterien an den Hund, die erfüllt sein müssen, damit aus einem Hund ein Assistenzhund wird.

„Liebevoll fördern, ohne zu überfordern und spielerisch die Welt entdecken, ist unsere Devise.“

– Jasmin Stoiber

Das Patenprogramm ist folgendermaßen organisiert: Unsere Hunde kommen bei verantwortungsvollen Züchtern zur Welt, die ein großes Augenmerk auf die erbliche Gesundheit und Wesensfestigkeit der Elterntiere und Ahnen richten und bereits die Welpen altersgerecht sozialisieren und an Umweltreize gewöhnen. Im Alter von acht bis zehn Wochen wechseln die Welpen von den Züchtern zu von uns geschulten und wöchentlich betreuten Patenfamilien. Die Welpen wachsen dann in den Patenfamilien heran, deren Bestreben es ist, dem Hund eine gute Aufzucht, Sozialisation und Habituation [wenn ein Hund sich an Umweltreize wie Straßenlärm gewöhnt, Anm. d. Red.] zu bieten. Dabei gehen wir individuell auf die Bedürfnisse eines jeden Hundes ein, um Überforderung zu vermeiden. Liebevoll fördern, ohne zu überfordern und spielerisch die Welt entdecken, ist hierbei unsere Devise.

Wie genau läuft die Ausbildung eines Assistenzhundes ab, der zu Ihrem Patenprogramm gehört?

Nachdem unsere Hunde bei ihren Patenfamilien eingezogen sind, lernen sie unter Anleitung unserer erfahrenen Trainerinnen gemeinsam spielerisch die Welt und das kleine Hunde-1×1 kennen. Hierbei sehen wir jeden Junghund als Individuum und fördern ihn individuell, ohne ihn zu überfordern. Alle unsere Hunde im Patenprogramm werden anfangs mindestens zweimal wöchentlich, später einmal wöchentlich gemeinsam mit ihren Patenfamilien von unseren Trainerinnen betreut und angeleitet. Zudem stehen gemeinsame Ausflüge auf ihrem Stundenplan, wie zum Beispiel ein gemeinsamer Besuch im Tierpark oder Fahrten mit U-Bahnen, Bussen und im PKW. Unsere Trainingskoordinatorin ist zudem 24/7 für unsere Paten telefonisch erreichbar. Für die tierärztliche Versorgung steht uns eine erfahrene Tierarztpraxis zur Seite, zu der die Paten mit den Hunden gehen können.

Im Alter von acht bis zehn Wochen ziehen die Welpen bei geschulten und wöchentlich betreuten Patenfamilien ein.

Wie geht es weiter, wenn die Hunde bereits etwas älter sind?

Nach ihrer Grundausbildung und Sozialisation durchlaufen alle unsere Junghunde in einem Alter von circa zwölf bis 16 Monaten, je nach Entwicklungsstand, eine gesundheitliche Eignungsuntersuchung. Hierzu zählt zum Beispiel das Röntgen großer Gelenke und der Wirbelsäule, eine Blutentnahme für Laboruntersuchung und eine Untersuchung von Herz und Augen. Zudem machen wir im Verein Tests hinsichtlich der charakterlichen Eignung der Hunde. Dafür beobachten und dokumentieren wir die Entwicklung unserer Hunde beim Training und zusätzlich testen wir in einem sogenannten Stadtgang. Dabei suchen Bezugsperson und Hund unterschiedliche, alltägliche Umweltmuster auf und ein Tester beobachtet und dokumentiert die Reaktionen des Hundes. Ergänzend führen wir einen annähernd standardisierten Verhaltenstest – wir nennen das „Parcours“ – durch. In den Tests geht es darum, dass wir erkennen wollen, ob unsere Hunde für den Alltag als Assistenzhund talentiert sind.

Was zeichnet die Tiere aus, die Ihr Verein schließlich als angehende Assistenzhunde aussucht und nach welchen Kriterien teilen Sie die Hunde passenden Bewerbern zu?

Wichtig ist uns, dass sie ein sicheres, freundliches und entspanntes Verhalten im Umgang mit Menschen und Artgenossen haben und möglichst keinen oder allenfalls nur mild ausgeprägten Jagdtrieb zeigen. Wichtig ist uns auch, dass die Hunde möglichst stressresistent sind. Eine hohe Stressschwelle und Ausgeglichenheit schützen den Assistenzhund vor Überforderung, denn er muss in der Lage sein, seinen Menschen in unterschiedlichen Alltagssituationen zu begleiten, ansprechbar und kontrollierbar bleiben und bei Bedarf auch Assistenz leisten. Hunde, die sowohl gesundheitlich wie auch charakterlich geeignet sind, werden dann mit unseren Bewerbern verglichen und wir schauen, welcher Hund zu welchem Menschen und in welchen Alltag passen könnte. Haben wir ein Mensch-Hund-Paar gefunden, das passen könnte, stellen wir Mensch und Hund einander vor.

„Ein gut ausgesuchter und ausgebildeter Assistenzhund kann die Folgen der Behinderung mildern oder sogar teilweise ausgleichen.“

– Jasmin Stoiber

In der Regel sind die Menschen dabei sehr aufgeschlossen und freuen sich bei der Aussicht, einen Hund zu bekommen. Daher schauen wir genau auf den Hund, ob er signalisiert, dass er jemanden sympathisch findet. Es ist also der Hund, den wir „fragen“. Dafür braucht es manchmal auch mehrere Termine und Treffen. Wir können uns noch so viele Gedanken machen, am Ende ist es der Hund, der die letzte Entscheidung trifft. Springt der Funke bei beiden Parteien über, wird der Hund von einer unserer Trainerinnen speziell auf die Bedürfnisse „seines zukünftigen Menschen“ ausgebildet. Generell wählen wir Hunde aus, die Interesse und Spaß haben, mit Menschen zusammen zu arbeiten. So können wir davon ausgehen, dass das Anwenden des Gelernten und das Lösen von Aufgaben für unsere Hunde ein großer Spaß ist, weil damit Erfolgserlebnisse verbunden sind. Daher wäre es unfair und für den Hund frustrierend, wenn er nicht mehr gefordert würde, sobald er die Ausbildung erfolgreich beendet hat.

Wie geht es dann nach der Spezialausbildung weiter, nachdem Sie ein passendes Mensch-Hund-Paar gefunden haben?

Nach Beendigung dieser Spezialausbildung findet eine intensive Einarbeitung über mindestens drei Wochen statt. In der Zeit lernen Mensch und Hund, im Alltag gemeinsam zurechtzukommen. Im Anschluss an diese intensive Einarbeitungsphase bestreitet das Team weitere Trainingsstunden, erst wöchentlich und später in größeren Abständen, um nach etwa sechs Monaten gemeinsam vor externen, IHK-zertifizierten Prüfern die Assistenzhund-Team-Prüfung beim Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltensberater (BHV) abzulegen. Diese Abschlussprüfung markiert das offizielle Ende der Ausbildung. Doch auch danach stehen wir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite und bleiben in engem Kontakt mit unseren Teams. Außer weiterem Einzeltraining finden im Verein Vereinstreffen, Seminare zum Austausch und Fortbildungen statt.

Durch ihre hohe Stressschwelle und Ausgeglichenheit können Assistenzhunde ihre Halter in unterschiedlichen Alltagssituationen sicher begleiten.

Welche Fähigkeiten testen die Prüfer – sowohl bei den Hunden als auch bei deren Haltern?

Wichtig ist für uns vor allem, dass der Assistenzhund in all seinen Bedürfnissen als Hund und Sozialpartner wahrgenommen wird. Für uns als Verein ist die Zusammenführung von Mensch und Hund eine verantwortungsvolle Aufgabe. Sie erfordert, zum einen auf die Ressourcen und Fähigkeiten von Mensch und Hund zu vertrauen und zum anderen individuell passende Unterstützungsangebote zu schaffen und in der Umsetzung zu organisieren. Das betrifft nicht nur die Frage, wie und von wem der Hund versorgt wird, wenn die Hundehalter ins Krankenhaus oder in Reha müssen, sondern auch wie Hund und Mensch im Alltag miteinander zurechtkommen: Dazu gehört, dass Mensch und Hund miteinander eine harmonische Kommunikation finden müssen, damit sich beide Partner verstehen und verständlich machen können. Dazu gehört auch zu klären und zu vermitteln, wie der Assistenzhundehalter gemeinsam mit dem eigenen Hund spazieren gehen und spielen kann.

„Leider ist für Menschen mit Behinderungen je nach Wohnort, Freilaufverboten und aufgrund von Barrieren in der Umwelt das Spazierengehen mit Hund inklusive Gelegenheit für Freilauf mit mehr Aufwand verbunden.“

– Jasmin Stoiber

Leider ist für Menschen mit Behinderungen je nach Wohnort, Freilaufverboten und aufgrund von Barrieren in der Umwelt das Spazierengehen mit Hund inklusive Gelegenheit für Freilauf mit mehr Aufwand verbunden als für Hundehalter, die ohne Behinderungen leben. Auch gemeinsames Spielen und Beschäftigung für den Hund erfordert individuelle und kreative Ideen für barrierefreie Strategien. Hunde für Handicaps sieht sich in der Verantwortung, Menschen mit Behinderungen, die auf umwelt- und haltungsbedingte Barrieren stoßen, zu befähigen, eine hundegerechte Hundehaltung zu realisieren.

Wie gut gelingt das?

Bilanzziehend gelingt das gut: Unsere Mitglieder leben in einer guten, fürsorglichen und partnerschaftlichen Beziehung mit ihren Hunden. Sie profitieren von den Fähigkeiten ihrer Hunde und die Hunde profitieren von den Bedingungen, die ihre Menschen ihnen bieten: Unsere Assistenzhunde sind wenig beziehungsweise selten alleine, sie haben Aufgaben, die ihnen Spaß machen, denen sie gewachsen sind und für deren Erledigung sie gelobt, gefeiert und belohnt werden – für sie sind das tägliche Erfolgserlebnisse. Sie leben bei Haltern, die einen Rollstuhl benutzen, ebenerdig mit Rampen und ohne Stufen, was den Hunden im Alter zugutekommt, und sie sind die Stars und ungekrönten Prinzen und Prinzessinnen in Haushalt und Familie. Ein Status, den menschliche Assistenten in der Regel nicht erreichen?! (schmunzelt)

„Unsere Assistenzhunde sind wenig beziehungsweise selten alleine,
sie haben Aufgaben, die ihnen Spaß machen,
denen sie gewachsen sind und für deren Erledigung
sie gelobt, gefeiert und belohnt werden.“

– Jasmin Stoiber

Wie können Menschen sich um einen Assistenzhund bewerben?

Wir bilden ausschließlich Mobilitätsassistenzhunde für Menschen mit körperlichen Behinderungen aus. Wer Interesse an einem ausgebildeten Hund von uns hat, kann sich an unsere Trainingskoordinatorin Frau Gerke wenden und durchläuft dann mehrere Stufen unseres Bewerbungsprogramms, hier sind aber auch Abweichungen möglich:

  1. Schriftliche Bewerbung
  2. Bewerber-Seminar/ telefonisches Gespräch / Online-Meeting (seit Beginn der Coronapandemie)
  3.  Intensives Kennenlernen beim Bewerber zu Hause, um einschätzen zu können, ob einer unserer Hunde in das vorhandene häusliche Umfeld und die Umgebung passt
  4.  Auswählen eines passenden Hundes, „matching“ genannt, mit einem oder mehreren „Fragen wir den Hund“-Terminen
  5. Einarbeitung
  6. Einzug des Assistenzhundes in Ausbildung

Aber auch die Ausbildung eines bereits im eigenen Haushalt lebenden Hundes mit Unterstützung unserer Trainerinnen ist im Raum Berlin und Raum Kelkheim im Taunus nach Absprache möglich. Auch hier wenden Interessenten sich am besten an Frau Gerke.

Wie groß schätzen Sie allgemein die Nachfrage nach Assistenzhunden ein?

Die Anzahl von beziehungsweise der Bedarf an Assistenzhunden ist nicht zu beziffern, da es keine Dokumentation über die bereits vorhandene Anzahl von Assistenzhunden gibt. Selbst über Führhunde gibt es keine Zahlen, obwohl diese überwiegend durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) finanziert werden. Es existieren nur Schätzungen.

Bei den übrigen Assistenzhunden sind Schätzungen noch schwieriger, weil wir bis zum Inkrafttreten des Abschnitt 2b (§12e-j) im Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) keine klare Definition hatten, welcher Hund als „Assistenzhund“ zu benennen ist und welcher Hund eher die Kriterien für einen Therapie(-Begleit)hund, „emotional support dog“ oder einen Familienhund erfüllt.

„Generell wählen wir Hunde aus, die Interesse und Spaß haben, mit Menschen zusammen zu arbeiten. So können wir davon ausgehen, dass das Anwenden des Gelernten und das Lösen von Aufgaben für unsere Hunde ein großer Spaß ist, weil damit Erfolgserlebnisse verbunden sind.“

– Jasmin Stoiber

Die im Gesetz (§12 k) und im Koalitionsvertrag vorgesehene Studie soll unter anderem den Bedarf an Assistenzhunden untersuchen, sodass in ein bis zwei Jahren valide Zahlen vorliegen sollten.
Unsere Vermutung ist, dass viele Menschen mit Behinderungen Bedarf und Interesse an einem Assistenzhund hätten, sich aber den Wunsch aus Kostengründen nicht erfüllen können. Menschen mit Behinderungen sind oft im Arbeitsleben benachteiligt und haben geringere Karriere- und Verdienstmöglichkeiten als Menschen, die ohne Behinderungen leben. So sind teure Anschaffungen nicht realisierbar. Wichtig ist dabei auch zu bedenken, dass es mit den Kosten für Anschaffung und Ausbildung nicht getan ist, sondern die fortlaufenden Aufwendungen für die Haltung des Hundes und Tierarztkosten dauerhaft vorhanden sein müssen.

Aktuell können nur blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen bei der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) einen Führhund beantragen.

Damit sprechen Sie ein weiteres Problem an, mit dem viele Menschen, die sich einen Assistenzhund wünschen, konfrontiert sind …

Genau, denn aktuell können nur blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen bei der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) einen Führhund beantragen. Bei Bewilligung übernimmt dann die Krankenkasse die Kosten für den Führhund und dessen Haltung. Für Menschen mit anderen Beeinträchtigungen übernimmt kein Kostenträger die Kosten für einen Assistenzhund.

Weshalb ist das so? Warum übernehmen Krankenkassen in der Regel nur die Kosten für Blindenhunde und nicht auch für andere Assistenzhunde?

Das fragen wir uns auch. Die Krankenkassen vertreten den (sozialrechtlichen) Standpunkt, dass ein Assistenzhund einem Menschen, der zum Beispiel gehbehindert ist, nicht das Gehen ermöglichen kann. Um das Gehen auszugleichen, erhalte die Person von der Krankenversicherung einen Rollstuhl. Dabei verkennen die Krankenkassen jedoch die Konsequenz, dass Menschen, die einen Rollstuhl benutzen müssen, neue Einschränkungen erleben: Beispielsweise kann man im Rollstuhl sitzend schwer oder nicht mehr den Boden erreichen, um heruntergefallene Gegenstände aufzuheben, das Öffnen und Schließen von Türen ist schwer, mitunter sogar unmöglich, das Drücken von Schaltern ist oft nicht möglich, weil diese zu hoch oder zu verwinkelt angebracht oder durch Mobiliar – in öffentlichen Gebäuden oft Aschenbecher, Mülleimer oder Schirmständer, die drunter stehen – so verstellt sind, dass man nicht mehr dran reicht. Da kann ein Hund helfen und er kann noch viel mehr. Im Notfall kann ein Hund das Telefon bringen oder einen Notrufknopf drücken, um Hilfe zu holen.

Hündin Vida ist der 100. Welpe, den der Verein Hunde für Handicaps für ein Leben als Assistenzhund ausgewählt hat. Bevor sie eines Tages einen Menschen mit einer Behinderung begleiten darf, wird sie viele Prüfungen absolvieren, in denen sie sich beweisen muss.

Können angehende Halter von Assistenzhunden auch anderweitig finanzielle Unterstützung beantragen?

Bisher decken die Assistenzhundehalter, die nicht blind oder hochgradig sehbehindert und damit leistungsberechtigt für einen Führhund sind, die Anschaffung, Ausbildung und Haltung des Hundes privat. Um die Kosten für die Ausbildung zu decken, nutzen sie unterschiedliche Wege der Spenden-Akquise:

  • Private Spenden sammeln, zum Beispielinnerhalb der Familie sowie unter Freunden und über Crowdfunding auf Online-Portalen
  • Sammeln über gemeinnützige Vereine: Manche Ausbildungsstätten wie Hunde für Handicaps sind gemeinnützige Vereine; es gibt aber auch Fördervereine. Vorteil für die Spendenden ist, dass sie für ihre Spende eine steuerlich absetzbare Spendenquittung bekommen können
  • Unterstützung beantragen bei Stiftungen oder Fonds
  • Antragstellung bei Kostenträgern auf den Assistenzhund als Hilfsmittel oder Leistung der Eingliederungshilfe. Da ist unsere Erfahrung jedoch, dass es abschlägig beschieden wird, lange dauert und wenn man in Widerspruch gehen will, eine anwaltliche Begleitung angeraten ist

Am einfachsten ist es, wenn man es sich leisten kann, den Hund selbst zu bezahlen. Aber das ist selten der Fall.

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Wie finanziert denn Ihr Verein die Ausbildung der Assistenzhunde?

Hunde für Handicaps finanziert die Hundeausbildung über Spenden. Aber wir halten das politisch und gesellschaftlich für falsch, weil es Menschen mit Behinderungen in die Rolle von Bittstellern drängt, die, sofern andere großzügig und „gönnerhaft“ Geld geben, einen tierischen Assistenten bekommen. Menschen, die mit Behinderungen leben, haben sich ihr Leben aber nicht ausgesucht und wollen es mit einem Assistenzhund nicht als Luxus-Zugabe garnieren, sondern sie leben täglich mit vielen Barrieren und Vorurteilen – ein gut ausgesuchter und ausgebildeter Assistenzhund kann die Folgen der Behinderung mildern oder sogar teilweise ausgleichen. Das ist seit jeher, seit 30 Jahren, unsere Überzeugung. Diese wird durch Artikel 20 im Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-Behindertenrechtskonvention, BRK) untermauert, in denen es heißt, dass die Mitgliedsstaaten Maßnahmen ergreifen, um Menschen mit Behinderungen Zugang zu tierischer Assistenz zu ermöglichen und zu erschwinglichen Kosten bereitzustellen (Artikel 20 UN-BRK). Die Bundesrepublik Deutschland hat die Konvention 2009 ratifiziert und es ist längst überfällig, dass in Bezug auf Assistenzhunde Umsetzungsmaßnahmen erfolgen und die Bereitstellung von Assistenzhunden zu „erschwinglichen Kosten“, wie es in der Konvention heißt, realisiert wird.

Was würden Sie sich für die Zukunft der Assistenzhunde in Deutschland wünschen?

Wir würden uns wünschen, …

  • … dass das neue Assistenzhundegesetz zeitnah mit allen Durchführungsverordnungen in Kraft tritt und damit einheitliche Standards für die Ausbildung und Prüfungen von Assistenzhund-Teams in Anwendung kommen.
  • … dass die geplante Studie (§ 12 k BGG), in der Kosten- und Nutzen von Assistenzhunden untersucht wird, den Beweis liefert, dass der Einsatz von Assistenzhunden ein individuell und gesellschaftlich sinnvolles Konzept ist.
  • … dass die Finanzierung von Assistenzhunden über Kostenträger gesichert wird, damit mehr Menschen mit Behinderungen einen Türenöffner im doppelten Sinne zu Räumen, aber auch zu anderen Menschen, an ihrer Seite haben können.

Vielen Dank für das Gespräch.

Bildrechte: Artikelheader: Hunde für Handicaps e.V. (Frau und Hund vor Bahn); Fotos: Hunde für Handicaps e.V. (Frau und Hund vor Bahn, Frau mit Hund, Welpe an Leine); Hunde für Handicaps e.V. – A. Senkel (Welpe Vida); stock.adobe.com – hedgehog94 (Blindenhund)