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Stiftung Mondo Animale spendet medizinische Instrumente an Tierklinik

Nachbarschaftshilfe für das Veterinäramt

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Nachbarschaftshilfe für das Veterinäramt

Eine kleine Tierklinik kämpft im italienischen Vairano mit einfachster Ausrüstung gegen das Leid der dortigen Straßentiere. Die Stiftung Mondo Animale, die der Deutsche Tierschutzbund mitgegründet hat, stellt dem dortigen Amtstierarzt professionelle Geräte für Kastrationen zur Verfügung. Er hat schon vor über 35 Jahren bei der Stiftungspräsidentin gelernt, Hunden und Katzen nachhaltig zu helfen.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Das Ärzteteam in der Klinik kann sich dank professionellerer Ausstattung nun mehr Zeit für die Straßentiere nehmen.

Wissen Sie, was ein Autoklav ist? Auf Wikipedia heißt es ganz nüchtern und wissenschaftlich: „Ein Autoklav ist ein gasdicht verschließbarer Druckbehälter, der für die thermische Behandlung von Stoffen im Überdruckbereich eingesetzt wird“. Was das mit Tierschutz zu tun hat? Eine Menge. Das zeigte die begeisterte Reaktion von Pino Leonardo, als ihm die Stiftung Mondo Animale, die der Deutsche Tierschutzbund 2001 mitgegründet hat, ein solches Gerät für seine Arbeit zur Verfügung stellte. Der Amtstierarzt in der italienischen Provinz von Caserta hat in Vairano jüngst eine kleine öffentliche Tierklinik eingerichtet. Dort kastrieren Leonardo und sein Team zweimal wöchentlich zwischen 15 und 25 Straßentiere, um deren Population und Leid nachhaltig zu reduzieren. Dabei mussten sie die chirurgischen Instrumente bislang mit einem Dampfkochtopf sterilisieren. Das ist dank des Druckbehälters Geschichte.

Ärzte haben mehr Zeit für Operationen

„Es ist ein professioneller Höhepunkt, einen echten Autoklav für die Sterilisation der Instrumente zu verwenden. Wir sparen damit so viel Zeit, die wir für mehr Operationen verwenden können. Herzlichen Dank“, schrieb Leonardo an Dorothea Friz. Die deutsche Tierärztin ist Präsidentin der Stiftung und Vorsitzende sowie Gründerin des Vereins Lega Pro Animale. Dieser gehört dem Deutschen Tierschutzbund an. Die Stiftung hat sich der Ausbildung und Aufklärung verschrieben, um in Italien Respekt gegenüber Tieren zu fördern. Friz und ihr Team offerieren jedem, der einen Hund oder eine Katze von der Straße bei sich aufnimmt, die kostenlose Kastration, Identifizierung mit einem Mikrochip und Registrierung in der regionalen Datenbank. Im Schnitt vermitteln sie auf diese Weise um die 500 Tiere jährlich vor Ort.

Modernes Gerät soll vorsintflutliche Narkose verbessern

Seit 40 Jahren engagiert sich Friz für Straßentiere in Süditalien, seit 33 Jahren betreibt sie ein eigenes Sterilisationszentrum in Castel Volturno. Der Ort liegt etwa 50 Kilometer von Vairano entfernt. Friz zögerte daher nicht lange, als sie von dem lobenswerten, aber bescheiden ausgestatteten Klinikprojekt erfuhr. Sie stimmte sich mit dem Verwaltungsrat der Stiftung ab und unterstützte Leonardo mit dem Autoklav. „Wir werden auch ein kleines Narkosegerät zur Verfügung stellen. Denn die Narkose dort ist vorsintflutlich“, kündigt Friz an.

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Viele Veterinärämter kümmern sich zu wenig um Straßenkatzen und -hunde

Die deutsche Tierschützerin freut sich, dem italienischen Tierarzt helfen zu können. „Pino Leonardo ist hier eine sehr erfreuliche Ausnahme“, sagt sie über den Veterinär. Friz beobachtet nämlich immer wieder, dass andere Veterinärämter ihrer Verantwortung für die Straßenkatzen nicht nachkommen. Sie sind in Italien seit 1991 per Gesetz für deren kostenlose Kastration zuständig. Teilweise auch für die von Hunden. „Die Anwendung dieses Gesetzes funktioniert leider nicht so gut – trotz mehr oder weniger perfekter öffentlichen Kliniken. Es wird in vielen Gegenden nur ein geringer Teil der Tiere operiert, manchmal wird auch gar nichts gemacht“, sagt Friz. Darum lobt sie Leonardos Einsatz ausdrücklich. Er hat in den vergangenen vier Jahren innerhalb eines von ihm ausgearbeiteten Programms schon vier kleine Tierkliniken errichtet.

Wissensvermittlung wirkt über Jahrzehnte nach

Friz und Leonardo kennen sich bereits seit 1986. „Er hat in meiner ersten winzigen und provisorischen Klinik während seines Studiums ausgeholfen und den praktischen Teil des Tierarztberufs begierig in sich aufgenommen“, berichtet sie. Schon damals war es ihr wichtig, Wissen weiterzugeben. Auch die Stiftung Mondo Animale bietet heute unter anderem Fortbildungen zu Sterilisationen von Hunden und Katzen an und plant eine Berufsschule für Tierpfleger, Tierheimleiter oder Tierarzthelfer. So etwas gibt es in Italien bislang nicht. Leonardo faszinierten bereits in den 80er-Jahren Friz‘ Methoden, das enorme Straßentierproblem anzugehen. Die Kastration war immer Grundstein ihres Wirkens. Die Veterinärin hat auch das Prinzip „Fangen, Kastrieren, Freilassen“ mitentwickelt, das der Deutsche Tierschutzbund und ihm angeschlossene Mitgliedsvereine zum Schutz frei lebender Katzen anderenorts ebenfalls anwenden. Auch nach dem Ende seines Studiums arbeitete Leonardo zweimal pro Woche in der Klinik der Lega Pro Animale. Dieses ehrenamtliche Engagement endete erst, als er 1995 ins Veterinärmt wechselte. Dort widmet er sich seitdem fast vollständig den Straßentieren. Und führt damit auch das fort, was er über Jahre bei Friz, der Stiftung Mondo Animale und dem Verein Lega Pro Animale gelernt hat.

Bildrechte: Artikelheader: Stiftung Mondo Animale (Personen); Foto: Lega Pro Animale (Katze)