Autor: Hester Pommerening, Pressereferentin beim Deutschen Tierschutzbund
Wenn das Telefon klingelt, können es die Nominierten nie ganz fassen. Denn wer Tierschutz aus Leidenschaft betreibt, rechnet nicht mit einem Preis oder tut dies gar der Anerkennung wegen. Im Gegenteil, meist müssen Tierschützer vielmehr mit voller Energie gegen zahlreiche Hürden kämpfen. Antrieb allein: die Tiere. Und der Glaube daran, dass dem Leben jedes einzelnen Wesens derselbe Wert zu eigen und seine Bewahrung allein deshalb lohnenswert ist. Auch dieses Jahr eint die Preisträger des Deutschen Tierschutzpreises diese Motivation. Bereits zum 16. Mal hat der Deutsche Tierschutzbund gemeinsam mit den Futtermarken Whiskas und Pedigree sowie den Zeitschriften FUNK UHR und Super TV die traditionsreiche Würdigung verliehen.
Coronabedingt musste die Preisverleihung, die eigentlich in feierlichem Rahmen in Berlin hätte stattfinden sollen, ausfallen. Glückwünsche gab es digital: Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Stefanie Hertel, Jurymitglied und Tierschutzbotschafterin des Verbandes, Britta Wolff und Stefanie Heidrich von den Zeitschriften FUNK UHR und Super TV sowie Raoul Hamacher für Whiskas und Pedigree gratulierten per Videobotschaft. Zu sehen, wie sich Menschen voller Herzblut und mit Verstand für Tiere einsetzen, machte Schröder aufs Neue Mut: „Auch als Einzelner oder mit einem kleinen Team kann man so viel Gutes für unzählige Mitgeschöpfe bewirken. Wir hoffen, dass andere sich davon inspiriert fühlen.“ Denn auch wenn die Absage der festlichen Veranstaltung bedauerlich ist, steht eines fest: Um zu leuchten, brauchen diese Preisträger keine Bühnenscheinwerfer. Um ein Vorbild für andere zu sein, brauchen sie kein Mikrofon. Ihr Engagement steht für sich.
Nicht nur Tiere sind auf Menschen angewiesen, auch der Mensch braucht seinen felligen Gefährten. Krisenzeiten führen uns das einmal mehr vor Augen. Ein Hund leistet Gesellschaft, spendet Trost in der Not – und insbesondere für Wohnungslose ist er zudem „oft die letzte Brücke hinein in die Gesellschaft, die letzte soziale Verbindung“, sagte Schröder in seinem Videogruß an die Tierhilfe Streuner & Co.
Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses ganz besondere Band zwischen Obdachlosen und ihren Hunden zu schützen. Mit dem Projekt „Düsseldorfer Streetdogs“ unterstützen die Vorsitzende Angela Schmidt und ihr Team seit vier Jahren Bedürftige mit Vierbeinern durch Futter- und Sachspenden. „Wir setzen mit unserer Hilfe dort an, wo andere Projekte wie Tiertafeln oft nicht greifen können“, erklärt Schmidt. „Obdachlose haben Hemmungen vor dem Gang zur Tafel oder können sich gar nicht erst das Bahnticket dorthin leisten.“ In Kooperation mit dem Düsseldorfer „Nachtbus“ bringt das Team die Spenden je nach Bedarf direkt an die Schlafplätze der Menschen. Mit dem ersten Platz ist ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro verbunden, gestiftet von Whiskas und Pedigree. Die Urkunde überreichten Ursula Wolff im Namen der beiden Futtermarken und Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund persönlich an Schmidt und ihren Ehemann in Düsseldorf. Mit dem ersten Platz habe sie niemals gerechnet: „Wir sind überwältigt, gerührt und unendlich dankbar für so eine tolle Auszeichnung.“
Sei es das wenige Tage alte, unterkühlte Jungtier oder die Mutter, die kein Futter findet: Jaqueline Gräfe kümmert sich um alle Eichhörnchen. Die Zweitplatzierte wurde für ihren persönlichen Einsatz ausgezeichnet, aber auch stellvertretend für den gesamten Verein Eichhörnchen Notruf, für den sie sich voller Herzblut engagiert. Mit einem bundesweiten Netzwerk von kompetenten Ansprechpartnern, Auffangstationen und einem Servicetelefon konnte der Verein schon Tausenden Eichhörnchen das Leben retten.
Als Gräfe von der Auszeichnung erfährt, ist sie bewegt: „Ich bin doch nur ein kleines Stück vom großen Kuchen.“ Die Tierschutzpreis-Jury hält dagegen: Mit ihrer Arbeit leistet die Dresdenerin einen wichtigen Beitrag für eine mitfühlende Gesellschaft, die jedes kleine Lebewesen schätzt. Dafür belohnte sie Gräfe mit dem zweiten Platz und 2.000 Euro Preisgeld, gestiftet von Whiskas und Pedigree.
Der dritte Platz und ein von den Futtermarken gestiftetes Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro sollen die nachhaltige Hilfe für wilde Vögel der Greifvogelauffangstation Fürth in Bayern unterstützen. Seit knapp 20 Jahren versorgen Hans Kurt Hussong und sein Sohn, Tierarzt Dr. Rainer Hussong, dort verletzte Greifvögel und Eulen – vom Milan über den Bussard bis zum Turmfalken –, über 700 Vögel bis jetzt, Tendenz steigend. Viele von ihnen konnten wieder ausgewildert werden, anderen bietet die Station ein neues, dauerhaftes Zuhause.
Tiere werden in unserer Gesellschaft oft nur abhängig von ihrem Nutzen für den Menschen beurteilt. Die Preisträger in der diesjährigen Sonderkategorie „Tiere mit Handicap“ stellen sich dem durch ihr Engagement vehement entgegen und zeigen, dass auch Tierleben mit Behinderung lebenswert sind. Zu den drei ausgezeichneten Tierschutzeinrichtungen gehört zum einen die Stiftung De Hun’nenhoff. Sie kümmert sich um Hunde, die durch Unfälle, Misshandlung oder Schussverletzungen gelähmt sind. „Wer einmal gesehen hat, wie diese Tiere dort in ihren Rollis umhertollen, der weiß, dass ein fröhliches Hundeleben auch mit Handicap möglich ist“, zeigte sich Schröder begeistert.
Eine zweite Chance bekommen auch die Pferde, denen sich der Verein IG Blinde Pferde annimmt. Das Team päppelt die blinden Tiere auf, trainiert sie im sicheren Umgang mit Menschen und der eigenen Behinderung und vermittelt sie dann weiter. Duft- oder Kontaktmarkierungen helfen beispielsweise, damit die Pferde sich zurechtfinden. Dritter Preisträger ist der Verein Hürdenwellies, der kranken und behinderten Wellensittichen in speziell eingerichteten Pflegestellen ein gutes Leben mit sozialem Anschluss zu Artgenossen ermöglicht. Alle Preisträger der Sonderkategorie können sich über ein Preisgeld in Höhe von je 250 Euro aus dem Feuerwehrfonds des Deutschen Tierschutzbundes freuen, die Wellensittiche und Hunde zudem über eine Futterspende von Whiskas und Pedigree. Die Jury zeigte sich tief beeindruckt, mit wie viel Geduld und Vertrauen die jeweilige Arbeit mit den Tieren verbunden ist. Alle Projekte stellten die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Tieres in den Vordergrund und gingen gesondert auf diese ein. Das sei ein Zeichen wahren Tierschutzes, so die Jury.
Ihren über 30-jährigen Weg im Tierschutz beschreibt Andrea Rücker als „lang, steinig und holprig“. Nicht umsonst nennen ihre Weggefährten sie liebevoll „die Rückerin“: Die Thüringerin war stets diejenige, die Steine aus dem Weg räumte, Weitergehen ermöglichte und Fundamente für den Tierschutz legte. Dafür ehrte die Jury sie in der Kategorie Lebenswerk. Der Preis ist mit 1.000 Euro dotiert, gestiftet von Whiskas und Pedigree. Schon zu DDR-Zeiten als „Einzelkämpferin“ für den Tierschutz unterwegs, gründete Rücker direkt nach der Wende unter schwierigsten Bedingungen mit Gleichgesinnten den Tierschutzverein Altenburg. Sie schuf das erste Tierheim im Ort und organisierte Umzug, Gestaltung und Betrieb der neuen Einrichtung, später auch als Leiterin. Heute kann auch Rückers 2010 gegründeter Verein Hoffnung für Wildenten, Schwäne und Co., dem sie noch immer vorsitzt, bereits ein großes Jubiläum feiern. Jury-mitglied Hertel erklärte voller Bewunderung: „Die Wasservögel des Altenburger Teichs können dank Ihres Engagements artgerecht gefüttert werden, sich über einen sauberen See, eine aufgeklärte Bevölkerung und ein wachsames Auge freuen.“ In den letzten zehn Jahren dämmte der Verein zudem das Elend der Straßenkatzen ein, indem er 700 von ihnen kastrierte. „So viele Tiere können sich glücklich schätzen über Sie als unnachgiebige Beschützerin“, bedankte sich Hertel in ihrer Videobotschaft. „Der Altenburger Tierschutz wäre ohne Sie nicht derselbe.“
Zur Preisträgerin des diesjährigen Leserpreises hat die Leserschaft der Programmzeitschriften FUNK UHR und Super TV Merwel Otto-Link aus Niedersachsen gewählt. Mit ihrem Verein Igelpflege Rotenburg/Wümme umsorgt Otto-Link verletzte Igel. Die kleinen Tiere werden immer häufiger Opfer gefährlicher Mähroboter, die in privaten Gärten zum Einsatz kommen. Umso wichtiger ist auch die Aufklärungsarbeit, die Otto-Link zusätzlich leistet. Das Preisgeld von 1.000 Euro, gespendet von den Zeitschriften, möchte sie in den Ausbau der Außengehege stecken.
Auch wenn die Scheinwerfer dieses Jahr aus geblieben sind, sollen alle Preisträger nachträglich doch noch ihre Reise nach Berlin antreten. Bei einem gemeinsamen Abendessen 2021 will sich die Jury ganz persönlich für ihren leidenschaftlichen Einsatz für die Tiere bedanken.