Exklusiv online

„Tierschutz kann man nicht mit einem Amt abgeben“

Exklusiv online

„Tierschutz kann man nicht mit einem Amt abgeben“

Dr. Brigitte Rusche und Renate Seidel haben bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Tierschutzbundes nicht mehr als Vizepräsidentinnen kandidiert. Im Interview verraten die neu ernannten Ehrenvizepräsidentinnen ihre Beweggründe, welche Meilensteine ihnen nach Jahrzehnten im Verband in Erinnerung bleiben und was sie der nächsten Generation von Tierschützer*innen mit auf den Weg geben.

  • Autoren: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER

  • Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Frau Dr. Rusche, Frau Seidel, Sie beide haben sich Ihr Leben lang dem Tierschutz gewidmet und sind seit 1999 beziehungsweise 2007 als Vizepräsidentinnen des Deutschen Tierschutzbundes tätig gewesen. Was hat Sie ursprünglich zu diesem Engagement inspiriert?

Dr. Brigitte Rusche: Tiere als fühlende Lebewesen haben mich seit frühester Jugend fasziniert. Die Bücher von Konrad Lorenz haben meinen Entschluss, Biologie zu studieren, bekräftigt. Im Studium habe ich dann feststellen müssen, dass der Umgang mit Tieren nicht immer gut war. Daher habe ich mich für die Arbeit im Tierschutz entschieden.

Renate Seidel: Ich bin mit einer engen Verbindung zu Tieren aufgewachsen und habe mich daraus resultierend auch für meinen Beruf als Tierärztin entschieden. Tieren zu helfen, für sie da zu sein, das wollte ich, habe aber erlebt, dass das allein schwierig ist. Der Deutschen Tierschutzbund zeigte mir, was eine große Organisation bewirken kann. Auch für mich eine Chance, möglichst viel für unsere Tiere zu erreichen und mich dafür als Vizepräsidentin im Deutschen Tierschutzbund einzubringen.

Dr. Brigitte Rusche im Jahr 2019 bei einem Besuch des Tierschutzzentrums Odessa des Deutschen Tierschutzbundes.

Was hat Sie dazu bewogen, Ihre aktive Zeit beim Deutschen Tierschutzbund nun zu beenden?

Rusche: Ich war jetzt 40 Jahre in verantwortlichen Positionen aktiv. Das ist genug. Der Verband kann neue Ideen gebrauchen.

Seidel: Die Aufgaben und Ziele, die sich der Deutsche Tierschutzbund gestellt hat, sind sehr umfangreich und wachsen stetig. Es gibt viele engagierte junge Leute, die sich da einbringen wollen und es auch schon tun. Darum möchte ich hier noch beratend zur Seite stehen, meine Erfahrungen einbringen, aber auch dem Alter gerecht werden.

Frau Dr. Rusche, Sie sind seit 1983 im Verband tätig – anfangs als Fachreferentin für Tierschutzfragen und von 1987 an waren Sie für die wissenschaftlichen Grundlagen verantwortlich, auf denen die Aktivitäten des Deutschen Tierschutzbundes fußen. Wenn Sie den Verband von damals mit dem von heute vergleichen: Welcher Unterschied oder Fortschritt beeindruckt Sie am meisten?

Rusche: Als ich anfing, waren wir nur wenige Mitarbeiter*innen. Da mussten alle bei allem mitmachen. Ich habe damals die ersten Rundschreiben an die Vereine mit eingetütet, Bürger*innenanfragen ebenso wie Rundfunk- und Fernsehanfragen beantwortet, mit Politiker*innen und Vertreter*innen anderer Interessengruppen im Fernsehen und hinter den Kulissen diskutiert. Heute haben wir für all diese Aufgaben gut ausgebildete Mitarbeiter*innen. Damit ist der Verband viel breiter aufgestellt und hat in allen Bereichen an Bedeutung gewonnen.

Von 1996 bis 2017 haben Sie auch die Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes geleitet. Wie hat sich der Tierschutz in dieser Zeit bis heute entwickelt?

Rusche: Zu Beginn dieser Zeit mit Ende der damaligen Novellierung des Tierschutzgesetzes war das Thema Tierversuche in aller Munde. Damals haben wir in der Akademie wichtige Eckpfeiler für tierversuchsfreie Methoden und gegen Tierversuche gesetzt. Die gemeinsame Stiftung set von Industrie- und Tierschutzverbänden zur Förderung von Alternativmethoden wurde gegründet. Wir haben maßgeblich dazu beigetragen, dass in Deutschland ZEBET, Die Zentralstelle zur Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zu Tierversuchen, im Bundesinstitut für Risikobewertung und in der EU-Kommission das internationale Pendent dazu – ECVAM – errichtet wurde. Ich war damals Mitglied in den Beiräten beider Gremien. In dieser Zeit wurden auch internationale Kongresse zum Thema Alternativen zu Tierversuchen etabliert. Schließlich war die Akademie mir ihrem Zellkulturlabor gemeinsam mit Universitäten und Behörden an Experimenten zur Überprüfung von Alternativmethoden beteiligt – den ersten Validierungsverfahren.

Heute ist die Alternativmethodenforschung fester Bestandteil in Wissenschaft und Industrie, braucht aber weiterhin unsere kritische Begleitung. In den letzten Jahren sind die Tiere in der Landwirtschaft und Initiativen, deren Leben wenigstens zu verbessern, ins Zentrum der Diskussion gerückt. Hier etwas zu bewegen ist vergleichsweise viel schwieriger. Doch auch hier gehen wir voran und zeigen gemeinsam mit Landwirtinnen und Landwirten, wie man es besser machen kann. Sehr wichtig war mir von Beginn an, den Tierheimen, die damals fast ausschließlich von ehrenamtlichen Tierschützer*innen betrieben wurden, eine gute fachliche Unterstützung zu bieten. Denn gerade wir Tierschützer*innen müssen mit Tieren in unserer Obhut selbstverständlich bestmöglich umgehen. Die Einrichtung und der Ausbau der Tierheimberatung war und ist ein Meilenstein ebenso wie der der Rechtsabteilung. Recht haben und Recht bekommen ist auch bei Tierschutzfragen zweierlei. Insgesamt ist die Bevölkerung für Tierschutz sensibler geworden. Das hilft uns in allen Bereichen und auch dabei, Dauerbrenner – wie Zucht und Haltung von Heimtieren, Schutz von freilebenden Tieren – immer wieder in den Fokus zu rücken. Leider greifen die politisch Verantwortlichen die Vorstellungen der Bevölkerung zum Tierschutz immer noch nicht konsequent auf und bleiben weit hinter den Verbesserungsmöglichkeiten für die Tiere zurück.

„Leider greifen die politisch Verantwortlichen die Vorstellungen der Bevölkerung zum Tierschutz immer noch nicht konsequent auf und bleiben weit hinter den Verbesserungsmöglichkeiten für die Tiere zurück.“

– Dr. Brigitte Rusche

Bitte helfen Sie

Unterstützen Sie die Arbeit des Deutschen Tierschutzbundes: Werden Sie Fördermitglied und erhalten Sie das Magazin DU UND DAS TIER frei Haus. Wir informieren Sie über alle tierschutzrelevanten Entwicklungen mit Berichten, Reportagen und spannenden Hintergrundberichten und Sie helfen uns dabei, den Tieren zu helfen.

duunddastier.de/mitgliedschaft

Frau Seidel, welche Meilensteine während Ihrer Zeit im Präsidium sind Ihnen in Erinnerung geblieben?

Seidel: Besondere Meilensteine während meiner Zeit im Präsidium waren und sind die Erfolge des Deutschen Tierschutzbundes bei der Bekämpfung von Missbrauch und Quälerei von Tieren in der Landwirtschaft. Auch wenn es hier noch millionenfaches Tierleid gibt, konnten wir doch Einiges erreichen. Wenn die Politik in unserem Sinne Eingeständnisse gemacht hat, machen musste, waren das für mich Erfolgsmomente. Mir liegen die Tiere in der Landwirtschaft darum besonders am Herzen, weil hier die Profitsucht auf Kosten der Tiere besonders deutlich wird. Eigentlich ist jeder Erfolg, den wir als Deutscher Tierschutzbund erreichen, ein Meilenstein, weil wir ihn schwer erkämpft haben.

Frau Dr. Rusche, wie haben Sie sich motiviert, sich trotz Rückschlägen immer wieder für den Tierschutz starkzumachen?

Rusche: Solange Tiere leiden müssen, dürfen wir Tierschützer*innen uns einfach nicht entmutigen lassen. Jedes einzelne Tier, das wir vor Leiden, Schmerzen und Schäden bewahren können, ist genug Motivation, um weiterzumachen.

Hindernisse gehören im Tierschutz leider dazu. Welche haben Sie auf Ihrem Weg erlebt und was haben Sie daraus gelernt?

Rusche: Die größten Hindernisse auf dem Weg zu mehr Tierschutz sind wirtschaftliche Interessen und behördliche Ignoranz. Und je besser es den Menschen geht, umso eher geht es auch den Tieren besser. Tierschutz ist immer eingebettet in die gesamtgesellschaftlichen Strukturen. Am deutlichsten wird das in Ländern, in denen es den Menschen schlecht geht. Wo ein Menschenleben nicht viel wert ist, sind es Tierleben erst recht nicht. Das bedeutet, dass ich Tierschutz nicht isoliert sehen darf, sondern als Einzelne*r auch Verantwortung für die Gesellschaft insgesamt wahrnehmen muss.

Seidel: In Politik und Gesellschaft ist es oft nicht selbstverständlich, dass der Schutz der Tiere über Profitinteressen oder persönlichen Interessen stehen muss. Die Verankerung des Tierschutzes ins Grundgesetz 2002 war ein großer Erfolg. Leider ist die Umsetzung dieser Entscheidung in Deutschland aber noch immer keine Selbstverständlichkeit. Legislative und Exekutive sind in der Pflicht. Der Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Wir dürfen nicht nachlassen, für die Tiere zu kämpfen.

Renate Seidel im Jahr 2019 bei einem Besuch des Tierschutzzentrums Odessa des Deutschen Tierschutzbundes.

Frau Seidel, die Hochwasserkatastrophe an der Oder im Sommer 1997 ist wahrscheinlich ein weiteres Ereignis, das Sie nie vergessen werden – damals halfen Sie, Tiere aus den überfluteten Gebieten zu retten, und erhielten 2008 unter anderem für diesen Einsatz den Verdienstorden des Landes Brandenburg. Was kommt Ihnen zuerst in den Sinn, wenn Sie daran denken?

Seidel: Wir waren rund um die Uhr aktiv im Einsatz, um Tierleben zu retten, Hilfsangebote zu koordinieren und vorübergehende Unterbringungsmöglichkeiten für die Tiere zu schaffen. Es hat mich sehr positiv überrascht, dass in einer solchen Notsituation nicht nur unsere Tierschützer*innen, sondern viele andere Menschen auch da waren, um ohne Wenn und Aber zu helfen. In dieser kritischen Zeit erhielten wir viele Hilfsangebote. Es gab Firmen, die zum Beispiel mit Stroh eingestreute Container zum sofortigen Transport größerer Tiere bereitstellten. Viele Weidetiere waren in Lebensgefahr. Grundstücksbesitzer*innen stellten ihre Wiesen zur Verfügung.

Frau Dr. Rusche: Als langjährige Stiftungsratsvorsitzende der Stiftung zur Förderung der Erforschung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zur Einschränkung von Tierversuchen (set) haben Sie mit Ihrer wissenschaftlichen Expertise dazu beigetragen, vielversprechende Projekte zum Ersatz von Tierversuchen zu fördern. Welche Bedeutung hatte dieses Engagement für Sie?

Rusche: Die Stiftung hat immer wieder die Entwicklung von Alternativmethoden gefördert, die dann ganz konkret in der Praxis Tierleid verhindert haben. Set trägt bis heute dazu bei, Spitzenwissenschaftler*innen an das Thema Alternativmethodenforschung heranzuführen. Wir haben trotz gegensätzlicher Positionen eine gute Basis für die gemeinsamen Bestrebungen, Tierversuche zu reduzieren, gefunden.

Frau Seidel, als Veterinärin und Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes, aber auch als langjährige Vorsitzende des von Ihnen mitgegründeten Landestierschutzverbandes Brandenburg haben auch Sie unzählige Tierheime besucht. An welche Begegnungen denken Sie heute gern zurück?

Seidel: Beim Besuch von Tierheimen gibt es nicht das eine große Erlebnis, die eine große Begegnung. Ich habe nach der Wende in Brandenburg die Gründung der Tierschutzvereine und die Anfänge beim Bau der Tierheime erlebt. Hier hat mich bei meinen Besuchen jedes Mal begeistert, wie unsere Tierschützer*innen ehrenamtlich und ohne staatliche Unterstützung aus oft maroden Objekten Tierunterkünfte schufen. Und auch später habe ich beim Besuch von Tierheimen jedes Mal festgestellt, mit wieviel Herzblut etwas Neues oder Effektiveres für die Tiere geschaffen wurde. Nicht nur an die großen Erweiterungen oder Neubauten, auch an die kleinen Fortschritte denke ich gern zurück.

Frau Dr. Rusche, können Sie uns von Entscheidungen oder Diskussionen berichten, die besonders schwierig waren? Und wie sind Sie damit umgegangen?

Rusche: Grundsätzlich ist es immer schwierig, im Tierschutz Kompromisse zu machen. Gelingt es uns beispielsweise, ein Tierhaltungssystem in der Landwirtschaft zu verbessern, unterstützen wir gleichzeitig weiterhin die Tierhaltung, obwohl den Tieren am besten geholfen wäre, wenn sie gar nicht gehalten, getötet und aufgegessen werden. Wenn ich aber weiß, dass das Wunschziel nicht so schnell erreicht werden kann, und ich gleichzeitig vor Augen habe, wie viele Tiere unter schlechten Bedingungen, die ich mit eigenen Augen gesehen habe, leiden, stehe ich zu deutlichen Verbesserungen und vertrete das auch. Wichtig ist, das Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren.

Kompromisse sind auch bei politischen Forderungen gefragt. Da finde ich es besonders ärgerlich, wenn Begriffe von uns übernommen und einfach anders interpretiert werden. Die Bürger*innen denken dann, wir haben unser Ziel erreicht, dabei ist das keineswegs der Fall. Beispielsweise wollten wir Ethikkommissionen, die bei einem Antrag für Tierversuche die ethische Vertretbarkeit diskutieren. Bekommen haben wir Gremien, die sich um das Design der Tierversuche und statistische Zahlen kümmern. Das hat mit Ethik nichts zu tun. Dennoch wird der Begriff Ethikkommission benutzt. Das haben wir in der Öffentlichkeit immer wieder deutlich gemacht und schließlich auch unsere Mitarbeit aufgekündigt.

Frau Seidel, wie hat sich die Wahrnehmung des Tierschutzes und des Deutschen Tierschutzbundes in der Gesellschaft im Laufe Ihrer Amtszeit verändert?

Seidel: Der Deutsche Tierschutzbund war nach meiner Wahrnehmung schon immer eine feste gesellschaftliche Größe, wenn es um Tierschutz in Politik und Gesellschaft ging. Immer mehr ist zu beobachten, dass bei tierschutzpolitischen Entscheidungen in Deutschland die Einstellung des Tierschutzbundes eine Rolle spielt, beachtet wird. Unsere wissenschaftlich fundierte Sachkompetenz ist gefragt. Auch wenn schlussfolgernd von der Politik Vieles nicht realisiert wird, wächst unsere Einflussmöglichkeit doch stetig. In der Bevölkerung gibt es nach meinen Erfahrungen auch Entwicklungen hin zu mehr Einsicht in die Notwendigkeit Tiere als Mitgeschöpfe anzuerkennen.

„Der Deutsche Tierschutzbund war nach meiner Wahrnehmung schon immer eine feste gesellschaftliche Größe, wenn es um Tierschutz in Politik und Gesellschaft ging.“

– Renate Seidel

Welche Pläne oder Hoffnungen haben Sie für die Zukunft des Tierschutzes und des Deutschen Tierschutzbundes, auch nach Ihrem Ausscheiden aus dem Amt?

Rusche: Ich versuche auch weiterhin, Tierschutz zu leben. Dabei wünsche ich mir, dass unsere Gesellschaft die tägliche Ausbeutung von Tieren als solche erkennt und so schnell wie möglich beendet. Ernährung oder wissenschaftliche Erkenntnisse sind auch ohne Tierleid möglich. Ich hoffe, dass der Deutsche Tierschutzbund eine große Einheit zum Schutz der Tiere bleibt beziehungsweise wieder wird. Persönliche Befindlichkeiten, Profilierungsbestrebungen oder unehrliche Diskussionen schaden dem Tierschutz und damit den Tieren. Wir müssen konstruktiv miteinander umgehen und uns an der ein oder anderen Stelle auch darauf besinnen, warum es den Deutschen Tierschutzbund gibt und welche Aufgaben er hat. Wenn hier jede*r seine eigenen Vorstellungen durchsetzen will, ruiniert er die Gemeinschaft. Wenn es den Verband nicht mehr gibt, werden andere an seine Stelle treten. Das wird vor allem den Tierschutzvereinen nicht helfen.

Seidel: Der Deutsche Tierschutzbund wird seinen komplexen Zielen im Kampf für das Wohl unserer Tiere auch weiterhin gerecht werden. Die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft werden unsere Arbeit immer mehr achten und beachten. Die Mitgliedsvereine an der Basis leisten eine großartige Tierschutzarbeit. Alle unsere Mitarbeiter*innen bilden ein starkes Team. Auch in der EU-Politik ist der Deutsche Tierschutzbund bei der Weiterentwicklung des Tierschutzes zielführend.

Viele Jahre konstruktiv und vertrauensvoll zusammengearbeitet: Seidel (l.) und Rusche (r.) mit Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, auf der Mitgliederversammlung des Verbandes 2023.

Wie bleiben Sie dem Deutschen Tierschutzbund verbunden?

Rusche: Wir sind jetzt Ehrenvizepräsidentinnen. Schon das verpflichtet zur Treue. Außerdem bin und bleibe ich Einzelmitglied im Deutschen Tierschutzbund. Tierschutz kann man nicht mit einem Amt abgeben. Wenn ich helfen oder unterstützen kann, bin ich zur Stelle, solange ich die Kraft dazu habe.

Seidel: Als Ehrenvizepräsidentin werde ich auch weiterhin die Aktivitäten und Aufgaben des Deutschen Tierschutzbundes begleiten, meine Erfahrungen einbringen und zur Verfügung stehen.

Welche Botschaft oder welchen Rat möchten Sie der nächsten Generation von Tierschützer*innen mit auf den Weg geben?

Rusche: Solange Tiere in Menschenhand sind, brauchen sie Menschen, die sie beschützen. Dabei sind Augenmaß und Solidarität und sicher auch neue Wege gefragt – hin zu dem Ziel, alle Tiere vor Schmerzen, Leiden und Schäden zu bewahren und sie als eigenständige fühlende Lebewesen zu achten.

Seidel: Ich glaube, überzeugten Tierschützer*innen muss ich keinen Rat geben. Wer sich aus tiefster Überzeugung für die Tiere einsetzt, macht das mit Herz und Verstand. Nur so kann es erfolgreich weitergehen. Wichtig ist, sich durch Misserfolge nicht unterkriegen zu lassen. Wir erreichen für die Tiere in unserer Gesellschaft in der Regel nur etwas in kleinen Schritten und die gehen wir kontinuierlich weiter. Wichtig ist, wir vertrauen einander in unserer Arbeit und packen jede Maßnahme gemeinsam an. Wir sind uns einig in unseren Zielen und gehen sie gemeinsam an.