Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER
Unermüdlich versorgen sie in Not geratene Tiere und schenken ihnen ihre Zeit, ihre Liebe und ihre Kraft – seien es vernachlässigte oder kranke und alte Hunde und Katzen oder verletzte Wildtiere wie Stadttauben, Bussarde und Waschbären. Für sie ist Tierschutz eine Lebensaufgabe, der sie sich Tag für Tag mit Herzblut widmen. Oft geschieht das im Stillen, ohne viel Aufsehen – dabei verdienen sie die Dankbarkeit von uns allen. Um solche Tierschützer*innen gebührend zu würdigen und ihnen für ihr aufopferungsvolles Engagement Respekt zu zollen, hat der Deutsche Tierschutzbund nun zum 19. Mal im feierlichen Rahmen den Deutschen Tierschutzpreis verliehen – gemeinsam mit den Programmzeitschriften FUNK UHR und Super TV und unterstützt von den Marken Whiskas und Pedigree. „Ihr Engagement macht uns Mut und gleichzeitig stark. Ohne diese Persönlichkeiten und ihr ethisches Selbstverständnis; ohne die, die oft mit eigenem Verzicht für diejenigen da sind, die selbst keine Stimme haben: Unsere Republik wäre ärmer“, sagte Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, zu Beginn der Gala. Für ihn und die anderen Juror*innen war es wieder extrem schwierig, unter den mehr als 500 Bewerbungen die Preisträger*innen auszuwählen, wie Schröder berichtete. Sie stünden auch stellvertretend für Hunderttausende Engagierte in Deutschland, die für den praktischen Tierschutz unentbehrlich sind. „Für jedes einzelne Projekt sind wir dankbar“, so Schröder. Für ihre Arbeit erhielten die Prämierten ein Preisgeld von insgesamt 7.000 Euro, das von Whiskas und Pedigree gestiftet wurde. Zudem überreichten FUNK UHR und Super TV einen mit 1.000 Euro dotierten Leserpreis.
Rund 250 Personen folgten der Einladung zur Gala im historischen Berliner Meistersaal – unter ihnen waren zahlreiche Vertreter*innen des Deutschen Tierschutzbundes, seiner Landesverbände sowie Fördermitglieder. Auch viele prominente Gäste aus Politik, Musik und Fernsehen kamen, um den Preisträger*innen ihre Wertschätzung auszudrücken. Mit dabei waren zum Beispiel Zoe Mayer, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, die Schauspieler*innen Maren Gilzer, Falk-Willy Wild sowie Tina Ruland, Sängerin und Moderatorin Uta Bresan, Radiomoderatorin Victoria Müller, Dr. Uwe Tiedemann, ehemaliger Präsident der Bundestierärztekammer, Dr. Andreas Franzky, Vorsitzender der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz, Künstlerin Eden Lumaja, und nicht zuletzt Sängerin Stefanie Hertel, die als Jurymitglied und langjährige Unterstützerin des Deutschen Tierschutzbundes eine feste Institution der Preisverleihung ist. Mit Sonya Kraus führte auch eine prominente Fernsehgröße als Moderatorin durch den Abend. Ein politisches Grußwort auf der Bühne hielt unterdessen die Bundestierschutzbeauftragte Ariane Kari. Darin betonte sie, wie unschätzbar wertvoll die Arbeit der Prämierten ist: „Der praktische Tierschutz lebt vom Engagement der Ehrenamtlichen, die sich mit größter Leidenschaft für das Wohl unserer Mitgeschöpfe einsetzen.“ Dabei kritisierte sie, dass die Bedürfnisse von Tieren vielfach übersehen werden, die Arbeit von Tierschützer*innen oft mühsam und von vielen Rückschlägen geprägt sei und die gesetzlichen Rahmenbedingungen verbessert werden müssen. Im Schulterschluss mit dem Deutschen Tierschutzbund und weiteren Tierschutzorganisationen werde sie den Tieren eine Stimme geben, versprach Kari. „Lassen Sie uns nun einen Moment innehalten und die aufopferungsvolle Arbeit der Preisträgerinnen und Preisträger würdigen, um neue Kraft und Hoffnung für den mitunter beschwerlichen Weg für unsere Tiere zu schöpfen.“ Um dem emotionalen Abend zudem den passenden musikalischen Rahmen zu geben, sorgten die Band Jonah sowie Sänger Enkelson mit bewegenden Songs für Unterhaltung.
Stephanie Badura begleitet alte und kranke Hunde auf ihrem letzten Weg und ermöglicht ihnen einen würdevollen Lebensabend. Mit ihrem Partner Frank Lebok und ihrem Verein „Stevie‘s Hundesenioren-Hospiz“ hat sie einen alten Bauernhof im brandenburgischen Heideblick hundegerecht umgestaltet und versorgt dort rund um die Uhr Hunde in meist sehr schlechtem Zustand, deren Vorbesitzer*innen verstorben sind oder sich aus anderen Gründen nicht mehr um sie kümmern können oder wollen. In dem Hundesenioren-Hospiz, das Badura seit 2014 betreibt, können sich die Tiere erholen und den Rest ihres Lebens in einem liebevollen Zuhause verbringen. Unter ihnen sind vor allem viele mit Qualzuchtmerkmalen, darunter Bulldoggen, Möpse und Chihuahuas, die beispielsweise unter schweren Allergien leiden – bei solchen Rassen machen sich ihre zuchtbedingten Beschwerden im Alter besonders bemerkbar. „Wir können nur das Leben, wie es jetzt ist, so schön wie möglich gestalten und dürfen nicht die Trauer unseren Alltag bestimmen lassen“, schilderte Badura. Sie schafft es immer wieder, dass die Hunde „glücklich und zufrieden in den Himmel gehen – diesen schönen Abschnitt zu begleiten, die Erinnerungen daran geben mir Kraft und machen mich glücklich.“ Für diesen selbstlosen Einsatz erhielt sie nun den Deutschen Tierschutzpreis – es war der Höhepunkt des emotionalen Abends, an dem kein Auge trocken blieb. Als Badura den Preis entgegennahm, feierte das Publikum sie mit Standing Ovations. „Ich glaube, dass alle hier Anwesenden, die schon einmal ein geliebtes Haustier haben gehen lassen müssen, nur den Hut ziehen können vor dem, was Sie für die Tiere auf sich nehmen, liebe Stephanie Badura“, sagte Schröder in seiner Laudatio. Der Preis ist mit 4.000 Euro dotiert.
Das, was in anderen Ländern die streunenden Hunde sind, sind bei uns die Tauben – den Tieren, die hier auf den Straßen leben, geht es wirklich ganz, ganz schlecht. Wir beachten sie einfach viel zu wenig, und es ist eine kleine, graue Masse, die zwischen unseren Füßen ums Überleben kämpft. Sie zu hassen, ist einfach absurd.“ Bereits seit vielen Jahrzehnten engagiert sich Gudrun Stürmer für den Schutz von Stadttauben – vor mehr als 40 Jahren rief sie das „Stadttaubenprojekt Frankfurt“ ins Leben und betreut seither Taubenschläge, in denen die in breiten Teilen der Bevölkerung unliebsam behandelten Tiere einen sicheren Rückzugsort finden. Dank Stürmer erhalten sie artgerechtes Futter und Wasser, die gelegten Eier werden durch Gips-Attrappen ausgetauscht, um so die Population tierschutzgerecht zu verkleinern. Um diesen wertvollen Beitrag für den Tierschutz zu würdigen, zeichnete die Jury Stürmer nun für ihr tierschützerisches Lebenswerk aus, während das Publikum ihr langanhaltenden Beifall spendete. „Gudrun Stürmer hat ihr Leben dem Schutz und Wohle der Stadttauben gewidmet. Ihr Frankfurter Stadttaubenprojekt ist eines der ältesten der Republik. Mehrere Taubenhäuser und einen Lebenshof für Tauben hat der Verein aufgebaut“, lobte Laudator Falk-Willy Wild. „Mittlerweile kümmert sich Gudrun Stürmer um etwa 3.500 Tiere pro Jahr. Weit überregional ist sie Ansprechpartnerin für ähnliche Projekte; sie berät Vereine und Firmen bei der Einrichtung betreuter Taubenschläge und scheut auch juristische Streitigkeiten nicht. So konnten erst vor Kurzem wieder Dutzende Tauben, die in einem Gebäude eingeschlossen waren, durch ihre Hilfe gerettet werden.“ Der Preis für das Lebenswerk ist mit 1.000 Euro dotiert.
Mit reichlich Zeit und unendlich viel Geduld gelingt es Rosita Schumacher immer wieder, das Vertrauen von Katzen zu gewinnen – und das, egal wie ängstlich sie sind. Seit Jahren setzt sie sich im Tierheim Andernach in Rheinland-Pfalz, das dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossen ist, ehrenamtlich für das Wohlbefinden der Katzen und anderer Tierheimbewohner ein. Dieser Einsatz und diese Fürsorge beeindruckte die Leser*innen der Zeitschriften FUNK UHR und Super TV so sehr, dass sie Schumacher aus insgesamt fünf für den Leserpreis nominierten Projekten mit großer Mehrheit als Gewinnerin auswählten. Auch Maren Gilzer ehrte die ehrenamtliche Arbeit der engagierten Tierschützerin in ihrer Laudatio: „Der Tierschutz braucht Menschen wie Rosita Schumacher. Menschen, die sich Zeit nehmen und den Tieren Zeit lassen. Menschen, die aufgegebenen Tieren die Chance geben, wieder Vertrauen fassen zu dürfen.“
Im Zeichen der Wildtierhilfe stand in diesem Jahr die Sonderkategorie – stellvertretend für all die Tierschützer*innen, die in diesem Bereich tätig sind, wählte die Jury vier Preisträger*innen aus: Dirk Sindhu, Stefanie Kruse, Dr. Mathilde Laininger und das „Wildtierzentrum – Pflege und Artenschutz“. Sindhu leitet ehrenamtlich die Bergische Greifvogelhilfe – eine Auffangstation für verletzte Greifvögel und Eulen im nordrhein-westfälischen Rösrath. Stefanie Kruse aus dem hessischen Idstein kümmert sich privat um die Aufzucht und Pflege kleiner Wildtiere, insbesondere von Bilchen wie Sieben- und Gartenschläfern. Tierärztin Laininger vom Verein „Hauptsache Waschbär“ aus Berlin setzt sich unterdessen mit persönlichem und finanziellem Engagement für die Waschbären ein und versorgt notleidende und kranke Tiere. Und das „Wildtierzentrum – Pflege und Artenschutz“ im rheinland-pfälzischen Saarburg nimmt derweil jedes Jahr über 2.000 kranke, verletzte oder verwaiste Wildtiere rund 60 verschiedener Arten auf – von Eichhörnchen bis hin zu Schwänen, von Fledermäusen bis hin zu Füchsen –, um sie wieder fit zu machen für ein Leben in Freiheit. „Wildtiere sind vielen menschengemachten Gefahren ausgesetzt. Straßenverkehr, Stacheldrähte, Gift, Bejagung, Futterknappheit und Lebensraumzerstörung durch zunehmende Besiedlung sind ernsthafte Bedrohungen. Dennoch fühlt sich kaum jemand für verletzte oder verwaiste Wildtiere zuständig“, sagte Stefanie Hertel in ihrer Laudatio. „Es sind die ehrenamtlich geführten Auffangstationen und Pflegestellen, die sich dieser Tiere annehmen, sie aufpäppeln und auf die Wiederauswilderung vorbereiten. Ihr selbstloser Einsatz ist wertvoll und unverzichtbar.“ Zur Unterstützung ihrer Arbeit erhielten die Prämierten ein Preisgeld von je 500 Euro.
Bildrechte: Artikelheader: Uwe Tölle für FUNK UHR / Super TV; Fotos: Uwe Tölle für FUNK UHR / Super TV (Gala); Stevie's Hundesenioren-Hospiz e.V. (Frau mit Hunden); Stadttaubenprojekt Frankfurt e.V. (Frau mit Taube, Frau im Taubenschlag)