Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER
Modefans freuen sich das ganze Jahr auf sie: die internationalen Fashion Weeks. In New York, Paris und weiteren Metropolen zeigen angesagte Designer ihre Kreationen und setzen die Trends für die nächste Saison. Mittlerweile schlagen bei manchen Modeschauen vereinzelt auch die Herzen von Tierschützern höher – zumindest wenn sie ihre stilprägende Funktion nutzen, um Pelz von den Laufstegen zu verbannen. In diesem Sinne war das Jahr 2018 möglicherweise wegweisend. Denn die Modeschöpfer, die ihre Kollektionen im September auf der renommierten Veranstaltung in London zeigen wollten, mussten ihre Models erstmals ausschließlich pelzfrei einkleiden.
Auch Modemarken wie Versace und Burberry verzichten künftig auf Echtpelz. San Francisco verbietet den Verkauf von Pelzwaren im Stadtgebiet und Los Angeles ist auf dem Weg dahin. Und doch sind diese Meilensteine Tropfen auf den heißen Stein. Denn sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch immer Millionen Pelztiere für die weiterhin riesige Industrie in winzigen Drahtgitterkäfigen eingepfercht sind. „Pelztierfarmen erfüllen nicht einmal die Minimalansprüche, die die Tiere an ihre Umgebung stellen“, erklärt Dr. Henriette Mackensen, Referentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. Tiere, die in der Natur Einzelgänger sind, vegetieren auf engstem Raum nebeneinander. Nerze können nicht baden, Füchse nicht graben und Chinchillas nicht ihr komplexes Sozialverhalten ausleben. Die Folge sind Verhaltensstörungen bis hin zum Kannibalismus. AmEnde dieses traurigen Lebens werden die Tiere vergast oder durch Elektroschocks getötet. Pelztiere aus freier Wildbahn sterben in vielen Ländern noch immer elendig in Fangeisen. „Viele versuchen sogar, sich die Pfote abzubeißen, um dann aus der Falle fliehen zu können“, sagt Dr. Mackensen.
Solche Qualen müssen die Tiere nur ertragen, um als Bommel an Mützen, Besatz an Schuhen oder Krägen an Mänteln zu enden. Über die Hälfte ihrer Umsätze macht die europäische Pelzindustrie mit diesen Accessoires. „Dahinter steckt viel Tierleid – leider oft sogar, wenn die Käufer annehmen, dass es sich um unechten Pelz handelt“, erklärt die Expertin. Denn Echtfell ist zum Teil genauso billig herzustellen wie Kunstfell und wird daher oft als solches – oder gar nicht – deklariert. Unterschiede sind kaum erkennbar. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich schon seit Jahren dagegen ein, Tiere wegen ihres Fells zu töten. „Mit unserer Kampagne #MeinStyleIstPelzfrei möchten wir möglichst viele Menschen für eine Kleidung ohne Pelz begeistern. Dabei freuen wir uns, dass uns über die Sozialen Medien auch bekannte Gesichter unterstützen“, erklärt Nadine Waltschyk, Referentin Campaigning beim Deutschen Tierschutzbund. Denn je eindeutiger sich die Kunden bekennen und beim Einkauf Stellung beziehen, desto höher ist der Druck auf Pelz verarbeitende Unternehmen wie Chanel und die Veranstalter anderer Fashion Weeks, aus dem Geschäft mit der Tierquälerei auszusteigen.
Pelze sind Produkte, die mit Tierquälerei erkauft werden. Daran hat sich nichts geändert – so sehr die Pelzindustrie ihre Werbung auch forciert.