Aktuell

(Pelz)frei sein

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(Pelz)frei sein

2018 feierten Tierschützer Erfolge im Kampf gegen die Tierquälerei in der Pelzindustrie. Doch noch immer ist das Leid der für Mode sterbenden Tiere riesig.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Modefans freuen sich das ganze Jahr auf sie: die internationalen Fashion Weeks. In New York, Paris und weiteren Metropolen zeigen angesagte Designer ihre Kreationen und setzen die Trends für die nächste Saison. Mittlerweile schlagen bei manchen Modeschauen vereinzelt auch die Herzen von Tierschützern höher – zumindest wenn sie ihre stilprägende Funktion nutzen, um Pelz von den Laufstegen zu verbannen. In diesem Sinne war das Jahr 2018 möglicherweise wegweisend. Denn die Modeschöpfer, die ihre Kollektionen im September auf der renommierten Veranstaltung in London zeigen wollten, mussten ihre Models erstmals ausschließlich pelzfrei einkleiden.

Tropfen auf den heißen Stein

Für einen Pelzmantel sterben

  • 30 bis 50 Waschbären
  • 14 Luchse
  • 40 bis 60 Nerze
  • 12 Wölfe
  • 110 Eichhörnchen
  • 130 bis 200 Chinchillas

Auch Modemarken wie Versace und Burberry verzichten künftig auf Echtpelz. San Francisco verbietet den Verkauf von Pelzwaren im Stadtgebiet und Los Angeles ist auf dem Weg dahin. Und doch sind diese Meilensteine Tropfen auf den heißen Stein. Denn sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass noch immer Millionen Pelztiere für die weiterhin riesige Industrie in winzigen Drahtgitterkäfigen eingepfercht sind. „Pelztierfarmen erfüllen nicht einmal die Minimalansprüche, die die Tiere an ihre Umgebung stellen“, erklärt Dr. Henriette Mackensen, Referentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. Tiere, die in der Natur Einzelgänger sind, vegetieren auf engstem Raum nebeneinander. Nerze können nicht baden, Füchse nicht graben und Chinchillas nicht ihr komplexes Sozialverhalten ausleben. Die Folge sind Verhaltensstörungen bis hin zum Kannibalismus. AmEnde dieses traurigen Lebens werden die Tiere vergast oder durch Elektroschocks getötet. Pelztiere aus freier Wildbahn sterben in vielen Ländern noch immer elendig in Fangeisen. „Viele versuchen sogar, sich die Pfote abzubeißen, um dann aus der Falle fliehen zu können“, sagt Dr. Mackensen.

#MEINSTYLEISTPELZFREI

Solche Qualen müssen die Tiere nur ertragen, um als Bommel an Mützen, Besatz an Schuhen oder Krägen an Mänteln zu enden. Über die Hälfte ihrer Umsätze macht die europäische Pelzindustrie mit diesen Accessoires. „Dahinter steckt viel Tierleid – leider oft sogar, wenn die Käufer annehmen, dass es sich um unechten Pelz handelt“, erklärt die Expertin. Denn Echtfell ist zum Teil genauso billig herzustellen wie Kunstfell und wird daher oft als solches – oder gar nicht – deklariert. Unterschiede sind kaum erkennbar. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich schon seit Jahren dagegen ein, Tiere wegen ihres Fells zu töten. „Mit unserer Kampagne #MeinStyleIstPelzfrei möchten wir möglichst viele Menschen für eine Kleidung ohne Pelz begeistern. Dabei freuen wir uns, dass uns über die Sozialen Medien auch bekannte Gesichter unterstützen“, erklärt Nadine Waltschyk, Referentin Campaigning beim Deutschen Tierschutzbund. Denn je eindeutiger sich die Kunden bekennen und beim Einkauf Stellung beziehen, desto höher ist der Druck auf Pelz verarbeitende Unternehmen wie Chanel und die Veranstalter anderer Fashion Weeks, aus dem Geschäft mit der Tierquälerei auszusteigen.


Pelz tötet

Pelze sind Produkte, die mit Tierquälerei erkauft werden. Daran hat sich nichts geändert – so sehr die Pelzindustrie ihre Werbung auch forciert.

  • 12.700.000 Füchse hat die Industrie 2017 zu Pelz verarbeitet.
  • 63.100.000 Nerze starben 2017 weltweit für Pelzprodukte. Einziger Lichtblick: Die Zahlen gehen zurück. 2016 waren es noch 75 Millionen.
  • Die Durchschnittsgröße einer Käfigbatterie beträgt 0,8 Quadratmeter. Das natürliche Territorium eines Fuchses hingegen umfasst zehn Quadratkilometer.
  • Das Leben in engen Käfigen ist sehr stressig und verursacht gravierende Tierschutzprobleme wie zum Beispiel Selbstverstümmelung, infektiöse Wunden oder Kannibalismus.
  • 86 % der Deutschen lehnen Echtpelz ab.
  • Um die Pelze zu schonen, werden die Tiere mit grausamen Methoden wie Vergasen oder analen Stromschlägen getötet.
  • Pelztierfarmen sind in Europa bereits in Großbritannien, Österreich, Kroatien, Slowenien, Mazedonien und Luxemburg verboten. Länder wie Niederlande, Belgien, Serbien, Tschechien und Norwegen haben ebenfalls ein Verbot beschlossen, befinden sich aber noch in einer Übergangsfrist. Auch in Deutschland existiert nur noch eine Pelzfarm. Doch: Pelzschwergewichte wie China und Dänemark produzieren und liefern weiter Felle, die auch in Deutschland in Massen verarbeitet und verkauft werden.
  • Der meiste Pelz wird heutzutage als Besatz an Jacken verkauft. Oft ist er sogar – ohne Kennzeichnung – in Kunstfellprodukten zu finden, weil die Produktion hochwertigen Kunstfells teurer ist.

Zeig uns Deinen pelzfreien Style

  • Zeig allen, dass Du Dich für einen Style ganz ohne Tierleid einsetzt: Mach ein Foto von Dir oder gemeinsam mit Deinen Freunden und teile es mit unserem Hashtag auf Deinen Social-Media-Kanälen. Alle Infos zur Kampagne findest Du unter:
    www.tierschutzbund.de/pelzfrei