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Letzte Chance für den Feldhamster?

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Letzte Chance für den Feldhamster?

Feldhamster gehören zu den am stärksten bedrohten Säugetieren in Deutschland – sie verschwinden gemeinsam mit ihren Lebensräumen. Jetzt reagiert die Politik. Kommt die Hilfe gerade noch rechtzeitig?

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Feldhamster sind Einzelgänger. Wäre das nicht schon von Natur aus so, müssten sich die Nager erschreckenderweise daran gewöhnen. Den Feldhamstern – einst als Schädlinge bejagt – droht das Aussterben. Sie stehen auf der Roten Liste Deutschlands und sind in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bereits von der Bildfläche verschwunden. 

Feldhamster

  • Feldhamster werden 17 bis 30 Zentimeter lang.
  • Sie legen Baue bis zu zwei Meter unter der Erde an, in denen sich Kammern für die Vorräte befinden, aber auch separate Bereiche, die als „Toilette“ dienen.
  • Die Nager fressen am liebsten Getreide, Mais, Sonnenblumenkerne, Möhren, Kartoffeln und Früchte, aber auch vereinzelt Schnecken, Larven, Spinnen oder sogar junge Mäuse.
  • Meist haben sie einen braunen Rücken und helle Flecken am Kopf und an den Seiten, weiße Pfoten und einen schwarzen Bauch. In Thüringen ist rund ein Viertel der Tiere komplett schwarz.
  • Nach 18 bis 20 Tagen bringen Feldhamster meistens acht Junge zur Welt.
  • Sie wiegen ausgewachsen 200 bis 600 Gramm. Bei der Geburt sind es nur sieben Gramm.

Der Mensch ist der größte Feind

Trotz strenger Schutzmaßnahmen erweist sich der Mensch als größter Feind des Feldhamsters. „Die Anbaumethoden in der Landwirtschaft werden immer effizienter. Für die Hamster bleiben so gut wie keine Erntereste übrig und sie finden kaum noch Verstecke“, berichtet Denise Ritter, Referentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. Auf vielen Feldern wachsen statt Getreide und Früchten nun Pflanzen in Monokulturen, die als Biobrennstoffe dienen. Andere Landschaften, in denen der Hamster lebte, hat der Mensch bebaut. Darum fällt es den Nagern schwerer, ihre Hamsterbacken zu füllen. Bis zu 15 Kilogramm trägt jedes Tier für die Zeit von Oktober bis März zusammen. „Damit das für die verbliebenen Tiere so bleibt, muss in der Landwirtschaft dringend ein Umdenken stattfinden und gehandelt werden“, so Ritter.

Das Bundesumweltministerium hat reagiert und im Sommer das Projekt „Feldhamsterland“ gestartet, mit dem es die Landwirte über fünf Jahre beratend und finanziell unterstützt. Das Projekt, für das 3,4 Millionen Euro bereitstehen, soll dazu beitragen, in fünf Bundesländern wieder mehr Lebensräume für die Hamster und andere Arten anzulegen. Wenn Landwirte einzelne Getreidestreifen nicht abernten und zusätzlich Pflanzenarten wie Luzerne anbauen, können sie den Tieren modellhaft Nahrung und Deckung bieten. „Das Projekt war überfällig. Es ist ein wichtiger und guter Schritt in die richtige Richtung, der auch anderen Tierarten zugutekommen wird. Damit sich die Hamsterpopulationen nachhaltig erholen können, muss ein derartig flächendeckendes Projekt jedoch auch nach Ablauf der fünf Jahre fortgesetzt werden“, sagt Ritter.

Bildrechte: Artikelheader: Alamy - imageBROKER