Autor: Nadia Wattad, Redaktion DU UND DAS TIER
Pelz, Angora, Merino und Daunen haben einiges miteinander gemein – sie wärmen, stammen von Tieren und verursachen unsägliches Leid. Tierfreunde wissen das – die Modeindustrie redet sich da gerne raus beziehungsweise schiebt jegliche Verantwortung von sich. Erstere boykottieren daher den Kauf solcher Produkte, letztere wirft jene Produkte gerade im Winter massenweise auf den Markt. Die Nachfrage bestimmt schließlich das Angebot. Und wenn da so ein kuscheliger Angorapullover im Regal des Lieblingsgeschäftes liegt – wer möchte da schon widerstehen? Irgendwo in Deutschland wird er sicherlich auch in diesem Jahr unter dem Weihnachtsbaum liegen.
Leider wissen immer noch die wenigsten Menschen, welche Tierqual damit einhergeht. Wie schlecht es den Tieren wirklich geht, zeigen Aufnahmen aus sechs französischen Kaninchenfarmen. Die Partnerorganisation des Deutschen Tierschutzbundes „One Voice“ in der Fur Free Alliance, einem internationalen Zusammenschluss aus mehr als 40 Tierschutzorganisationen, hat diese nach sechsmonatiger Recherche veröffentlicht. Die Bilder sind grausam und gehen direkt ans Herz.
In dem aus den Kaninchenfarmen zusammengeschnittenen Video ist ein Arbeiter zu sehen, der ein vor Schreck erstarrtes Kaninchen an den Vorder- und Hinterläufen an einer Art „Tisch“ festbindet. Danach beginnt er, das Fell des Tieres auf besonders ruppige Weise auszubürsten. Das Kaninchen stößt Schmerzensschreie aus – der Arbeiter setzt die Prozedur unbeeindruckt fort. Das Fell des Kaninchens wird regelrecht geerntet. Im Hintergrund sind große, vermutlich mit Angorawolle gefüllte, Säcke zu sehen.
50 Prozent der Todesfälle sind in der ersten Woche nach der Fellernte zu beobachten.
Noch schmerzhafter als das Ausbürsten ist das Rupfen der Haare. Büschelweise reißt der Arbeiter dem Kaninchen das Fell aus. Er arbeitet sich vom Rücken, über Bauch bis zu den Hinterläufen vor. Ein Arbeiter erzählt in dem verdeckt aufgenommenen Video, dass er zum Teil zwei Stunden pro Kaninchen benötigt. Ein anderer gibt zu: „Manchmal sagst du zu dir selber, dass das Kaninchen besser dran wäre, wenn wir ihm einen Schlag auf den Kopf geben würden.“ Nach der schrecklichen Prozedur bleibt das Kaninchen nackt und verstört zurück. Ohne das schützende und wärmende Fell können die Tiere die Außentemperatur kaum ausgleichen. Ihr Körper benötigt nun mehr Energie zum Aufrechterhalten der Körpertemperatur, weswegen sie nach der „Fellernte“ mehr fressen müssten als vorher. Das tun sie aber nicht, da sie so sehr unter Schock stehen. In der Folge läuft die Durchblutung der Haut auf Sparflamme.
„Bei niedrigen Stalltemperaturen sind Kaninchen auf ihr wärmendes Fell angewiesen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Hauttemperatur von 37,7 auf 22 Grad Celsius absinkt, wenn man ihnen das Fell bei Stalltemperaturen von vier Grad Celsius entfernt – eine Differenz von 15,7 Grad! Gleichzeitig müssen die Tiere Körperfett mobilisieren, um ihren Energiebedarf zu decken. Dadurch entstehen giftige Stoffwechselprodukte, die zu Apathie, Durchfall oder Krämpfen führen können. Im schlimmsten Fall stirbt das Kaninchen“, so Dr. Henriette Mackensen, Referentin für Heimtiere und Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund.
Die Kaninchen müssen die Pein, die mit der Fellernte verbunden ist, bis zu viermal im Jahr über sich ergehen lassen. Nicht immer wird den Tieren das Fell ausgerissen. In China kürzt man es ihnen zum Teil mit einer Schere, in Europa und Südamerika kommt hin und wieder die elektrische Haarschneidemaschine zum Einsatz. Die Qual bleibt beinahe dieselbe. Kaninchen sind Fluchttiere. Sie sind in der strukturlosen Intensivhaltung nie an den Menschen gewöhnt worden und fürchten um ihr Leben, wenn sie mit zusammengebundenen Beinen auf einem Tisch fixiert sind.
Männliche Tiere sind für gewöhnlich nicht die Hauptfelllieferanten, da sie im Gegensatz zu den Häsinnen bis zu 30 Prozent weniger Wolle erzeugen. Bis auf wenige Zuchtböcke werden diese in der Regel direkt nach der Geburt getötet – zum Teil auf bestialische Weise: Die Arbeiter werfen sie auf den Boden oder schlagen ihren Körper auf die Tischkante. Einige der Tiere dienen auch der Fleischgewinnung. Die weiblichen Tiere müssen die erste Schur im Babyalter von sechs bis acht Wochen ertragen. Sehr alt werden sie auch nicht – ihre durchschnittliche „Nutzungsdauer“ liegt bei vier Jahren. Im Gegensatz dazu können artgerecht gehaltene Kaninchen, die nicht ihr Fell in Farmen hergeben müssen, durchaus bis zu zwölf Jahre alt werden.
In der Zeit zwischen den Fellernten vegetieren die Kaninchen in kleinen Käfigen, meist ohne Streu, auf einem Draht- oder Plastikrost überwiegend einzeln vor sich hin. Einzeln, damit sich Krankheiten von Tier zu Tier nicht so einfach übertragen und damit sie sich nicht gegenseitig die kostbaren Haare abfressen.
Die Größe der Käfige ist unterschiedlich, aber in allen Fällen viel zu klein. In China sind die Käfige durchschnittlich 76 x 61 x 46 Zentimeter „groß“. Die Tiere können sich darin noch nicht einmal ausstrecken. Sie haben keinerlei Möglichkeit, arttypisch im Sozialverband zu leben und Gänge zu graben.
Es gibt zwar Siegel, die im Handel damit werben, europäische Standards zur Tierhaltung einzuhalten, dennoch stellen diese keinen Freifahrtschein zum Kauf von Angoraprodukten dar. Auch hier ist es erlaubt, die Tiere einzeln in kleinen Käfigen zu halten, auch hier müssen die Tiere die tierquälerische Prozedur der Schur ertragen. Aus Tierschutzsicht gibt es keine kommerziell geeignete Methode, die Wolle von Angorakaninchen ohne Tierqual zu gewinnen.
Doch nicht nur Angorakaninchen haben einen langen Leidensweg vor sich, bis sie als Kleidungsstück die Modebranche „bereichern“. Auch Marderhund, Fuchs und Nerz gehören zu den Lieblingstieren der Modeindustrie. Jedes Jahr aufs Neue sind sie wieder als schmückendes Accessoire oder als Jacke auf den internationalen Laufstegen zu bewundern. Fairerweise darf nicht unerwähnt bleiben, dass es auch einige Modelabels gibt, die sich ihrer ethischen Verantwortung bewusst (geworden) sind und Pelzprodukte aus der Kollektion verbannt haben. Zuletzt hat das Luxusmodelabel Armani erklärt, mit dem Start der Herbst-Winter-Kollektion 2016 komplett auf Echtfell zu verzichten. Das Unternehmen hatte sich im Anschluss an Gespräche mit der Fur Free Alliance zu diesem Schritt entschlossen. Der Deutsche Tierschutzbund hofft, dass sich durch die Entscheidung von Armani der Druck auf diejenigen Unternehmen erhöht, die immer noch Pelz im Angebot haben.
Trotz intensiver Aufklärungsarbeit des Verbandes leidet insbesondere der Marderhund immer noch immens unter der Modeindustrie. Als Bommel an der Mütze, als Kragen an der Jacke oder anderweitig als Accessoire verarbeitet, stirbt er letztendlich einen qualvollen Tod. Seine Fell ist wollig und rau. Zudem ist er recht anspruchslos zu halten. Diese Eigenschaften machen ihn für die Pelzverarbeitung so beliebt.
„Es ist ein Irrglaube, anzunehmen, dass Fellbesätze an der Kleidung Abfallprodukte der Pelzindustrie sind. Nein, die Tiere werden extra dafür in Pelzfarmen unter tierunwürdigen Bedingungen gezüchtet. Auch bestehen die Besätze viel häufiger aus Echtfell als vermutet“, erläutert Dr. Mackensen. Neben Marderhunden landen auch Nerze und Füchse in den Pelzfarmen. Recherchen des Deutschen Tierschutzbundes haben ergeben, dass es in Deutschland derzeit noch acht Nerzfarmen gibt, in denen circa 100.000 Tiere leben. Die beiden größten Farmen in Mecklenburg Vorpommern schließen jedoch Ende 2017. Damit sterben jährlich 75.000 Nerze weniger diesen sinnlosen und grausamen Tod.
Weltweit führender Produzent von Marderhundfellen ist nach wie vor China.
Seit vielen Jahren kämpft der Deutsche Tierschutzbund für ein konsequentes Verbot der Pelztierhaltung in Deutschland und erhält endlich politische Unterstützung. So hatte der Bundesrat dem Antrag von Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz im Juli 2015 zugestimmt, die eine Ergänzung des Tierschutzgesetzes anstrebten. Sie wollten damit erreichen, dass künftig das Tierschutzgesetz die Haltung von Pelztieren zur Pelzgewinnung verbietet. Der Deutsche Tierschutzbund hatte alle Landesregierungen dazu aufgefordert, den Antrag zu unterstützen – mit einem Teilerfolg. So stieß der Vorstoß, ein gesetzliches Pelztierhaltungsverbot einzuführen, zwar bei der Bundesregierung auf Widerhall, doch das Tierschutzgesetz möchte sie nicht antasten. Stattdessen hat das zuständige Landwirtschaftsministerium einen Vorschlag vorgelegt, mit dem ein Verbot über das Tiererzeugnisse-Handels-Verbotsgesetz umgesetzt würde. Dabei zielt die geplante gesetzliche Änderung nicht auf den Handel mit Erzeugnissen aus Pelz ab. Sie verbietet aber die Haltung von Nerz, Iltis, Chinchilla, Rot- und Polarfuchs sowie Marderhund, um Erzeugnisse wie Pelze oder Öle zu gewinnen.
Pelz ist nicht nur tierquälerisch, sondern auch gesundheitsgefährdend – insbesondere, wenn er direkt auf der Haut getragen wird. Lesen Sie hier warum.
Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte zwar die Umgehung des Tierschutzgesetzes, er appellierte jedoch zugleich an die Regierung, das Verbot rasch umzusetzen. Leider hat der Bundestag bisher den Formulierungsvorschlag des Ministeriums nicht aufgegriffen. Der Deutsche Tierschutzbund mahnt, dass ein Pelzfarmverbot eine längst überfällige Maßnahme ist und nun endlich den Worten Taten folgen müssen.
Dass ein Etikett an einem angeblichen Kunstfell nicht unbedingt das angibt, was das betreffende Produkt vorgibt zu sein, deckte der Deutsche Tierschutzbund Anfang 2014 auf. Eine Mütze mit Bommel des Modeunternehmens Wöhrl sollte laut Kennzeichnung eigentlich zu hundert Prozent aus Acryl bestehen. Eine vom Verband beauftragte Untersuchung ergab jedoch, dass für den Fellbesatz an der Mütze Haare des Marderhundes verarbeitet wurden – eine unglaubliche Verbrauchertäuschung und ein Verstoß gegen die Kennzeichnungspflicht. Nach der Beschwerde des Deutschen Tierschutzbundes hat das Unternehmen die Mütze aus dem Sortiment genommen. Der Forderung nach grundsätzlichem Verzicht auf Echtfell ist Wöhrl aber bisher nicht nachgekommen.
Auch 2015 blieb der Verband nicht untätig – er veröffentlichte unter anderem Videoaufnahmen von zwei deutschen Nerzfarmen, um so die Forderung nach einem bundesweiten Verbot der Pelztierhaltung zu unterstreichen. Im selben Jahr ging der Deutsche Tierschutzbund auch mit seiner Anti-Pelz-Kampagne „Pelz ist peinlich“ in die Offensive, die von Prominenten wie Nina Ruge unterstützt wurde. Darüber hinaus kreierte der Verband ein Kampagnenmotiv, auf dem eine junge Frau zu sehen ist, die eine Mütze mit Fellbommel trägt. Plakativ, mit einem toten Marderhund, der sich an die Mütze anschmiegt, weist das Motiv darauf hin, dass Pelz erschreckenderweise auch bei der jüngeren Zielgruppe salonfähig geworden ist – der Trend wird sowohl am Modesortiment als auch in der Fußgängerzone sichtbar. Damit weist der Verband insbesondere auf die häufig vergessenen Pelzaccessoires hin, für die überwiegend der Marderhund leiden muss. Der kurze Spot „Mode wandelt sich, Tierleid nicht“ unterstützt die Kampagne.
Auch in diesem Winter wird der Deutsche Tierschutzbund mit weiteren öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen auf das Leid der Pelztiere aufmerksam machen.
Weitere „natürliche“ Produkte, wie sie von der Industrie gerne bezeichnet werden, sind Daunen. Auch sie haben die Eigenschaft, zu wärmen – im Winter natürlich eine feine Sache. Doch auch hier können die Konsumenten nicht sicher sein, dass die entsprechenden Kleidungsstücke ohne Tierqual entstanden sind. Daunen stammen überwiegend von Gänsen – entweder von bereits toten oder im schlimmsten Fall von lebenden Tieren. Der sogenannte Lebendrupf von Gänsen ist zwar in Deutschland verboten, aber viele Daunen stammen aus China, Ungarn und Polen. Dort ist der Lebendrupf an der Tagesordnung.
Die Gänse leiden dabei schreckliche Qualen, da ihnen die Arbeiter unabhängig vom Zeitpunkt der Mauser, also der Zeit, in der die Gänse ihr Federkleid wechseln, ihre Federn und Daunen ausreißen. Wenn die Tiere nicht in der Mauser sind, sitzen die Federn fest in der Haut. Viele Gänse haben nach dem Rupfen blutende Verletzungen, gebrochene Flügel oder Beine, frieren oder sterben am Stress. Zuchtgänse müssen diese Tortur in ihrem Leben bis zu vier Mal über sich ergehen lassen – sie beginnt im Alter von vier Monaten. Besonders grausam ist das maschinelle Rupfen.
Das sogenannte Raufen ist nur geringfügig besser. Hierbei werden den Tieren im besten Fall nur diejenigen Federn „ausgekämmt“, die sich in der Phase der Mauser von alleine aus der Haut gelöst haben. Dennoch ist dies nicht tiergerecht, denn die Arbeiter müssen die Gänse beim Raufen zum einen festhalten, zum anderen kommt es dabei vor, dass sie den Tieren auch festsitzende Federn ausreißen. Schließlich befinden sich Tiere einer Herde nie exakt im selben Stadium der Mauser.
Der Deutsche Tierschutzbund fordert ein EU-weites Verbot der Daunengewinnung und der Stopfmast von lebenden Tieren. Außerdem plädiert er dafür, den Import von Daunen aus Lebendrupf zu verbieten. „Solange es aber noch kein Verbot gibt, ist der Verbraucher auf eine Kennzeichnung der Produkte angewiesen. Nur so ist erkennbar, ob die Federn aus Lebend- oder Totrupf stammen“, so Dr. Esther Müller, Referentin für Tiere in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund.
Obwohl es weder ein Importverbot noch eine Deklarationspflicht von Daunen, die aus Lebendrupf stammen, gibt, scheinen die Hersteller das Problem des Lebendrupfes zu kennen. Häufig werben sie auf ihren Produkten damit, dass die Daunen nicht von lebenden Tieren stammen.
Der Verband Deutscher Daunen- und Federnindustrie (VDFI) bietet drei Standards für Bettwaren und Bekleidung an, die den Verbrauchern mehr Orientierung geben sollen: den Traceability Standard der European Down and Feather Association (EDFA), den Downpass und den Traumpass. Alle drei Standards schließen zwar Lebendrupf aus, dennoch sind sie im Hinblick auf den Tierschutz eher schwach. „Der Traceability Standard schließt nicht das Raufen von Gänsen aus. Was mit den Tieren während der Zucht oder Mast passiert, ist bei allen drei Standards nicht
nachzuvollziehen. Denn die Auditierung beginnt erst am Schlachthof. Selbst Daunen von Gänsen und Enten, die aus der Stopflebermast stammen, sind nicht explizit verboten“, kritisiert Dr. Müller.
Geübte Arbeiter rupfen bis zu 1.000 Tiere täglich – eine Ausbeute von etwa 140 Kilogramm Federn.
Leider spielen auch die Haltungsbedingungen der Tiere bei der Vergabe der Standards keine Rolle. Lediglich der gesetzliche Standard muss eingehalten werden, und der bietet völlig unzureichende Mindestanforderungen. Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes sind die Siegel zwar viel zu lasch, aber der VDFI ist bemüht, Verbesserungen auf den Weg zu bringen. Der Verband steht in regelmäßigem Austausch mit dem VDFI und kann so zur Weiterentwicklung der Gütesiegel beitragen. Ziel des Deutschen Tierschutzbundes ist es, die beim Downpass derzeit noch freiwilligen Module zur Rückverfolgbarkeit bis zu den Elterntieren und zum Ausschluss von Stopfmast verpflichtend in den Standard des Siegels einzubinden.
Der Deutsche Tierschutzbund arbeitet darüber hinaus bei einem runden Tisch gemeinsam mit den Outdoorfirmen daran, dass auch in der Bekleidungsindustrie die Themen Lebendrupf und Stopfleberproduktion bekannt und die Lieferanten nach der Produktion von tierschutzgerechter Ware ausgesucht werden. Doch auch dieses Tierschutzproblem reiht sich in nur eines von vielen ein.
Um wärmende Kleidung herzustellen, greifen einige Hersteller auf Merinowolle zurück. Diese stammt von den Merinoschafen, die überwiegend in Australien und Neuseeland gezüchtet werden. Bei der Produktion jener Wolle ist vor allem das sogenannte Mulesing ein höchst tierschutzrelevantes Problem. Hierbei werden den Tieren große Hautfalten am Hinterteil ohne Betäubung mit
einer scharfen Schere abgeschnitten. So entstehen tellergroße offene Wunden. Die Farmer sehen diese brutale Methode als notwendig an, da andernfalls die Gefahr erhöht ist, dass sich Fliegenmaden in die um den After herum stark bewollten Hautfalten einnisten. Diese fressen sich in das lebende Gewebe der Tiere, was für die Tiere schmerzhaft ist und auch tödlich enden
kann. Das Abschneiden der Hautfalten soll dies verhindern. Dieses Prozedere ist insbesondere in Australien üblich und ungemein tierquälerisch. Die Schafe erleiden diese Art von Misshandlung, die in Deutschland nach Paragraf 5 und 6 des Tierschutzgesetzes verboten ist, in den ersten Lebensmonaten.
„Auch wenn der Fliegenmadenbefall ein ernst zu nehmendes Problem in der Schafhaltung ist, rechtfertigt das noch lange nicht einen solchen höchst tierschutzrelevanten, schmerzhaften Eingriff“, so Kathrin Zvonek, Referentin für Tiere in der Landwirtschaft beim Deutschen Tierschutzbund. Der Verband plädiert für eine Zucht, die auf weniger ausgeprägte Hautfalten und Bewollung im Afterbereich abzielt. Dieser Prozess der Zucht dauert aber einige Jahre. Daher empfiehlt der Verband, keine Merinowolle zu kaufen, die aus Ländern stammt, in denen Mulesing an der Tagesordnung ist.
Doch Mulesing ist nicht das einzige Problem bei der Schafzucht. Wenn Schafe für die Wollproduktion nicht mehr wirtschaftlich sind, werden sie häufig zu Schlachtereien in den Nahen Osten oder nach Nordafrika geschickt. Zusammengepfercht auf riesigen Frachtschiffen, unter miserablen Bedingungen, sterben jährlich zehntausende Merinoschafe auf der wochenlangen Überfahrt.
6,5 Millionen Schafe zählt der jährliche australische Lebendexport. Etwa zehn Prozent der Tiere verenden während des Transports. Sie ersticken an eigenen Fäkalien, verhungern, verdursten, trampeln sich gegenseitig zu Tode oder erkranken.
Ist ein schöner Pullover oder Schal all das wirklich wert? Eigentlich sollte jeder mit einem Funken Mitgefühl diese Frage mit einem Nein beantworten. Damit Tiere nicht weiter zur Ware verkommen, kommt es auf jeden Einzelnen an. Aufklärung ist das A und O – im Freundeskreis, innerhalb der Familie, bei den Arbeitskollegen. Denn wie schon Immanuel Kant feststellte:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“
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