Veranstaltungen

Eine Bühne für Helden

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Eine Bühne für Helden

Zum 14. Mal hat der Deutsche Tierschutzbund den Deutschen Tierschutzpreis verliehen. Die Auszeichnung ehrt außerordentlich engagierte Menschen, die ihr Leben dem Schutz der Tiere verschrieben haben. DU UND DAS TIER stellt die diesjährigen Preisträger vor.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Die „Qual der Wahl“ bescherte Thomas Schröder bei der Verleihung des Deutschen Tierschutzpreises im Oktober „ein lachendes und ein weinendes Auge“. 286 Bewerbungen und Vorschläge hatten der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes und die Juroren erhalten. Doch sie konnten nur fünf bemerkenswerte Tierschutzprojekte und Tierschützer auswählen, die sie als besonders preisverdächtig erachteten. „Es fühlt sich ein wenig so an, als hätten wir uns gegen die 281 entschieden. Aber wir danken jedem Einzelnen, der sich für den Tierschutz engagiert. Zu sehen, was Menschen für die Tiere leisten, gibt viel Kraft“, stellte Schröder bei der Festveranstaltung im Berliner Meistersaal begeistert fest. Am liebsten hätte er allen Kandidaten den Tierschutzpreis verliehen.

Die Auszeichnung geht an Menschen, die sich selbstlos und aus voller Überzeugung im Alltag für den Schutz von Tieren einsetzen. Diese Beschreibung trifft ohne Zweifel auf die fünf Preisträger zu, die an diesem Abend im Rampenlicht standen. Sie erhielten neben Urkunden für die ersten drei Plätze, die Sonderkategorie und das Lebenswerk auch ein Preisgeld von insgesamt 7.000 Euro, gestiftet von den Marken Whiskas und Pedigree. Gemeinsam mit ihnen und den Zeitschriften FUNK UHR und SUPER TV vergibt der Verband die Auszeichnung.

Glamour für den Tierschutz

Über 200 Gäste waren gekommen, um die Preisträger bei der 14. Verleihung kennenzulernen und sie zu feiern. Neben Vertretern des Deutschen Tierschutzbundes, dessen Landesverbänden, Mitgliedern zahlreicher Tierschutzvereine und Förderern waren auch prominente Ehrengäste der Einladung gefolgt. TV-Star Daniela Katzenberger, die Sänger Jay Khan und Mitch Keller, aber auch viele Vertreter aus Politik, Verbänden und Unternehmen unterstrichen durch ihr Kommen die Bedeutung des Tierschutzes. Damit verschafften sie dem Thema und den Preisträgern zusätzliche Aufmerksamkeit. Auf der Bühne gestalteten Stefanie Hertel, Lanny Lanner, Dorthe Kollo, Sara Dähn und Thomas Blaeschke das Programm, durch das Nina Ruge und Attila Weidemann führten, musikalisch.

Von links nach rechts: Raoul Hamacher (Leiter Unternehmenskommunikation Mars Petcare Deutschland), die Musiker Thomas Blaeschke und Sara Dähn, Sängerin Stefanie Hertel, Frank Schmidt (Vertretung für Dr. Susanne Schmidt, 2. Preis), Gudrun Lumpp (Lebenswerk), Guido und Samuel Schäfer (3. Preis), Ann-Catrin Schmidt (1. Preis), Sabine Woll und Sabine Weiland von den Stadttauben Saarbrücken (Sonderpreis), Martina Born von den Stadttauben Hamburg (Sonderpreis), Britta Wolff und Stefanie Heidrich (Vertreterinnen der Klambt-Programmzeitschriften FUNK UHR und SUPER TV), Sängerin Dorthe Kollo, Thomas Schröder, Nina Ruge.

Politischer Diskurs im festlichen Rahmen

Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, besuchte bereits zum zweiten Mal binnen weniger Monate eine Veranstaltung des Deutschen Tierschutzbundes – trotz kritischen Gegenwinds. „Ich weiß, worauf ich mich eingelassen habe“, merkte sie auf der Bühne an. Zuvor hatte Schröder angemahnt, „dass die Politik immer kleinteiligere Lösungen und Probleme diskutiert. Der Blick auf das ‚große Ganze‘ geht verloren“. Tierschutzprobleme würden eher wachsen als gelöst, wie man an den Beispielen betäubungslose Ferkelkastration, Tierversuche oder Wildtiere in Zirkussen merke. Die Ministerin warb um Verständnis für ihre Aufgabe, zwischen den Interessen von Tierschützern, Verbrauchern und tierhaltenden Landwirten auszugleichen.

„Mit mir wird es nach den zwei Jahren keine weitere Verschiebung des Verbots der betäubungslosen Ferkelkastration geben“, sagte Klöckner zu dem Gesetz, das kurz vor dem Inkrafttreten am 1. Januar aufgeschoben worden war. Zudem kündigte sie „mehr Hauptamt fürs Ehrenamt“ an, um die vielen Ehrenamtlichen durch Berater zu unterstützen. Das dürfte auch den Preisträgern gefallen, die für den Tierschutz einen Großteil ihrer Freizeit aufwenden. Mehr zu ihnen und ihrem Engagement lesen Sie unten.

 


Ann-Catrin Schmidt, erste Preisträgerin des Deutschen Tierschutzpreises 2018

Platz 1: Lehrerin aus Leidenschaft

„Hui“. Zunächst verschlug es Ann-Catrin Schmidt die Sprache, als feststand, dass sie den ersten Platz des Deutschen Tierschutzpreises 2018 belegt. Vor Glück weinend hatte sie den Film über ihre Arbeit verfolgt, bevor Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung überreichte. Schmidt bringt Kindern als Förderschullehrerin im hessischen Alsfeld in Schul-AGs bei, wie sie zum Tierschutz beitragen können.

Außerdem ist die Preisträgerin Vorsitzende des Tierschutzvereins Alsfeld und im Verein Schüler für Tiere aktiv, für den Schmidt Unterrichtsmaterial entwickelt hat. Damit begeistert sie auch Kinder in Rumänien für den Tierschutz. Es kommt dort mittlerweile an 23 Schulen zum Einsatz. „Ich habe selbst in die leuchtenden Kinderaugen gesehen, wenn Ann-Catrin Mädchen und Jungen über die Bedürfnisse von Tieren berichtet hat und sie gemeinsam Gassi gegangen sind. Das hat mich sehr berührt“, berichtete Schröder dem Berliner Publikum. Schmidt hofft, „dass die Kinder den Tierschutz mit nach Hause tragen und wir ihn so in kleinen Schritten verbessern können“.


Lebenswerk: Eine weinende Heldin

Gudrun Lumpp, Preisträgerin für das Lebenswerk beim Deutschen Tierschutzpreis 2018

Wer Gudrun Lumpp in ihrem Tierhort Albert Schweitzerin Paderborn besucht, spürt, dass Tiere ihr Leben sind. „Ich bin glücklich, ihnen helfen zu dürfen“, sagt sie. Seit über 60 Jahren betreibt sie aktiven Tierschutz.Schon in den 1970er-Jahren setzte Lumpp sich für die Kastration von Straßenkatzen ein. Aus eigener Kraft, mit viel Ausdauer und großem finanziellen Einsatz hat Gudrun Lumpp vor mehr als 20 Jahren schließlich den Tierhort errichtet.

Lumpp erhielt den mit 1.000 Euro dotierten Tierschutzpreis für das Lebenswerk, garniert mit stehenden Ovationen des Publikums. Die gerührten Zuschauer erfuhren, dass sich die Preisträgerin trotz ihres bemerkenswerten Einsatzes regelmäßig in den Schlaf weint, „denn ich wünschte, ich könnte noch viel mehr für die Tiere tun“. Da musste sich auch Sängerin Stefanie Hertel, gleichzeitig Jurorin, Laudatorin und Botschafterin des Deutschen Tierschutzbundes, Tränen aus dem Auge wischen: „Man wird sehr demütig, wenn man sieht, was Menschen für Tiere zu leisten imstande sind.“


Dr. Susanne Schmidt, zweite Preisträgerin des Deutschen Tierschutzpreises 2018

Platz 2: Die Unsichtbare

Es gibt Menschen, die schon immer auf eine Bühne wollten. Und es gibt Dr. Susanne Schmidt von der Wildtierauffangstation und Pflegestation Cottbus-Skadow. Für sie stellte sich die Frage gar nicht erst, ob sie die Auszeichnung für den zweiten Preis persönlich entgegennehmen sollte. Denn so sehr sie sich auch über die Auszeichnung und die 2.000 Euro, gestiftet von Whiskas und Pedigree, freute: Die 85 Tiere in ihrer Obhut gingen eindeutig vor – wie an allen anderen 365 Tagen des Jahres. Darum schickte sie ihren Ehemann Frank Schmidt zur Preisverleihung nach Berlin, der berichtete, dass die beiden „überrascht und überwältigt“ seien.

Seit über 30 Jahren versorgt die Tierärztin alle verletzten oder verwaisten Wildtiere, die ihr Privatpersonen, Behörden oder Tierheime bringen. „Davor ziehe ich meinen Hut. Susanne Schmidts oberstes Ziel ist es, die Tiere wieder auszuwildern“, betonte die Sängerin Dorthe Kollo in ihrer Laudatio. Doch das bedeutet nicht in allen Fällen einen Abschied für immer. „Unser Storch Willi ist als Küken aus einem Nest gefallen und hat sich nach seiner Genesung bei uns einer Gruppe junger Störche angeschlossen. Seitdem sind sechs Jahre vergangen und er besucht uns alle zwölf Monate“, berichtete Frank Schmidt.


Platz 3: Mit 100.000 Euro um die Welt

Samuel Schäfer, Vorstandsvorsitzender von Airliner4Animals und dritter Preisträger des Deutschen Tierschutzpreises 2018

Wohl kaum eine Berufsgruppe besucht so viele unterschiedliche Länder wie die der Flugbegleiter. Einer von ihnen ist Samuel Schäfer (Foto). Er lernte auf seinen Reisen nicht nur unterschiedliche Kulturen kennen, sondern sah auch viele leidende Tiere. Grund genug, um mit Kollegen und Freunden den Verein Airliner4Animals zu gründen, den dritten Preisträger des Deutschen Tierschutzpreises 2018. „Wir haben den Vorteil, dass wir ohnehin vor Ort sind und uns in der Freizeit Projekte anschauen können, um sie dann zu unterstützen, mit anzupacken und zu prüfen, ob das gespendete Geld auch tatsächlich eingesetzt wird“, schildert Schäfer, der den Preis als erster Vorstandsvorsitzender mit Guido Schäfer, zuständig für die Verwaltung, entgegennahm. Nach zwei Jahren unterstützen bereits 400 Mitglieder die Idee der tierschützenden Fluglinienmitarbeiter. Fast 100.000 Euro sind schon zusammengekommen, um unter anderem Tierschutzprojekte für Hunde, Katzen oder Elefanten in Griechenland, auf den Azoren oder in Thailand zu unterstützen.


Sabine Woll und Sabine Weiland von den Stadttauben Saarbrücken, Martina Born von den Stadttauben Hamburg, alle Preisträgerinnen des Sonderpreises des Deutschen Tierschutzpreises 2018

Sonderpreis: Eierdiebinnen mit Herz

Sie lieben Tauben und doch beklauen sie sie regelmäßig. Denn Martina Born und Sabine Woll tauschen in ihrem Einsatz für die Stadttauben unter anderem immer wieder Eier gegen Gipsattrappen aus. Damit haben sie und ihre Vereine „Stadttauben Saarbrücken“ sowie „Hamburger Stadttauben“ gemeinsam mit dem Taubenprojekt des Hamburger Tierschutzvereins von 1841 bereits große Erfolge gegen die Überpopulation in beiden Städten erzielt. Als zusätzlichen Lohn und Ansporn für das weitere Engagement erhielten sie den Deutschen Tierschutzpreis in der Sonderkategorie, dotiert mit jeweils 500 Euro.