Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER
Der frische und würzige Duft von Nadelholz lockt nicht nur Menschen in die Wälder. Auch Sommergoldhähnchen haben insbesondere Fichten für sich als Brutplatz entdeckt. Als Lebensraum reichen allerdings schon einige Bäume aus, damit sich die kleinen Piepmätze wohlfühlen. Heute sind sie vom Süden Großbritanniens und den baltischen Ländern bis nach Nordafrika verbreitet und leben hierzulande auch in Mischwäldern, Gärten und Parks – aber generell nur von März bis Oktober. Im Herbst machen sich die kleinen Vögelchen von Deutschland auf ins westliche Europa und den Mittelmeerraum, um den Winter dort bei wärmeren Temperaturen zu verbringen. Als sogenannte Kurzstreckenzieher legen sie dabei mehrere Hundert Kilometer zurück – bei der kleinen Körpergröße eine ganz schön kräftezehrende Leistung.
Auch im Alltag sind die Winzlinge aktiv. Ständig turnen sie auf den Zweigen herum, springen von Ast zu Ast, klettern an ihnen kopfabwärts hinab und suchen Futter. Ihren Namen haben die Sommergoldhähnchen ihrem Scheitel zu verdanken, den sie, wenn sie erregt sind, auffällig sträuben. Beim Männchen eher orange und beim Weibchen gelb gefärbt, erinnert dieser an einen Hahnenkamm. Ihr Gefieder am Rücken ist grün-bräunlich und am Bauch hellgrau bis hellbraun gefärbt. Charakteristisch ist zudem der kontrastreich gezeichnete Kopf mit verschiedenen Streifen.
In der Liebe setzen die Kleinen auf monogame Saisonehen. Ist der Partner für die Brutsaison gefunden – die Gesangskünste der Männchen spielen bei der Auswahl eine wichtige Rolle –, verbringen die beiden den Sommer gemeinsam. Der Nestbau ist meist Frauensache. Fleißig errichten die Weibchen ihre kugelförmigen Nester, gut verborgen an Zweigen hängend, hoch in den Nadelbäumen. Sie bestücken sie mit Moos, Flechten und Nadeln, das Innere kleiden sie weich mit Federn, Flaum und Tierhaaren aus. Anschließend legen sie darin sieben bis zwölf Eier, was dem Ein- bis Eineinhalbfachen ihres Körpergewichts entspricht. Bis zu 17 Tage lang bebrüten sie ihre Eier. Die Männchen sind in dieser Zeit immer begleitend dabei. Sobald es ums Füttern des Nachwuchses geht, kümmern sie sich abwechselnd mit ihren Herzensdamen um die Kleinen. Die Leibspeise – kleine Insekten, Larven und Spinnen – sammeln sie in den Kronen der Bäume. Nach etwa 20 Tagen sind die Jungvögel flügge, das Spiel beginnt erneut und das Elternpaar brütet ein zweites Mal. Meistern die Vögel ihre alljährliche Winterreise und trotzen sie den natürlichen Gefahren, können sie bis zu drei Jahre alt werden.
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