Autor: Nadia Wattad, Redaktion DU UND DAS TIER
Dieses lappenartige Gebilde, das im Gehege der Braun- und Kragenbären liegt, sieht zwar komisch aus und stinkt bestialisch, die Bären wälzen sich aber darin, als ob es der Himmel auf Erden wäre. „Die stinken jetzt noch eine Woche. Dann haben die Tierpfleger auch etwas davon“, stellt Tierpflegerin Elisabeth Schüller treffend fest. Für fast alle Bären ist der ausladende Blättermagen der Kuh jedoch ein ganz besonderer Leckerbissen. Den gibt es beileibe nicht jeden Tag. Nur Maya greift lieber zur Melone. „Sie frisst nach wie vor lieber Süßes. Maya wurde ja jahrelang in Litauen neben einem Restaurant gehalten und dort unter anderem mit Cola gefüttert – das prägt“, erläutert Schüller.
Die 130 Paten und Förderer, die mitsamt Begleitung zum jährlich stattfindenden Patentag in den Anholter Bärenwald gekommen waren, hatten großen Spaß, den Tieren bei der Fütterung zuzusehen. Der Deutsche Tierschutzbund betreibt zusammen mit der International Bear Federation (IBF) dieses einzigartige Projekt, durch das Bären aus schlechter Haltung eine zweite Chance erhalten.
Getrübt wurde der Tag jedoch von gleich zwei traurigen Nachrichten, die Sandra Jongstra, erste Vorsitzende der IBF, in ihrer Begrüßungsrede verkündete. Sowohl Braunbärin Bensi als auch Kragenbärin Foxi sind leider über die Regenbogenbrücke gegangen. Besonders tragisch ist, dass Bensi kurz vor dem Patentag erlöst werden musste. Die Krankengeschichte der Braunbärendame begann bereits vor einem Jahr. Sie hatte sich zwei Brustwirbelkörper gebrochen, aufgrund dessen sie stark lahmte. Im Spätsommer 2016 unternahm sie aber wieder erste Schritte auf der Anlage und auch die Winterruhe hatte sie gut überstanden. Doch Mitte Mai ging es ihr unerwartet schlechter. Als Bensi dann nicht mehr fressen mochte, noch nicht einmal ihr sonst so geliebtes Hühnchen, befand der zuständige Tierarzt, dass es an der Zeit war, sie gehen zu lassen.
Auch die betagte Kragenbärin Foxi weilt nicht mehr unter uns. Im Laufe ihrer Winterruhe ist sie für immer eingeschlafen. Dieses Jahr wäre sie 30 Jahre alt geworden. Es ist immer sehr traurig, wenn die geliebten Tiere sterben. Was jedoch bleibt, ist das gute Gefühl, dass sie noch ein bärengerechtes Leben im Anholter Bärenwald führen konnten. Gaby Westerheide war seit 2007 Patin von Bensi. Auch sie hat der Tod der Bärin sehr getroffen.
Sie zeigt sich kämpferisch: „Jetzt unterstütze ich Maya mit einer Patenschaft. Es muss doch weitergehen!“ Westerheide kommt zusammen mit ihrem Mann seit Langem fast jedes Jahr in den Anholter Bärenwald. Doch nicht nur dort, auch im Tierschutzzentrum Weidefeld unterstützt sie sowohl das Projekt selbst als auch Waschbärin Luca als Patin. „Das gesamte Bären-Projekt ist nur dank unserer lieben Paten und Förderer überhaupt erst möglich“, so Christiane Kook, Referentin für Fundraising beim Deutschen Tierschutzbund.
Speedy, der mit 31 Jahren älteste Kragenbär im Bärenwald, hielt sich während des Patentreffens im Hintergrund. Das Laufen bereitete ihm wegen seiner altersbedingten Arthrose immer mehr Schmerzen. Dennoch rechnete niemand damit, dass es mit ihm so schnell bergab gehen würde. Ende Mai musste die traurige Entscheidung getroffen werden, ihn von seinen Schmerzen zu befreien. Sowohl für den Deutschen Tierschutzbund als auch die Tierpfleger im Bärenwald, die sich liebevoll um ihre Schützlinge kümmern, ist der Verlust der drei Bären sehr schmerzhaft.
Die verbliebenen Braunbären Mascha, Ronja und Maya und die Kragenbären Charlottus, Serenus und Balou genießen den Waldboden unter ihren Tatzen und die Fürsorge der Tierpfleger und Paten. Für sie ist der Bärenwald die Nummer eins. Bleibt zu hoffen, dass das nächste Treffen frei von Hiobsbotschaften bleiben wird. Die Bären zählen auf ihre Paten und auf die, die es noch werden wollen!