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Was für eine Sauerei!

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Was für eine Sauerei!

Erneut sehen wir Bilder aus Ställen von Landwirten, die in hohen politischen Ämtern Verantwortung für den Tierschutz haben. Und erneut kommt die Frage auf, wie Politiker die Tiere, von deren Zucht und Verkauf sie leben, halten müssen. Diese Frage ist leicht zu beantworten: gar nicht.

  • Autor: Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes

Erneut sehen wir Bilder aus Ställen von Landwirten, die in hohen politischen Ämtern Verantwortung für den Tierschutz haben. Und erneut kommt die Frage auf, wie Politiker die Tiere, von deren Zucht und Verkauf sie leben, halten müssen. Diese Frage ist leicht zu beantworten: gar nicht. Man würde schließlich auch nicht mit einem Gesundheitsminister darüber diskutieren, wie er seine Zigarettenfabrik zu betreiben hat.

Dabei geht es in keiner Weise um Namen, es geht um das System. Die Wähler haben in einer Demokratie den Anspruch, dass jeder Politiker sein Amt zum Wohle der Gesellschaft ausübt, unabhängig von Eigeninteressen. Dass er die Positionen der gesellschaftlichen Gruppen anhört und entscheidet, welcher Kompromiss den politischen Zielen seines Aufgabenbereichs am ehesten dient. Und dass er diese Ziele konsequent verkörpert und vorlebt.

Landwirte fordern, dass ein Landwirtschaftsminister ein Landwirt zu sein hat, da nur dann Verständnis für deren Probleme bestehe. Wenn dem so ist, muss man aber auch sagen dürfen: Wenn jemand neben der Landwirtschaft auch den Tierschutz, den Umweltschutz, den Artenschutz, den Klimaschutz und so weiter verantwortet – gilt das Prinzip dann nicht auch umgekehrt?

Kann jemand ernsthaft das Wohl der Tiere verantworten, der selbst Tiere zum Zweck des Geldverdienens hält? Kann jemand den Umweltschutz verantworten, der intensive Landwirtschaft betreibt?

Fakt ist: Solange die gesetzlich erlaubte Haltung von den Tieren in der Landwirtschaft den Ansprüchen des Tierschutzes nicht genügt, kann kein Halter von diesen Tieren politisch für den Tierschutz kämpfen. Das ist eine Systemfrage, keine Frage von Personen. Ernsthafter und glaubwürdiger Einsatz für mehr Tierschutz kann nur heißen, sich mit vollem Engagement für maßgebliche und nachhaltige Veränderungen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung einzusetzen, natürlich auch im Dialog mit den Landwirten. Wer dies tut, jedoch aus wirtschaftlichen Gründen Tiere in der derzeitigen Form der Landwirtschaft hält, ist politisch unglaubwürdig.

Insofern kann man nicht häufig genug darauf hinweisen: Es braucht eine zukunftsorientierte Tierhaltung, die auch für den Landwirt Chancen bietet. Die sollten sich Frau Schulze Föcking und das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium auf die Fahnen schreiben – ebenso wie die Parteien im Bundestag und die zukünftige Bundesregierung.

Bildrechte: Deutscher Tierschutzbund e. V.