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Viel heiße Luft

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Viel heiße Luft

Schon lange fordert der Deutsche Tierschutzbund, die Situation für die Tiere, die für Ernährungszwecke gehalten werden, erträglicher zu machen. Ihnen ein möglichst tiergerechtes Leben ohne Leiden und Qualen zu ermöglichen. Klare gesetzliche Bestimmungen würden hier schnell zum Ziel führen. Doch es hat sich seit Jahrzehnten nicht viel bewegt.

  • Autor: Dr. Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes

Dr. Brigitte Rusche, Vizepräsidentin des Deutschen Tierschutzbundes

Die Tiere in der Landwirtschaft sind am besten geschützt, wenn sie nicht genutzt werden. Das wäre möglich, wenn sich alle Menschen vegan ernähren würden. Ein Schritt, den immer mehr, aber bei Weitem noch nicht alle Bürger gehen. Schon lange fordert der Deutsche Tierschutzbund daher, die Situation für die Tiere, die für Ernährungszwecke gehalten werden, erträglicher zu machen. Ihnen ein möglichst tiergerechtes Leben ohne Leiden und Qualen zu ermöglichen. Klare gesetzliche Bestimmungen würden hier schnell zum Ziel führen. Doch es hat sich seit Jahrzehnten nicht viel bewegt. Das war ein Grund für uns, wenigstens die Freiwilligen mit einem eigenen Label für mehr Tierschutz zu gewinnen und zu unterstützen. 2007 trug der damalige Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer das Thema zum ersten Mal nach Brüssel. Verbal unterstützten seither seine Nachfolger Ilse Aigner, Christian Schmidt und nun Julia Klöckner dieses Ziel. Während erstere unser Tierschutzlabel noch freundlich befürwortete, wollten Schmidt und schließlich Klöckner ein eigenes Label auf den Weg bringen.

Zudem gibt es inzwischen mehrere Gutachten zu einer tiergerechteren Zukunft, Tierschutzpläne und diverse hochkarätige Diskussionsrunden, einige davon zunächst unter dem ehemaligen Staatsekretär Gert Lindemann und in dieser Legislaturperiode jetzt unter dem ehemaligen Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert. Aktuell wurde noch eine Machbarkeitsstudie zu den gesammelten Vorschlägen veröffentlicht, die bestätigt, dass ein tiergerechter Umbau der Landwirtschaft geht, aber natürlich nicht zum Nulltarif, und schließlich hat Bundeskanzlerin Angela Merkel die Zukunftskommission Landwirtschaft ins Leben gerufen.

All diese Initiativen zeugen davon, dass immer mehr Bürger die Landwirtschaft – insbesondere ihre Folgen für Tierschutz und Klima – kritisch sehen. Reale Auswirkungen auf die Agrarpolitik oder gar ihre gesetzlichen Grundlagen wird all das bis zum Ende dieser Legislaturperiode – wie auch in den Perioden davor – allerdings nicht haben. Das von Klöckner angekündigte Label wird ebenso wenig fertig wie die Weichenstellung für eine zukunftsfähige Landwirtschaft. Nicht einmal in den Bereichen Kontrolle und Beratung bewegt sich Entscheidendes. Inzwischen hat eine ganze Generation von Tiere haltenden Landwirten noch nie einen Amtstierarzt auf dem Hof gesehen. Die Kontrollfrequenz liegt im Schnitt bei 38 Jahren. Es drängt sich also die Frage auf, ob es bei den verantwortlichen Politikern überhaupt ein Interesse an den dringend notwendigen Verbesserungen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung gibt.

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Bildrechte: Artikelheader: Deutscher Tierschutzbund e. V. – Kook (Rinder); Foto: Deutscher Tierschutzbund e. V. (Porträt)