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Schneckenkaviar ist Nebenprodukt der leidvollen Zucht

Begehrte Eier

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Begehrte Eier

Schneckenkaviar zählt zu den weniger bekannten und doch in vielen Küchen gefragten „Delikatessen“. Die teuer gehandelten Eier sind ein Nebenprodukt der industriellen Zucht, in der Weinbergschnecken leiden und schmerzvoll getötet werden.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Kaviar von Fischen zählt zu den erlesenen, kostspieligen und ebenso tierquälerischen Delikatessen. Mancherorts ist die opulente Dose Kaviar noch immer ein Statussymbol, ungeachtet dessen, wie die Störe in Aquakulturen und bei der Entnahme der Eier leiden. Dass auch die Eier verschiedener Schneckenarten, vor allem der Gefleckten Weinbergschnecke, als Schneckenkaviar gehandelt werden, ist weniger geläufig. Doch auch diese „Delikatesse“ ist unter „Gourmets“ besonders beliebt. Für sie leben Millionen der in der Europäischen Union und auch nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen besonders geschützten Tiere in Zuchten.

In der Regel legen Schnecken mehr Eier, als die Industrie für die Zucht benötigt.

Schnecken legen mehr Eier als benötigt

„Für einige Schneckenfarmen, die die Tiere in erster Linie für den Verzehr oder die Kosmetikindustrie züchten, ist Schneckenkaviar ein attraktiver Nebenverdienst. In der Regel legen die Tiere mehr Eier, als die Industrie für die Zucht benötigt“, berichtet Nina Brakebusch, Referentin für Interdisziplinäre Themen beim Deutschen Tierschutzbund. Daher siebt, wäscht und selektiert das Personal die Eier, die die Tiere in der Erde der kleinen Kunststoffgefäße ablegen, in denen sie gehalten werden. Damit verhindern sie, dass nach wenigen Wochen Jungtiere schlüpfen. Dann verarbeiten die Mitarbeiter*innen die üblicherweise kugelrunden Eier, die farblos bis weiß sind und zwischen drei und sechs Millimeter Durchmesser haben. Das Endprodukt ist deutlich knuspriger als der Kaviar von Fischen, weil die Schale der Schneckeneier aus Kalzium besteht.

In der industriellen Haltung droht Schnecken ein qualvoller Tod in siedendem Wasser oder Wasserdampf.

Schnecken sterben auf Farmen qualvoll

Im Vergleich zu Stören, denen die Betriebe unter großem Stress bis zu 18 Kilogramm Eier auf einmal entnehmen, sind die insgesamt etwa vier Gramm wiegenden einhundert Eier, die eine Gefleckte Weinbergschnecke jährlich legt, überschaubar. Dennoch stellt die weltweit größte Produktion von Schneckenkaviar in Frankreich – dort befinden sich die meisten Schneckenfarmen – jährlich etwa 80 Kilogramm her. Je 30-Gramm-Dose bringen sie pasteurisiert oder in Salz eingelegt auf dem Markt gut 45 Euro. Auch in Ländern wie der Schweiz, England, China und sogar in Deutschland produzieren Züchter*innen Schneckenkaviar. Dazu halten sie die Tiere entweder im Freiland unter Netzen oder in klimatisierten Räumen. Drinnen bekommen die Tiere vorwiegend nicht artgerechtes Schneckenkraftfutter. Das besteht unter anderem aus Mehl, Stärke und Vitaminen, damit sie für den Verkauf als Lebensmittel schnell zunehmen. Sobald sie die Eier gelegt haben und kein weiteres Jahr zur Zucht benötigt werden, droht ihnen der schmerzhafte und qualvolle Tod in siedendem Wasser oder in 100 Grad heißem Wasserdampf, damit sie selbst als „Delikatesse“ auf dem Teller enden. Der Deutsche Tierschutzbund appelliert an Verbraucher*innen, weder Schnecken noch Schneckenkaviar zu kaufen und zu konsumieren und dafür auf die Vielfalt der pflanzlichen Küche zu setzen, um dieses Tierleid nicht zu unterstützen.

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Bildrechte: Artikelheader: Unsplash - Alexey Savchenko (Schnecke auf Waldboden); Fotos: stock.adobe.com - zicksvift (Schnecken mit Eiern); Pixabay – pido67 (Schnecke auf Holz)