Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER
2,5 Millionen Tonnen Lachs jährlich. Allein der Begriff Tonnen, in denen die Fische, die für den menschlichen Konsum bestimmt sind, üblicherweise angegeben werden, sagt schon viel darüber aus, um was es sich hierbei handelt: eine Ware, ein Lebensmittel. Diese Maßangabe lässt genauso wie die fertig abgepackten Filets in der Supermarkttheke die Individuen, die dahinterstehen, verschwinden. 2,5 Millionen Tonnen. Das sind Milliarden Fische mit eigenen Bedürfnissen, Gefühlen und einem Schmerzempfinden. „Doch Aquakulturen haben zum Ziel, möglichst viel Fisch zu möglichst günstigen Preisen zu allen Jahreszeiten zur Verfügung zu stellen. Dafür müssen unfassbar viele Fische auf sehr engem Raum in reizarmer Umgebung leben, was im Fall der Netzgehege auf den Lachsfarmen schlimme Folgen für die Tiere und die Umwelt hat“, sagt Katrin Pichl, Referentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. „Etwa ein Viertel der Lachse erkrankt und stirbt bereits vor der geplanten Schlachtung.“
Undercover-Aufnahmen der Tierschutzorganisation Compassion in World Farming haben nun eine neue Dimension des Tierleids an die Öffentlichkeit gebracht. Die Tierschützer haben die fünf größten Aquakultur-Lachs-Unternehmen in Schottland und damit insgesamt 22 Farmen besucht. Die Unterwasseraufnahmen zeigen, dass die Mehrheit der Lachse verletzt, sogar verstümmelt durch die Gehege schwimmt – soweit man in der Enge der Netzkäfige von Schwimmen sprechen kann. Zum Teil fehlten ihnen ganze Körperteile oder Muskelpartien und sie litt en an Missbildungen. Zudem waren sie massiv mit Seeläusen übersät. „Seeläuse sind Krebstiere, die Lachse parasitär befallen und sich von ihrer Haut und ihrem Blut ernähren. Folglich weisen die Tiere massive Hautverletzungen, tiefe Wunden und Infektionen auf“, erklärt Pichl. „Zur Bekämpfung der Seeläuse werden meist chemische oder mechanische Verfahren eingesetzt, die den Lachsen nicht nur zusätzliche Schmerzen und Verletzungen zufügen, sondern auch zu ihrem Tod führen können.“ Darüber hinaus setzen die Betreiber auch mehrere Millionen Putzerfische ein, die die Seeläuse fressen sollen. „Diese Tiere leiden dann zusätzlich zu den Lachsen unter den grausamen Bedingungen der Aquakultur und versterben in unermesslich hohen Zahlen.“ Doch die Qualen dieser Fische finden bisher genauso wenig Beachtung wie die der Lachse. Neben dem Leid für die Tiere sind Aquakulturen auch eine ökologische Katastrophe. Denn durch sie gelangen große Mengen Fäkalien, Nahrungsreste und Medikamente wie Antibiotika in die Meere. Es ist an der Zeit, jeglichen Fisch aus Aquakultur vom Speiseplan zu streichen.