Delikatesse mit Haken

Hinter den Kulissen

Delikatesse mit Haken

Büffelmozzarella gilt als ganz besonders lecker. Inzwischen gibt es nicht nur zahlreiche Farmen in Süditalien, die diese Spezialität produzieren, sondern auch hier bei uns in Deutschland einen Trend zur Büffelhaltung. Auch Büffelfleisch ist auf dem Vormarsch. Im Gegensatz zu den Produkten bekleckert sich die Haltung der Tiere, egal ob im Aus- oder Inland, aber leider so gar nicht mit Ruhm.

  • Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER

Mozzarella di Bufala Campana – mit diesem klangvollen Namen bestückt, gilt Büffelmozzarella als Luxusgut. Das traditionelle italienische Käseprodukt aus der Milch von Wasserbüffeln erfreut sich weltweit und damit auch hierzulande großer Beliebtheit. Ursprünglich wurde es ausschließlich traditionell in Kampanien, einer Region im Südwesten Italiens, hergestellt. In puncto Nährstoffe ähnelt dieser Mozzarella seinem Pendant aus Kuhmilch, ist aufgrund der fettigeren Büffelmilch aber intensiver im Geschmack und begeistert durch seine feinere Konsistenz. Als Spezialität genießt der Mozzarella di Bufala nach wie vor einen exklusiven Ruf und ein gewisses edles Image, was sich auch in seinem Preis widerspiegelt. Dabei hat die Delikatesse einen großen Haken: Die Produktion ist mit schwersten Tierschutzproblemen verknüpft. So stießen Beamte der italienischen Naturschutzbehörde bis vor wenigen Jahren regelmäßig auf illegal entsorgte tote, oft wenige Tage alte männliche Kälber. „Damals war es übliche Praxis, die als wertlose Nebenprodukte betrachteten Tiere einfach nicht mehr zu füttern. Nicht selten haben die Bauern die Kadaver dann in einen Straßengraben oder nahen Fluss geworfen, von wo aus sie zuweilen bis ins Meer trieben“, berichtet Nina Brakebusch, Referentin für Interdisziplinäre Themen beim Deutschen Tierschutzbund. „Zum Glück hat sich die Situation etwas gebessert, seitdem die Landwirte für jedes Tier, das sie ordnungsgemäß zum Schlachter bringen, eine Prämie erhalten.“ Doch vernachlässigt werden die männlichen Tiere bis heute. „Wenn sie nicht an den Folgen der schlechten Haltung sterben, werden sie im Schnitt 30 Tage nach ihrer Geburt geschlachtet und meist zu Hundefutter verarbeitet“, sagt Brakebusch. Auch die weiblichen Büffel leiden unter den meist miserablen Bedingungen.

Alles andere als artgerecht

Denn bei der Produktion von Büffelmilch ergeben sich ähnliche tierschutzrelevante Probleme wie bei der von Kuhmilch. „Auch hier werden die Kälber viel zu früh von ihren Müttern getrennt, damit der Mensch an die begehrte Milch herankommt“, so Brakebusch. Wenn es ihnen möglich wäre, würden die Kälber mehrere Jahre in der Herde bleiben, in der sie geboren wurden, die weiblichen Tiere sogar ihr Leben lang. „Für die Büffel bedeutet diese Trennung besonders großen Stress. Denn dadurch, dass die Tiere noch nicht so lange domestiziert und zudem explizit auf Milchleistung gezüchtet sind wie Rinder, haben sie einen noch deutlich stärkeren Herdentrieb“, erklärt die Expertin. Generell sind Wasserbüffel sanfte Riesen, die sehr empfindlich auf Veränderungen sowie grobes Handling reagieren und hohe Ansprüche an ihre Haltung stellen. Da sie zum Beispiel eine dickere Haut und weniger Schweißdrüsen als Hausrinder haben, ist es ganz wichtig, dass sie jederzeit die Möglichkeit haben, zu baden und sich zu suhlen – vor allem im So mmer. Wenn sie können, verbringen die Tiere einen Großteil des Tages im Wasser oder Schlamm. Doch zahlreiche investigative Bilder aus Italien zeigen, dass die intensive Haltung dort kaum bis wenig Grünauslauf vorsieht. „Auch Wasserbecken oder Gruben, in denen die Tiere sich abkühlen können, sind nur selten vorhanden“, so Brakebusch. „Oft steht ihnen lediglich Wasser aus einer Sprinkleranlage zur Verfügung.“ Gleichzeitig sind die Ställe und die Tiere oft verdreckt und viele von ihnen leiden an überwachsenen Hufen, Geschwülsten und unbehandelten Verletzungen. Für Tierfreunde sollte die vermeintliche Delikatesse Büffelmozzarella daher tabu sein.

Büffeltrend in Deutschland

In den letzten Jahren nimmt die Büffelhaltung auch in Deutschland immer mehr zu. Lebten im Jahr 2000 lediglich 643 Wasserbüffel in deutschen Betrieben, wurden 2019 schon 7.000 Tiere gezählt, die sich auf etwa 100 Betriebe verteilen. „Für die Zucht wird dabei gern auf Tiere aus dem Ausland zugegriffen. Das bedeutet, es werden immer wieder Tiere über weite Strecken aus Italien, Rumänien oder Bulgarien nach Deutschland importiert“, so Brakebusch. Die meisten Landwirte halten die Wasserbüffel hierzulande zur Fleischproduktion. Doch auch die Zahl der Milchbetriebe hat sich in den letzten 13 Jahren verdreifacht, Tendenz weiter steigend. „Im Moment halten die Betriebe, die Büffelmilch produzieren, die Wasserbüffel oft als Nebenerwerb zur klassischen Milchkuhhaltung“, sagt Brakebusch. Mit steigender Nachfrage nach regionalen Produkten dürfte sich das in Zukunft aber ändern und die Produktion sich auch hierzulande weiter intensivieren. Bisher ist in Deutschland die Weidehaltung gang und gäbe. „Es gibt aber auch hier durchaus Betriebe in Gegenden, in denen es eigentlich zu trocken ist, zum Beispiel auf der Schwäbischen Alb, wo insbesondere im Sommer kaum Regen fällt“, so Brakebusch. „Da die Büffel dringend auf kühle Wasser- und Schlammflächen zur Thermoregulation angewiesen sind, ist eine solche Haltung nicht artgerecht.“ Zumindest das Problem mit den „nutzlosen“ und „überschüssigen“ männlichen Kälbern ist hierzulande – noch – nicht so ein großes Problem wie in Italien, da die Nachfrage nach Büffelfleisch zwar langsam, aber dennoch stetig steigt. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lage in den nächsten Jahren entwickelt.

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Einen weiteren Trend, der Tierschützern Sorge bereitet, gibt es schon jetzt. Denn immer häufiger werden Wasserbüffel hierzulande innerhalb von Naturschutzprojekten zur Landschaftspflege eingesetzt. „Hierbei handelt es sich vor allem um Tiere, die zur Fleischgewinnung dienen sollen und bis zu ihrer Schlachtreife auf den Naturschutzflächen grasen.“ Auf den ersten Blick hört sich das paradiesisch und nach großer Freiheit an. Doch die Verantwortlichen überlassen die Tiere dort oft sich selbst, weil Wasserbüffel fälschlicherweise als besonders robust gelten. „Vor allem im Winter kann das zum Problem werden, da häufig keine Unterstände vorhanden sind“, kritisiert Brakebusch. Je nach Vegetation kann es außerdem sein, dass die Tiere nicht genügend Nahrung finden. „Mit der steigenden Anzahl dieser Haltungen häufen sich zudem im Winter die Meldungen von Wasserbüffeln, die auf eingefrorenen Flächen eingebrochen sind und gerettet werden müssen.“ Im letzten Winter sind bei einem solchen Vorfall drei Tiere gestorben.