Autor: Bernd Pieper, Geschäftsführer Kommunikation beim Deutschen Tierschutzbund
Die Mitarbeiter*innen des Veterinäramtes im rheinland-pfälzischen Altenkirchen sind sicher einiges gewohnt. Doch was sie im Februar 2023 in einem Einfamilienhaus in Wissen/Sieg vorfanden, war alles andere als alltäglich: Rund 2.000 Farbratten, viele davon trächtig, wurden in insgesamt vier Einsätzen aus dem Haus geborgen und anschließend in verschiedenen Tierheimen und tierheimähnlichen Einrichtungen bundesweit untergebracht. Nachbar*innen hatten das Amt auf den Fall hingewiesen und sich wegen Geruchsbelästigung beschwert. „Es handelt sich dabei um den größten Fall, der jemals vom Deutschen Tierschutzbund registriert wurde“, sagt Nina Brakebusch, Referentin für Interdisziplinäre Themen beim Deutschen Tierschutzbund. Trotz der eindeutigen Situation zeigte sich die Halterin uneinsichtig, ignorierte ihre Überforderung und meinte, die Situation im Griff zu haben. „Die typische Reaktion von Hoarder*innen“, so Brakebusch. Animal Hoarding, das pathologische Sammeln und Horten von Tieren in großer Anzahl, werde nicht alleine durch hohe Bestandszahlen definiert. Eine Animal-Hoarding-Haltung sei insbesondere dann gegeben, wenn die Tierhalter*innen, auch Hoarder*innen genannt, der Versorgung und Pflege der Tiere nicht mehr ausreichend nachkommen und Mindeststandards an eine tiergerechte Haltung, Ernährung, Hygiene und tierärztliche Versorgung nicht eingehalten würden. Animal-Hoarding-Fälle zeichneten sich zudem durch die unkontrollierte Vermehrung und Verwahrlosung der Tiere aus. Und: „Hoarder*innen sind aufgrund häufig vorliegender psychischer Erkrankungen nicht fähig zu erkennen, dass sie die Tiere vernachlässigen und es den Tieren schlecht geht.“
Diesen Artikel können Sie ausschließlich in der gedruckten Ausgabe unseres Magazins DU UND DAS TIER lesen. Das Magazin erhalten Sie als Mitglied des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
Unterstützen Sie jetzt unsere Arbeit für den Tierschutz.