Aus dem Print-Magazin

Augen auf beim Zubehörkauf

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Augen auf beim Zubehörkauf

Halsbänder, die mit Sprühmechanismen oder sogar Stromimpulsen Hunde vom Bellen abhalten sollen, Schutznetze, an denen Katzen hängen bleiben, und Käfige für Kaninchen oder Hamster, die zu klein und schlecht belüftet sind – im Handel und online finden sich unzählige Produkte für den Heimtierbedarf, die den Tieren eher schaden als nützen. Wir zeigen, worauf Halter*innen beim Kauf von Heimtierzubehör achten sollten und welche Produkte überflüssig, gefährlich oder sogar verboten sind.

  • Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER

Wir wollen nur das Beste für unsere Haustiere. Schließlich ist uns daran gelegen, dass sich unsere Hunde, Katzen, Kaninchen und Co. bei uns zu Hause wohlfühlen, sie gesund bleiben und es ihnen an nichts fehlt. Wir bieten ihnen nicht nur das Futter, das sie brauchen, sondern statten bestenfalls auch unser Heim so aus, dass sie einen schönen Schlafplatz sowie Beschäftigungs- und Rückzugsmöglichkeiten haben. Bevor ein Tier bei uns einzieht, ist es also überaus wichtig, sich ausführlich über die Bedürfnisse der künftigen tierischen Mitbewohner zu informieren und die für sie geeignete Ausstattung anzuschaffen. Halter*innen sind laut Tierschutzgesetz grundsätzlich dazu verpflichtet, ihre Haustiere angemessen zu ernähren, zu pflegen, verhaltensgerecht unterzubringen und ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich ausreichend zu bewegen – all diese Bedingungen sollten sich auch in dem Heimtierzubehör widerspiegeln, das wir ihnen zur Verfügung stellen. Wer allerdings zum ersten Mal ein Fachgeschäft betritt oder online nach einer passenden Ausstattung für seine tierischen Schützlinge sucht, hat die Qual der Wahl. Ob Spielzeug, Hundekörbchen, Kratzbäume oder Gehege, von preiswert bis luxuriös – die Angebote sind so vielfältig, dass es schwerfällt den Überblick zu behalten. Vor allem ist die Wahl nicht einfach eine Frage des persönlichen Geschmacks. Denn nur weil diese Produkte für den Tierbedarf verkauft werden, heißt es noch lange nicht, dass sie von Expert*innen geprüft wurden und auch wirklich für Tiere geeignet sind. „Tatsächlich gibt es im Handel und im Internet unzählige tierschutzwidrige Angebote, die den Bedürfnissen der Tiere keineswegs gerecht werden oder sogar eine Gefahr sind“, schildert Dr. Henriette Mackensen, Leiterin der Abteilung Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Zum Beispiel könnten sich die Tiere an den Produkten verletzen, Einzelteile verschlucken oder stark unter Stress geraten. Daher gilt: Augen auf beim Zubehörkauf. Wir als Deutscher Tierschutzbund bieten Tierhalter*innen Orientierung und zeigen, worauf zu achten ist.

Alles für die Katz‘

Katzentoiletten sollten keinen Deckel und eine Mindestgröße von 60 mal 40 Zentimetern haben, damit die Katze sich bequem darin drehen, hinhocken und in der Einstreu scharren kann. Der Rand sollte zudem nicht zu hoch sein.

Katzentoiletten sollten keinen Deckel und eine Mindestgröße von 60 mal 40 Zentimetern haben, damit die Katze sich bequem darin drehen, hinhocken und in der Einstreu scharren kann. Der Rand sollte zudem nicht zu hoch sein.

Katzentoilette:

Zur Grundausstattung eines jeden Katzenhaushaltes gehören neben Kratzbäumen auch Katzentoiletten. Im Handel reichen die Angebote von offenen bis hin zu geschlossenen Modellen mit Türklappen, von Schalen mit niedrigem und mit hohem Rand bis hin zu welchen mit Siebeinsatz und Aktivkohlefilter. „Generell bedenklich sind Toiletten mit Deckel, da dann Probleme bei der Belüftung entstehen – das passiert vor allem, wenn die Modelle eine zusätzliche Türklappe haben“, erläutert Dr. Moira Gerlach, Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Außerdem empfinden Katzen den Toilettengang dann so, als würden sie sich in einer Art Höhle aufhalten – so etwas würden sie von Natur aus nicht betreten, um ihr Geschäft zu verrichten.“ Wenn Halter*innen ihren Katzen keine geeignete Toilette anbieten, könne es passieren, dass sie diese nicht oder nur sehr ungern aufsuchen, so die Expertin. „Das führt dann oft zu Unsauberkeit.“ Was die Maße betrifft, empfiehlt Gerlach wiederum eine Mindestgröße von 60 mal 40 Zentimetern, damit die Katze sich bequem darin drehen, hinhocken und in der Einstreu scharren kann. Der Rand sollte zudem so hoch sein, dass er den individuellen Ansprüchen des Tieres gerecht wird: „Vor allem bei älteren Katzen mit orthopädischen Problemen sollte eine niedrige Einstiegshöhe gegeben sein.“ Bei der Katzenstreu sind spitze oder scharfkantige Steinchen ebenso tabu wie stark staubhaltige oder parfümierte Einstreu.

Halsbänder:

Ob Floh-, Schmuck- oder Glöckchenhalsbänder – Halsbänder für Katzen sind aus Tierschutzsicht abzulehnen. „Es besteht die große Gefahr, dass die Tiere mit dem Halsband hängenbleiben und im schlimmsten Fall dadurch erdrosselt werden“, warnt Gerlach. Zudem könne es passieren, dass die Katze bei ihrer Fellpflege mit einem Vorderlauf durch das Halsband schlüpft und sich erheblich in der Achselhöhle verletzt. Um sicherzustellen, dass die eigene Katze auf einem ihrer Streifzüge nicht verloren geht, sollten Halter*innen ihre Kontaktdaten ohnehin nicht an einem Halsband vermerken, sondern das Tier durch einen Transponder mit Mikrochip unverwechselbar kennzeichnen lassen und bei FINDEFIX, dem Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes, kostenlos registrieren.

Kratzbäume gehören in jeden Katzenhaushalt: Halter*innen bieten den neugierigen Tieren damit einen schönen Aussichts- und Schlafplatz.

Katzenschutznetze:

Viele Halter*innen von Wohnungskatzen möchten ihren Tieren Zugang zu ihrem Balkon, ihrer Terrasse oder ihrem Garten ermöglichen und bringen dafür Katzenschutznetze an. Diese sollen verhindern, dass die erkundungsfreudigen Tiere entlaufen oder stürzen. Allerdings besteht bei Katzenschutznetzen mit Maschen, die größer sind als drei mal drei Zentimeter, die Gefahr, dass die Katze in einer Netzmasche hängen bleibt. Besser sind daher engmaschigere Netze oder handelsüblicher Kaninchendraht.

Katzenrucksäcke:

Auf den Straßen oder auch auf Wanderungen haben viele sie womöglich schon mal gesehen: Menschen, die eine Katze in einem Rucksack, teilweise mit Bullauge, tragen. Auch wenn manche Halter*innen denken, dass sie ihren tierischen Gefährten dadurch etwas Abwechslung bieten, bedeutet solch ein „Ausflug“ großen Stress für sie. „Katzen sind ortstreue Tiere, und sie auf diese Art zu transportieren, ist für die meisten von ihnen äußerst unangenehm“, so Gerlach. „Zudem ist es auf längeren Strecken fraglich, ob eine Katze in solch einem Rucksack genügend frische Luft bekommt. Wird er geöffnet, kann es auch schnell passieren, dass die Katze wegläuft.“ Wenn Halter*innen ihre Katze tatsächlich transportieren müssen, etwa in eine tierärztliche Praxis, sollten sie lieber eine ausbruchsichere Transportbox verwenden, an die das Tier bereits gewöhnt ist.

Spielzeug:

Spielzeug bringt nicht nur körperliche und geistige Abwechslung in ihren Alltag, Katzen ahmen dabei auch ihr natürliches Jagdverhalten nach. Die Auswahl im Handel und im Internet ist riesig – leider gibt es auch viel Spielzeug, das den Katzen gefährlich werden kann. „Zum Beispiel besteht Verletzungsgefahr durch Draht-, Glas-, Metall- oder Kunststoffteile in Fellspielzeug wie etwa Fellmäusen, durch Produkte aus Hartplastik oder auch bei Spielzeug, das man aufhängen kann – Letzteres kann Katzen zwar durchaus Abwechslung bieten, allerdings sollten Halter*innen sie dabei immer beaufsichtigen“, sagt Gerlach. Bei kleineren Bällen besteht zudem die Gefahr, dass die Tiere sie verschlucken. Gleiches kann je nach Material passieren, wenn Katzen Teile von größeren Bällen abbeißen. Bei verschiedenen Alltagsgegenständen wie Wollknäueln ist ebenfalls Vorsicht geboten. So kann es passieren, dass die Katze das Knäuel verschluckt und einen Darmverschluss erleidet. Keine Bedenken müssen Halter*innen hingegen haben, wenn sie ihre Tiere mit Golf- oder Squashbällen, aufziehbarem Kinderspielzeug aus Metall oder auch mit Vollgummispielzeug spielen lassen. Meistens können auch schon ganz einfache Gegenstände wie ein zusammengeknülltes Stück Papier oder ein leerer Pappkarton den Katzen Freude bereiten.

Keine Gewalt gegen Hunde

Jegliches Zubehör, das Schmerzen und Verletzungen verursacht:

Es ist kaum zu glauben, aber tatsächlich kommen für die Erziehung von Hunden auch heute noch zahlreiche Hilfsmittel zum Einsatz, die für die Tiere mit großen Schmerzen verbunden sind, Stress und Angst verursachen und zu Verletzungen führen. So ist der Markt reich an völlig tierschutzwidrigen Produkten – von Stachelhalsbändern über sogenannte Endloswürger bis hin zu Erziehungsgeschirren mit Zugwirkung unter den Achselhöhlen oder Elektroreizgeräten. Obwohl es laut Tierschutz-Hundeverordnung verboten ist, „bei der Ausbildung, bei der Erziehung oder beim Training von Hunden Stachelhalsbänder oder andere für die Hunde schmerzhafte Mittel zu verwenden“, existiert kein Verbot für den Verkauf solcher Produkte. Tierschützer*innen können lediglich dagegen vorgehen, indem sie vor Ort aufklären und Online- Händler*innen anschreiben. Lassen die Anbieter*innen sich nicht umstimmen, sollten Halter*innen dort nicht einkaufen. Grundsätzlich darf es niemals eine Lösung sein, Tiere mit Gewalt erziehen zu wollen.

„Unsichtbare Gartenzäune“:

Nach Paragraf 3 Nummer 11 des Tierschutzgesetzes und nach der Tierschutz- Hundeverordnung verboten sind „unsichtbare Gartenzäune“. Hierbei handelt es sich um Systeme, die mit Stromimpulsen arbeiten und den Hund daran hindern sollen, den Garten zu verlassen. Der Hund trägt dabei ein Halsband, das ihm über Töne oder Vibration vermitteln soll, wenn er die Grenze erreicht hat. Ignoriert er diese Warnung, folgt ein Stromschlag. Die hierfür nötigen Kabel werden im Boden oder an einem bestehenden Zaun verlegt. „Eine optische Markierung fehlt jedoch. Daher kann der Hund nicht lernen, dem Zaun auszuweichen, weil er keinen sichtbaren Zusammenhang zwischen dem Draht und dem Stromschlag erkennt“, erläutert Verena Wirosaf, Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Das kann dazu führen, dass der Hund sich überhaupt nicht mehr in den Garten wagt.“ Oft verknüpfen Hunde dann nicht nur den Garten mit etwas Negativem, sondern beispielsweise auch die anwesenden Personen. Die Folge: Die Tiere haben dann Angst vor ihnen und verhalten sich dementsprechend.

Anstatt auf tierschutzwidriges Zubehör wie Rütteldosen oder Trainings-Discs zu setzen, gelingt die Erziehung von Hunden viel besser durch positive Verstärker wie ausgiebiges Lob und Belohnung durch Leckerlis.

Bell-Stopp-Geräte und andere Erziehungshalsbänder:

Der Deutsche Tierschutzbund lehnt Erziehungshalsbänder wie sogenannte Bell-Stopp-Geräte, auch Anti-Bell-Geräte genannt, ab – egal ob sie über Geräusche, über einen Sprühmechanismus oder elektrisch arbeiten. Die Anwendung von Modellen, die elektrische Impulse aussenden, sind ohnehin gesetzlich verboten. Wie der Name schon sagt, sollen die Hunde mit solchen Signalen davon abgehalten werden zu bellen. Halter*innen unterdrücken somit die natürliche Kommunikationsform ihrer Tiere. „Wenn zum Beispiel alleingelassene Hunde bellen, ist das ein rudimentäres Wolfsverhalten und ein Ausdruck von Angst, Stress oder Frustration. Anstatt dann Mittel wie Bell-Stopp-Geräte einzusetzen, sind eine artgerechte Haltung, eine schrittweise Gewöhnung an das Alleinebleiben und eine Verhaltenstherapie anzuwenden“, sagt Wirosaf. Ein passendes Training empfiehlt sie auch, wenn Hunde beispielsweise ihren Garten, also ihr Territorium, lautstark verteidigen. Abzulehnen sind zudem Erziehungshalsbänder, die durch das Bellen des Hundes oder durch eine Fernbedienung ausgelöst werden und beispielsweise einen kalten Wasserstrahl, Zitronenduft, Stickstoff oder ein kaltes Luft-Gasgemisch versprühen. „Hunde können diese für sie unangenehmen Reize oftmals nicht mit ihrem Verhalten in Verbindung bringen – erst recht, wenn dieses und die Bestrafung nicht genau zeitgleich erfolgen“, schildert Wirosaf. Die Folge können auch in diesem Fall Fehlverknüpfungen und Verhaltensstörungen sein.

Rütteldosen, Trainings-Discs und Co.:

Vermeintlich harmloseres und gesetzlich erlaubtes Zubehör zur Erziehung von Hunden kann den Tieren ebenfalls schaden. Generell sind aus Tierschutzsicht jegliche Mittel, die mit dem Prinzip der positiven Bestrafung arbeiten beziehungsweise mit Reizen, die negative Emotionen bei den Hunden hervorrufen, problematisch. „Bei Hunden lösen Mittel wie Rütteldosen, Trainings-Discs und Co. Angst und andere negative Emotionen aus, was sie stark verunsichern kann“, sagt Wirosaf. Rütteldosen, Trainings-Discs und ähnliche vermeintliche Hilfsmittel werden von Halter*innen und manchen Hundetrainer*innen häufig aus der Distanz neben den Hund oder zwischen seine Beine geworfen, um ihn zu erschrecken, zum Beispiel wenn er einen anderen Hund anbellt. So versuchen sie, das unerwünschte Verhalten bei dem Tier zu unterbinden. „Wenn überhaupt bringt solch eine Methode nur etwas, wenn das Timing stimmt und der Hund sein Fehlverhalten damit in Verbindung bringen kann – das ist aber nur in den seltensten Fällen gegeben.“ Außerdem besteht auch hier die Gefahr, dass der Hund den Einsatz negativ mit bestimmten Personen, Orten, Geräuschen und Situationen verknüpft. Deutlich sinnvoller ist es, mit positiven Verstärkern wie ausgiebigem Lob oder Belohnung durch Futter zu arbeiten und unerwünschtes Verhalten weitestgehend zu ignorieren.

Nylonmaulkörbe:

Nylonmaulkörbe sind aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes grundsätzlich abzulehnen. Denn die Hunde können damit weder hecheln noch trinken oder Leckerlis fressen. Dass Halter*innen ihren Tieren einen anlegen, ist nur dann tolerabel, wenn eine kurze tiermedizinische Untersuchung ansteht. Zudem ist es wichtig, dass sie ihren Hund erst an den Maulkorb gewöhnen, damit er ihn auch akzeptiert. Bei der Auswahl eines geeigneten Maulkorbes ist darauf zu achten, dass er gut sitzt, nicht scheuert oder drückt, der Hund gut hecheln, trinken und Leckerlis nehmen, aber niemanden beißen kann. Am geeignetsten sind hier Drahtmaulkörbe.

Für Hunde eignet sich Spielzeug aus Vollgummi, sofern Halter*innen es regelmäßig austauschen – von Bällen über Knochen bis hin zu Tierfiguren gibt es eine große Auswahl.

Für Hunde eignet sich Spielzeug aus Vollgummi, sofern Halter*innen es regelmäßig austauschen – von Bällen über Knochen bis hin zu Tierfiguren gibt es eine große Auswahl.

Spielzeug:

Ähnlich wie bei Katzen besteht auch bei Hunden die Gefahr, dass sie manches Spielzeug wie zu kleine Bälle oder Teile davon verschlucken – im schlimmsten Fall kann dies zu einem Darmverschluss führen. Halter*innen sollten daher darauf achten, für welche Größenklasse das Spielzeug von den Hersteller*innen empfohlen wird und dass es sich nicht so leicht zerbeißen lässt. Tennisbälle sind bei Hunden zwar sehr beliebt, doch leider führen sie aufgrund ihrer Struktur dazu, dass die Zähne schnell abnutzen. Und auch sie können von den Tieren kaputt gebissen und schnell verschluckt werden. „Eine Tierärztin oder ein Tierarzt muss dem Hund dann unter Vollnarkose die Einzelteile in einer aufwendigen Operation herausholen“, warnt Wirosaf. Vergiften können Hunde sich derweil, wenn sie mit Spielzeug aus Materialien wie Vinyl, also aus dem weichmachenden Kunststoff PVC, spielen. Stattdessen rät der Deutsche Tierschutzbund zu Hundespielzeug aus Vollgummi, sofern auch das regelmäßig von den Halter*innen ausgetauscht wird – von Bällen über Knochen bis hin zu Tierfiguren gibt es hier eine große Auswahl, die bei den meisten Hunden gut ankommt und kein Risiko darstellt.

Kleine Heimtiere, große Ansprüche

Schlafhäuschen dürfen in keinem Domizil für Kaninchen und andere kleine Heimtiere fehlen, denn sie bieten Schutz, Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten.

Schlafhäuschen dürfen in keinem Domizil für Kaninchen und andere kleine Heimtiere fehlen, denn sie bieten Schutz, Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten.

Käfige:

Im Fachmarkt und online sind sie überall zu finden, doch tatsächlich sind handelsübliche Haltungssysteme für Kaninchen, Meerschweinchen und andere kleine Heimtiere in der Regel zu klein und weder so konstruiert noch ausgestattet, dass sie den Bedürfnissen dieser Tiere gerecht werden. Reine Plastik- oder Glaskäfige zum Beispiel sind schlecht belüftet. „So sind die kleinen Heimtiere den Gerüchen und den für sie schädlichen Gasen ausgesetzt, was etwa zu Schleimhautreizungen und Atemwegserkrankungen führen kann“, erläutert Mackensen. Zugleich kann es zu starker Staubentwicklung und Hitzestau kommen. Darüber hinaus ermöglichen solch kleine Unterbringungen es den bewegungsfreudigen Tieren nicht, ihre essenziellen Verhaltensweisen wie Buddeln, Springen oder Klettern auszuüben, so die Expertin. Tiergerechter sind Alternativen wie großzügige Volieren, Spezialanfertigungen oder selbst gebaute Gehege.

Plastik:

Ob Käfige oder Strukturierungselemente wie Röhren oder Häuschen – sind diese aus Plastik, sollten Halter*innen darauf verzichten. Denn auch hier besteht die Gefahr, dass Hamster, Meerschweinchen und Co. sich daran verletzen oder Teile verschlucken, wenn sie daran nagen.

Schlafhäuschen:

Generell dürfen Schlafhäuschen in keinem Domizil für kleine Heimtiere fehlen, denn sie bieten Schutz, Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten. Es ist jedoch wichtig, dass die Häuschen sowohl einen Ein- als auch einen Ausgang haben, damit die Tiere sich bei Rangstreitigkeiten nicht in die Quere kommen. Außerdem dürfen diese Öffnungen nicht zu klein sein, weil die Tiere sonst darin hängen bleiben können. Halter*innen sollten daher darauf achten, dass der Durchmesser der Öffnungen zu den Tierarten in ihrer Obhut passt. Geschirre und Leinen: Von Geschirren und Leinen für Kaninchen, Meerschweinchen, Hamstern und Co. rät der Deutsche Tierschutzbund dringend ab. „Bei all diesen kleinen Heimtieren handelt es sich um Fluchttiere – ihnen Leinen oder Geschirre anzuziehen, bedeutet für sie großen Stress“, erläutert Mackensen.

Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich seit Jahren dafür ein, dass Anbieter*innen
jegliches tierschutzwidrige Zubehör aus ihrem Sortiment nehmen.

Laufräder und Röhrensysteme:

Laufräder können für Hamster, Mäuse, Chinchillas oder auch Degus eine willkommene Beschäftigungsmöglichkeit sein, doch hier sollten Halter*innen genau hinsehen. „Modelle mit Gittersprossen, die an beiden Seiten offen sind, bergen eine Verletzungsgefahr: Die Tiere können sich ihre Gliedmaßen darin einklemmen und sich dabei verletzen“, sagt Mackensen. „Der kleine Durchmesser führt außerdem zu einer ungesunden Körperhaltung.“ Die Expertin empfiehlt stattdessen Laufräder, die so groß sind, dass die bewegungsfreudigen Tiere ohne gekrümmte Wirbel- säule darin laufen können. Ebenso ist es wichtig, dass die Lauffläche und eine Seite geschlossen sind und das Rad einen stabilen Halt hat. Bei Röhrensystemen ist hingegen darauf zu achten, dass sie keine senkrechten oder stark geneigten Röhren haben oder Öffnungen, die nach unten zeigen – hier kann es ebenfalls passieren, dass die Tiere sich verletzen. Bei langen Röhren besteht zudem das Problem, dass sie nicht leicht zu reinigen und schlecht belüftet sind. Generell sollten Röhren nur als Verstecke oder kurze Verbindungsstücke dienen und nicht das Buddeln in Naturmaterialien ersetzen.

Hamsterwatte und Einstreu:

Von Hamsterwatte rät der Deutsche Tierschutzbund ab, da es wegen der faserigen Struktur passieren kann, dass die Backentaschen der Hamster verstopfen, sie sich ihre Gliedmaßen abschnüren oder nach Verschlucken sogar einen Darmverschluss erleiden. Um ein Gehege auszupolstern, eignen sich Papierschnipsel, Heu oder Zellstoff deutlich besser. Auch Einstreu, die mit Duft- oder Farbstoffen behandelt wurde, kommt für eine tiergerechte Haltung nicht infrage – diese stört die feinen Nasen der Tiere. Zudem überdecken die Duftstoffe die für sie wichtigen Markierungen, die sie über Urin, Kot und ihre Duftdrüsen gesetzt haben.

Forderungen des Deutschen Tierschutzbundes

Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich seit Jahren dafür ein, dass Anbieter*innen jegliches tierschutzwidrige Zubehör aus ihrem Sortiment nehmen und durch Produkte ersetzen, die tierfreundlicher sind und auf die Bedürfnisse und natürlichen Verhaltensweisen von Hunden, Katzen und kleinen Heimtieren Rücksicht nehmen. Hierbei ist auch eine entsprechende Kennzeichnung für Verbraucher*innen wichtig. Ebenso appelliert der Verband an die Politik, endlich eine Heimtierschutzverordnung einzuführen. Diese sollte nicht nur einen Sachkundenachweis für Tierhalter*innen verbindlich vorschreiben, sondern auch tierschutzwidriges Zubehör listen und somit verhindern, dass es weiterhin frei verkäuflich ist. All das trägt dazu bei, dass ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Tier gelingt.


Anstatt in engen Käfigen fühlen Meerschweinchen sich in großzügigen Volieren, Spezialanfertigungen oder selbst gebauten Gehegen mit Auslauf wohl.

Anstatt in engen Käfigen fühlen Meerschweinchen sich in großzügigen Volieren, Spezialanfertigungen oder selbst gebauten Gehegen mit Auslauf wohl.

So erkennen Sie tierschutzgerechtes Zubehör:
  • Das Produkt ist so gekennzeichnet, dass erkennbar ist, für welche Tierart und, soweit erforderlich, für welche Anzahl an Tieren es geeignet ist.
  • Das Material darf nicht schädlich für die Gesundheit Ihres Tieres sein. Wählen Sie daher möglichst natürliche Materialien.
  • Von dem Zubehör darf keine Verletzungsgefahr für die Tiere ausgehen und es sollte bei ihnen keine negativen Emotionen auslösen. Berücksichtigen Sie bei der Wahl der passenden Ausstattung auch die je nach Tierart typischen Verhaltensweisen – zum Beispiel, dass kleine Heimtiere gerne an Gegenständen nagen.
  • Ziel des Produktes ist es nicht etwa, den optischen Vorlieben der Tierhalter*innen zu entsprechen, sondern dass die Tiere dadurch ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können und sie dabei unterstützen.

Weiterführende Informationen