Silvester

Es ist fünf
vor Zwölf!

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Nach der besinnlichen Weihnachtszeit dauert es nicht mehr lange, bis der letzte Tag des Jahres anbricht: Silvester. Das laute Feuerwerk löst aber bei vielen Haustieren Todesangst aus. DU UND DAS TIER gibt Tipps für eine stressfreie Silvesterzeit.

  • Autor: Nadia Wattad, Redaktion DU UND DAS TIER

Mit Raketen und lauten Feuerwerkskörpern begrüßen die Menschen weltweit das neue Jahr. Was für viele ein Höhepunkt darstellt, kommt für einige Tiere einem Albtraum gleich. Lichtblitze am Himmel, lautes Zischen und Knallen versetzen die meisten Vierbeiner in Angst und Schrecken. Hinzu kommt, dass die Knallerei nicht erst am Silvesterabend losgeht, sondern vereinzelt bereits mit dem Verkaufsstart der Feuerwerkskörper am 29. Dezember, und über die Jahreswende hinausgeht.

Während der Gassirunde im Wald ist in der Regel nicht mit Böllern und Co. zu rechnen.

Während der Gassirunde im Wald ist in der Regel nicht mit Böllern und Co. zu rechnen.

Tierhalter müssen sich daher an mehreren Tagen besonders vorausschauend verhalten. Der Freilauf für Hund und Katze sollte aus Sicherheitsgründen in diesem Zeitraum tabu sein – vor allen Dingen im Stadtgebiet. Die Gefahr ist zu groß, dass sich das Tier wegen des plötzlichen Lärms erschreckt und in Panik davonläuft. „Um die Silvestertage herum melden überdurchschnittlich viele Hunde- und Katzenhalter ihr Tier beim Deutschen Haustierregister als vermisst. Wer sein Tier kennzeichnen lässt und es, egal, ob Hund, Katze, Pferd oder Kaninchen, beim Deutschen Haustierregister registriert, hat noch am ehesten Chancen, das Tier wiederzufinden“, so Stephanie Schröder, Leiterin des Deutschen Haustierregisters beim Deutschen Tierschutzbund.

Damit man sein geliebtes Tier nicht nur noch als immer kleiner werdenden Punkt am Horizont panisch davonlaufen sieht, lohnt es sich, die Spaziergänge während der Silvesterzeit vorausschauend zu planen. Insbesondere ängstliche Hunde sollte Herrchen oder Frauchen mit zwei Leinen, eine am Sicherheitsgeschirr und eine am Halsband befestigt, spazieren führen. So bleibt der Hund bei einem plötzlichen Wegspringen kontrollierbarer.

Wer ein eher ängstliches Tier hat, sollte am besten von der gewohnten Gassirunde Abstand nehmen und lieber dort spazieren gehen, wo weniger Feuerwerkskörper zu erwarten sind – zum Beispiel im Wald, am Strand, auf Friedhöfen oder in dünn besiedelten Gegenden. Bei aller Vorsicht sollten Hundehalter es dennoch möglichst vermeiden, direkt am Silvesterabend Gassi zu gehen.

Wenn der Silvesterabend anbricht

Wenn es draußen langsam dunkel wird, können Sie in aller Ruhe die ersten Vorbereitungen treffen. Schließen Sie Fenster und Türen und lassen Sie das Rollo herunter. Platzieren Sie die lichtdicht abgedeckten Gehege von kleinen Heimtieren oder Vögeln in einem Zimmer, das abseits der Straße liegt. Leben Meerschweinchen und Co. in der Außenhaltung im Garten, dann bereiten Sie ihnen viele Versteckmöglichkeiten vor. Sichern Sie das Gehege unbedingt gegen hereinfallende Feuerwerkskörper ab. Verbreiten Sie während der Vorbereitungen keine Hektik, sondern verhalten Sie sich ganz normal. Das vermittelt dem Tier Sicherheit.

Wenn „Bello“ vor Schreck zu Ihnen auf die heiß geliebte Couch springt, auf der sonst immer Hundeverbot herrscht, dann drücken Sie ruhig mal ein Auge zu. Viele Hunde suchen Schutz, indem sie sich eng an „ihren Menschen“ schmiegen. Möchte sich das Tier lieber verstecken, ist auch das in Ordnung. Um die Außengeräusche zu übertönen, kann es zudem helfen, Musik abzuspielen oder den Fernseher ein wenig lauter zu stellen. Aber Vorsicht: Um Punkt zwölf Uhr spielen manche Sender gerne Silvestergeräusche ein.

Das laute Feuerwerk löst aber bei vielen Haustieren Todesangst aus.

Das laute Feuerwerk löst aber bei vielen Haustieren Todesangst aus.

Doch nicht nur der Hund sollte sich an Silvester in den geschützten vier Wänden aufhalten, auch Katzen mit Freigang sollten am Silvestertag unbedingt im Haus bleiben. Das können ruhig auch mal zwei bis drei Tage sein – abhängig davon, wann das Tier üblicherweise nach Hause kommt. Zu leicht kann die Katze, aufgeschreckt vom Feuerwerkslärm, in Panik geraten und sich unauffindbar in Kellern, Garagen oder Schächten verstecken. Schlimmstenfalls läuft sie vor ein Auto. „Wenn Tiere einmal in Panik geraten, können sie gefährliche Situationen nicht mehr richtig einschätzen. Sie rennen über Straßen und bewegen sich oftmals kilometerweit von ihrem Zuhause weg“, so Dr. Sophie Arnold, Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund.

Idealerweise richten Sie für Ihren Hund oder Ihre Katze einen ruhigen Platz mit mehreren Rückzugsmöglichkeiten in einem Raum ein, der nicht direkt zur Straßenseite liegt – nicht erst wenige Stunden, bevor die Silvesterknallerei losgeht, sondern schon einige Tage bis Wochen vorher. Schließlich muss sich das Tier an die neue Situation gewöhnen. „Gerade Katzen sind sehr empfindlich. Bieten Sie ihnen mehrere Versteckmöglichkeiten an, verändern Sie aber nicht die gewohnten Plätze“, rät Dr. Arnold. Auch wenn es draußen knallt, sollte der Mensch ruhig und gelassen reagieren. „Je souveräner der Mensch, desto sicherer fühlt sich das Tier. Streicheleinheiten sind aber völlig in Ordnung, solange Sie sich nicht zu vehement um das Tier bemühen“, so Dr. Arnold. Bei manchen Tieren helfen auch Such- oder andere Beschäftigungsspiele in der Wohnung, um sie von lärmenden Böllern abzulenken.

Gute Vorbereitung ist alles

Damit Ihr Tier gar nicht erst Angst vor Silvester entwickelt, lohnt es sich, dieses früh auf ungewohnte Geräusche vorzubereiten. Hier gilt: Je jünger der Hund oder die Katze, desto besser stehen die Chancen, das Tier an die lärmende Geräuschkulisse von Böllern und Co. zu gewöhnen. Aber auch ältere Angsthasen können sachte vorbereitet werden.

Eine sinnvolle Möglichkeit ist das Abspielen einer Geräusch-CD mit Silvesterfeuerwerk. Beginnen Sie anfangs auf der leisesten Stufe – am besten dann, wenn der Hund gerade mit etwas sehr Positivem wie zum Beispiel Spielen oder Fressen beschäftigt ist. Beobachten Sie Ihr Tier währenddessen ganz genau. Verzieht es keine Miene, ist die Lautstärke genau richtig eingestellt. Wenn Sie ihm Leckerlis geben, verstärken Sie den positiven Effekt. Nach mehreren Tagen können Sie die Lautstärke langsam Schritt für Schritt höher drehen. Sobald Sie aber merken, dass das Tier auf das Geräusch reagiert, sind Sie zu schnell gewesen. Gehen Sie einen Schritt zurück und stellen Sie die Lautstärke wieder niedriger ein. Bei den meisten Tieren kann dieses Training schon sehr viel bewirken, um Silvester entspannter zu verbringen.

Die Nordseeinseln Sylt, Föhr, Orte mit Reetdachhäusern oder Städte mit historischen Ortskernen sind böllerfreie Urlaubsregionen.

Die Nordseeinseln Sylt und Föhr, Orte mit Reetdachhäusern oder Städte mit historischen Ortskernen sind böllerfreie Urlaubsregionen. Hier können Sie mit Ihrem Hund stressfrei ins Neue Jahr starten.

Bei besonders ängstlichen Tieren lohnt es sich, den Rat eines Verhaltenstrainers einzuholen. Wirklich verfestigte Angst ist nur mit sehr vorsichtiger und langwieriger Desensibilisierung zu mindern. Gehen Sie dabei immer geduldig und sehr behutsam vor. Bei aller Motivation gibt es aber leider auch tierische Exemplare, bei denen selbst die durchdachteste Desensibilisierung nicht hilft – sei es, weil sie in der Vergangenheit schon schlechte Erfahrungen gemacht haben oder sie sehr lärmempfindlich sind. Hier kann der Besitzer nur dafür sorgen, dass er sein Tier so wenig wie möglich dem Silvesterstress aussetzt.

Eine absurd klingende Methode ist, Silvester auf der Autobahn zu verbringen. Das klingt zwar seltsam, aber so leer werden Sie diese nicht besonders häufig vorfinden. Wenn Sie dort die nächste Stunde von Ausfahrt zu Ausfahrt fahren, wird Ihr Hund höchstwahrscheinlich nichts von dem Feuerwerk um Mitternacht mitbekommen. Wem das verständlicherweise zu eintönig ist, der kann mit seinem Hund über Silvester in böllerfreie Urlaubsregionen fahren – wie zum Beispiel auf die Nordseeinseln Sylt, Föhr oder Amrum, in Orte mit Reetdachhäusern oder in Städte mit historischen Ortskernen.

Eine andere Möglichkeit ist, den Hund einem Tierarzt vorzustellen, der sich zusätzlich auf Alternativmedizin spezialisiert hat. Der Einsatz von Bachblüten, Globuli und Co. ist oft umstritten, bei manch einem Tier konnte dadurch aber schon die Angst gelindert werden. Auch „TTouch“ kann Vierbeinern die Angst etwas nehmen. Die Methode geht auf die Begründerin Linda Tellington-Jones zurück. Hier arbeitet man mit speziellen Berührungen der Hände am Körper des Tieres. Dadurch sollen unter anderem Spannungen gelöst werden. Auch Körperbandagen können den Tieren helfen. „Die Tiere spüren dadurch die Grenzen ihres Körpers, was ihnen ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität vermitteln kann“, so Dr. Arnold.

Medikamente gegen Angst?

Manch einer, der um die Silvestertage nur noch ein zitterndes, nicht ansprechbares Häufchen Elend zu Hause sitzen hat, denkt schon mal über Beruhigungsmittel nach. Sie sollten das letzte Mittel der Wahl sein und nur bei extremen Fällen von panischer und lang anhaltender Angst infrage kommen.

Die Katze sucht, verschreckt vom Silvesterlärm, die Nähe des Besitzers.

Die Katze sucht, verschreckt vom Silvesterlärm, die Nähe des Besitzers.

„Wichtig ist es, Beruhigungsmittel ausschließlich in enger Absprache mit einem auf Verhaltenstherapie spezialisierten Tierarzt, nach genauer Dosierungsanleitung und vorherigem Test zu verabreichen. Auch die Nebenwirkungen von Beruhigungsmitteln können je nach Präparat sehr vielseitig und unberechenbar sein“, gibt Dr. Arnold zu bedenken. Manchmal sind die Tiere lediglich nach außen hin ruhiggestellt, das Geschehen um sie herum nehmen sie aber weiterhin wahr. Das heißt, dass sie weiterhin Angst haben können, aber körperlich nicht in der Lage sind, auf ihre Angst mit natürlichem Verhalten zu reagieren. Im schlimmsten Fall können Medikamente im Nachhinein sogar die Angst steigern. Nehmen Sie von dieser Idee also lieber Abstand.

Eines ist sicher – wer einen sensiblen Hund oder eine sensible Katze hat, sollte sich von wilden Silvesterpartys im eigenen Haus verabschieden. Denn mit dem Tier zieht auch eine gehörige Portion Verantwortung ein, die nicht zugunsten eines alkoholgeschwängerten Abends einfach abgegeben werden kann. An Silvester müssen Frauchen oder Herrchen für Fellnase oder Samtpfote da sein.

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