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Billig in die Kamera

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Billig in die Kamera

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, kommentiert den Fernsehauftritt von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner in einer Kochsendung.

  • Autor: Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Es gibt Dinge, die kann man sich nicht ausdenken. Anfang Mai live und nun in einem Video im Internet zu sehen, lächelt Julia Klöckner gemeinsam mit Starkoch Johann Lafer während einer gesponserten Kochshow der Bild-Zeitung in die Kamera, zeigt sich entzückt von seinen Frikadellen-Tricks und wirft ihm ein glückliches „Das ist mein Highlight heute“ zu. So sieht also die Begeisterung unserer Bundeslandwirtschaftsministerin für ein Menü aus, für das Lafer – so zeigt es der Trailer der Sendung – kurz vorher lustig und munter durch den Laden marschiert und dort beherzt zum Dumping-Hack greift. „Genau das habe ich gesucht“, freut sich der Fernsehkoch und preist die von Kaufland präsentierte Kochshow mit der Bundesministerin an, in der diese nicht davor zurückschreckt, die Billigmilch vor laufender Kamera gleich selbst in die Pfanne zu kippen.

Öffentlichkeitswirksames Kochen mit Produkten aus tierquälerischer Haltung, die nicht einmal das von ihr selbst auf den Weg gebrachte und so stark beworbene staatliche Label tragen würden – schräger und skurriler könnte dieser Auftritt kaum sein. Im Guten könnte man annehmen, dass die Ministerin ja beim Einkauf nicht dabei, also ahnungslos war. Ist aber unwahrscheinlich. Und dann ist es die gleiche Ministerin, die immer wieder die Billigangebote anprangert und jetzt, in der Hochphase der Debatte um Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie – ausgelöst durch die Corona-Pandemie –, die Billigfleischfrage auch als Ursache unwürdiger Zustände in den Schlachthöfen herleitet. Da hat sie mal recht. Aber wer böse denkt, der könnte jetzt schlussfolgern, dass Klöckner, Lafer und Kaufland mit schuld an der Ausbeutung sind. Und es könnte niemand widersprechen.

Aber es kommt noch besser. Die Bundesministerin überlässt es jetzt dem Bauernverband, die Erntehelferfrage und Kontrolle der Vorgaben während Corona zu klären, und gibt damit eine hoheitliche Aufgabe aus der Hand. Nicht nur die Koch-PR mit Lafer ist ein Skandal für die Tierschutz-Politik in Deutschland. Wann nimmt die per Amt auch als Bundestierschutzministerin zu benennende Person denn endlich mal ihre Arbeit auf?

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