Ein Leben für die Tiere

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Ein Leben für die Tiere

In feierlichem Rahmen hat der Deutsche Tierschutzbund in Berlin den Deutschen Tierschutzpreis 2021 an Menschen und Projekte verliehen, die sich in besonderem Maße für Tiere in Not engagieren.

  • Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER

Mit Herzblut kümmern sie sich um jedes einzelne Geschöpf, das ihre Hilfe braucht, und widmen sich ihr Leben lang Tieren in Not. Ob sie dem illegalen Welpenhandel die Stirn bieten, kranke, verletzte und verwaiste Wildtiere versorgen oder dem Leid der Straßenkatzen Einhalt gebieten – der Beitrag, den einige Menschen bundesweit für den Tierschutz leisten, ist von unschätzbarem Wert. Oft müssen sie dabei zahlreiche Hürden überwinden und Rückschläge verkraften, wie finanzielle Schwierigkeiten, mangelnde Unterstützung von Kommunen oder auch Fälle, in denen jede Hilfe zu spät kommt. Doch eines spornt sie immer wieder an: All die Hunde, Katzen, Wildtiere und Co., die sie retten, erfolgreich vermitteln oder wieder in die Freiheit entlassen. Für ihren unermüdlichen Einsatz verdienen sie den höchsten Respekt. Um diese ganz besonders engagierten Tierschützer gebührend zu würdigen, hat der Deutsche Tierschutzbund zum 17. Mal gemeinsam mit den Futtermarken Whiskas und Pedigree sowie den Zeitschriften FUNK UHR und Super TV den Deutschen Tierschutzpreis verliehen. Nachdem die Veranstaltung 2020 wegen der Coronapandemie nicht in feierlichem Rahmen stattfinden konnte, versammelten sich diesmal wieder rund 180 Gäste unter Einhaltung der Coronaschutzmaßnahmen im altehrwürdigen Meistersaal in Berlin.

Setzen sich gegen den illegalen Welpenhandel ein: Regina Barthel-Marr (Mitte) und Anja Witzmann (2. von links) vom Tierschutzverein Freital und Umgebung. Neben ihnen: Sängerin und Jurorin Stefanie Hertel (2. von rechts) sowie die Moderatoren Jochen Bendel (links) und Vera Int-Veen (rechts).

„Mit Leib und Seele Tierschützer“

Gekommen waren nicht nur Vertreter des Deutschen Tierschutzbundes, seiner Landesverbände und Tierschutzvereine. Auch die Preisträger von 2020 und prominente Gäste waren der Einladung gefolgt, darunter Amira Mohamed Ali, Vorsitzende der Bundestagsfraktion DIE LINKE, sowie Moderatorin und Sängerin Uta Bresan. Nicht fehlen durfte Sängerin Stefanie Hertel als Jurymitglied und langjährige Botschafterin des Deutschen Tierschutzbundes. Gemeinsam mit ihrer Tochter Johanna Mross und Lanny Lanner begleitete sie in der Formation „More Than Words“ die Preisverleihung musikalisch. Für Begeisterung sorgte auch die Band „Jonah“. Mit Esprit führten derweil die beiden prominenten Moderatoren Vera Int-Veen und Jochen Bendel durch den Abend. „Die heute ausgezeichneten Menschen sind mit Leib und Seele Tierschützer. Sie opfern Zeit und Geld und stellen eigene Bedürfnisse hinten an, um jedem einzelnen Lebewesen den Schutz zu bieten, den es verdient“, sagte Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Er und die anderen Juroren hatten im Vorfeld die spannende und zugleich schwierige Aufgabe, unter den zahlreichen Bewerbungen sechs Tierschützer und Projekte auszuwählen. Für ihre Arbeit erhielten die Preisträger ein Preisgeld von insgesamt 7.000 Euro, das von Whiskas und Pedigree gestiftet wurde. Zudem überreichten FUNK UHR und Super TV einen mit 1.000 Euro dotierten Leserpreis.


Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, gratulierte Regina Barthel-Marr, Vorsitzende des Tierschutzvereins Freital und Umgebung, zu Platz 1.

Platz 1 – Gegen den Welpenhandel

Der illegale Welpenhandel macht Tierschutzvereinen seit Jahren zu schaffen. Die Coronapandemie und der damit verbundene Haustierboom haben dieses Problem verschärft – Regina Barthel-Marr, Vorsitzende des Tierschutzvereins Freital und Umgebung in Sachsen, ein Mitgliedsverein des Deutschen Tierschutzbundes, und ihr achtköpfiges Team wissen das nur zu gut. Aufopferungsvoll haben sie sich allein zwischen Januar und Oktober um insgesamt 160 beschlagnahmte Hunde- und 15 Katzenwelpen gekümmert – die meisten von ihnen wurden zu früh von ihren Müttern getrennt, waren schwach, dehydriert, oft ungeimpft, krank und voller Parasiten. Einen Großteil, etwa 90 Prozent, der geschwächten Tiere, die das Veterinäramt ihnen brachte, konnten die Tierschützer retten. „Diese Tiere leben, durften überleben, weil Sie für sie über ihre eigenen Grenzen hinausgingen, weil Sie ihre Pflege aufopferungsvoll schulterten – nicht zu vergessen zusätzlich zu den üblichen Tierheimaufgaben und der Betreuung der anderen Tiere“, sagte Schröder in seiner Laudatio. Dabei betonte er, dass diese Arbeit nicht nur überaus zeit- und arbeitsintensiv ist, sondern auch emotional extrem herausfordernd. Für diese Leistung belegte das Team rund um Barthel-Marr den mit 3.000 Euro dotierten ersten Platz. Sie stehen damit auch stellvertretend für viele andere Tierschutzvereine, die mit dem illegalen Welpenhandel zu kämpfen haben. „Was Sie geleistet haben, was Sie leisten, das ist ein Knochenjob. Und wahrer, leidenschaftlicher Tierschutz.“


Tierärztin Dr. Renate Keil (2. von links) setzt sich seit vielen Jahren für Fledermäuse ein.

Platz 2 – Zum Schutz der Fledermäuse

Mit dem zweiten Platz, der mit einem Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro dotiert ist, würdigte die Jury Dr. Renate Keil. Die Tierärztin und europaweit geschätzte Expertin hat sich dem Schutz von Fledermäusen verschrieben und leitet seit mehr als elf Jahren ehrenamtlich die Arbeitsgemeinschaft Fledermäuse des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hannover. Unter ihrer Federführung wurde ein alter Kriegsbunker zum Hannoverschen Fledermauszentrum ausgebaut – eine bundesweit einzigartige Einrichtung, die verletzte und hilfsbedürftige Fledermäuse aufnimmt, pflegt, über den Winter bringt und wieder auswildert. Sie stammen nicht nur aus Niedersachsen, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet und teilweise sogar aus dem Ausland, zwischen 400 und 500 Tiere pro Jahr. Sie berät darüber hinaus Tierärzte ebenso wie Privatpersonen, erfasst die Bestände der Tiere und leistet Aufklärungsarbeit. „Als Tierärztin übernimmt sie alle Operationen selbst, in ihrem eigenen Haus zieht sie in drei Räumen und einer Außenvoliere verwaiste Jungtiere auf“, so Schauspielerin Claudia Schmutzler, die in der Rolle einer Fledermaus die Laudatio hielt. Die Begeisterung für die kleinen Wildtiere war Keil auch auf der Bühne anzumerken: „Fledermäuse sind faszinierend, sehr intelligent und schnell zutraulich – sie wissen, dass wir ihnen helfen wollen, und halten dann ganz still.“


Die Schwestern Sina (rechts) und Yara Marchioni, die sich beide für den Katzenschutz starkmachen, wählte die Jury für den dritten Platz aus.

Platz 3 – Hilfe für Straßenkatzen

Wie engagiert auch die junge Generation ist, beweisen die Schwestern Sina und Yara Marchioni, die die Jury für den dritten Platz auswählte. Bereits im Alter von fünf und zehn Jahren begannen sie 2013, sich um frei lebende Katzen auf dem Galgenberg in Lahr im Schwarzwald zu kümmern, sammelten Spenden und kauften schließlich mithilfe dieser Einnahmen ein verwildertes Grundstück, auf dem damals rund 80 Straßenkatzen lebten. „Über die Jahre waren es zwischenzeitig bis zu 100 Tiere, die die beiden, zeitweise gemeinsam mit zwei Freundinnen, versorgten. Dank der außerordentlichen Leistung der jungen Mädchen, die die Tiere auch einfingen, kastrieren ließen und teilweise vermitteln konnten, reduzierte sich die Zahl der Katzen enorm“, schilderte Laudatorin Mross. Das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro planen die heute 18 und 13 Jahre alten Schwestern, in eine Auffangstation für Katzen zu investieren, die neu dazukommen und krank oder verletzt sind. Das Grundstück soll zum Schutz umzäunt werden, zudem haben sie eine weitere Hütte mit Schlafplätzen und eine Lagerhütte vorgesehen.


Ewald Ferlemann zeichnete die Jury für sein Lebenswerk aus.

Lebenswerk – Vier Jahrzehnte für Vögel

Mit Standing Ovations feierte das Publikum Ewald Ferlemann, den die Jury für sein Lebenswerk auszeichnete. In seinem Garten in Dortmund hat er ein wahres Paradies für Wildvögel geschaffen und betreibt dort seit mehr als 40 Jahren eine private Auffang- und Auswilderungsstation für junge, verletzte und kranke Bussarde, Eulen, Rabenvögel, Enten, Möwen und Störche, aber auch andere in Not geratene Wildtiere wie Eichhörnchen oder Kaninchen – oft bis zu 300 Tiere gleichzeitig. Die Untere Landschaftsbehörde hat ihm eigens eine Ausnahmegenehmigung erteilt, damit er auch streng geschützte Arten aufnehmen darf. „Die meisten Vögel besuchen mich zwischendurch immer noch“, so Ferlemann. Schützlinge, die er nicht mehr auswildern könne, blieben dauerhaft in seiner Station. „Sie scheuen weder Kosten noch Mühen neben Ihrem ganz normalen Arbeitsalltag – jede freie Minute sind Sie für Ihre Tiere da“, lobte Hertel in ihrer Laudatio. Auch diese Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro dotiert.


Simone Staatz (2. von links) erhielt den Leserpreis.

Leserpreis – Eine zweite Chance für Tiere in Not

Etwa 30 Wasserschildkröten, Schweine, Hühner, Pferde und weitere Tiere leben im sächsischen Priestewitz auf dem privaten Tierschutzhof von Simone Staatz und ihrer Familie. Gemeinsam arbeiten sie ehrenamtlich als Pflegestelle für den Großenhainer Tierschutzverein. Die Familie nimmt auch Tiere auf, die das Veterinäramt beschlagnahmt hat oder die Privatpersonen aus Notsituationen abgegeben haben. Die Leser der Zeitschriften FUNK UHR und Super TV waren von dem Projekt begeistert und wählten es aus insgesamt fünf nominierten Initiativen für den mit 1.000 Euro dotierten Leserpreis aus.


 

Die Preisträger der Sonderkategorie „Fluthilfe“: Der Bundesverband Gemeinschaft Deutscher Tierrettungsdienste (rechts), der Tierschutzverein und das angeschlossene Tierheim Kreis Ahrweiler (links) sowie der Tierschutzverein Andernach und Umgebung und dessen Tierheim (Mitte).

Sonderkategorie – Fluthilfe für Mensch und Tier

Die Flutkatastrophe im vergangenen Sommer macht bis heute fassungslos. Um all die Helfer zu ehren, die sofort zur Stelle waren und tatkräftig mit anpackten, wählte die Jury stellvertretend drei Preisträger in der Sonderkategorie „Fluthilfe“ aus: Den Bundesverband Gemeinschaft Deutscher Tierrettungsdienste, den Tierschutzverein und das angeschlossene Tierheim Kreis Ahrweiler sowie den Tierschutzverein Andernach und Umgebung und dessen Tierheim. Während die Tierretter Erkundungstouren fuhren, um Tiere aus gefährlichen Notlagen zu retten und medizinische Erstversorgung zu leisten, nahmen die Tierheime zahlreiche der tierischen Flutopfer auf und sammelten und verteilten Sach- sowie Geldspenden. „Sie haben in dieser Zeit der Not Übermenschliches geleistet, ihre eigenen Bedürfnisse hintenangestellt, waren teils nonstop unterwegs, haben kaum geschlafen, selbst Traumatisierendes erleben müssen“, sagte Schröder in seiner Laudatio. „Die Jury verneigt sich zutiefst vor Ihnen.“

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