Joggen oder Radfahren mit Hund

Tierisch sportlich

Aus dem Print-Magazin
Joggen oder Radfahren mit Hund

Tierisch sportlich

Sport mit Hund? Das geht. Viele verbinden die Jogging- mit der Gassirunde oder nehmen das Tier mit auf eine kleinere Fahrradtour. Damit der Hund nicht überfordert wird, ist es wichtig darauf zu achten, dass er körperlich geeignet ist, freiwillig mitläuft und Freude daran hat.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Es ist wichtig, dass Hunde mit Freude bei der Sache sind. Menschen sollten sich am Tempo des Hundes orientieren und am Rad eine Vorrichtung verwenden, die ihn auf Abstand hält.

Der innere Schweinehund kann hartnäckig sein. Er macht es selbst Sportskanonen manchmal schwer, sich morgens zum Joggen aus dem Bett zu quälen oder ins Fitnessstudio zu gehen. Mit einem echten Hund ist das anders. Verantwortungsvolle Halter*innen kämen nie auf die Idee, die Decke nochmal über den Kopf zu ziehen oder es sich auf dem Sofa gemütlich zu machen, wenn eine Gassirunde ansteht. Warum nicht beides verbinden, denken viele. Die Möglichkeiten für gemeinsame Bewegung sind vielseitig, manche besser geeignet, andere weniger. „Wer mit dem eigenen Hund Sport betreiben möchte, sollte individuell beurteilen, inwiefern dieser sich dafür eignet und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen“, sagt Verena Wirosaf, Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Sehr lauffreudige Hundetypen wie gesunde, ausgewachsene größere Jagdhunderassen oder deren Mischlinge laufen nach einer entsprechenden Gewöhnung in der Regel gerne am Fahrrad oder begleiten ihren Menschen beim Joggen. So etwas sollten Halter*innen übergewichtigen Hunden, Hunden im Wachstum sowie von Natur aus ‚schweren Hunderassen‘ jedoch nicht zumuten.“ Auch nicht bei gesundheitlichen Problemen, etwa mit den Gelenken oder Atemwegen. Generell kann eine Tierärztin oder ein Tierarzt vorab beurteilen, ob der Hund fit für die gewünschte Sportart ist.

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Sport nur freiwillig und mit Freude

Wenn es heiß ist, sollten auch allgemein fitte Hunde nicht mit zum Sport. Zudem brauchen die Tiere unterwegs immer Wasser. Daneben ist es unerlässlich, dass die Hunde mit Freude bei der Sache sind. Niemals sollten Menschen ihr Tier zwingen, sondern sich stattdessen am Tempo des Hundes orientieren, ihn idealerweise frei auf weicherem Untergrund laufen lassen und ihn ansonsten am Geschirr statt am Halsband anleinen, am Fahrrad mit einer Vorrichtung, die ihn auf Abstand hält. „Keinesfalls dürfen sie den Hund bestrafen, ihn überfordern oder seine Gesundheit gefährden“, so Wirosaf. „Halter*innen sollten auf das Verhalten und die Körpersprache ihres Hundes achten. Lässt er sich leicht motivieren oder versucht er sich zu entziehen?“ Wenn sich Hunde zu sehr für Sport begeistern, kommt es vor, dass sie kaum zu stoppen sind. Dann gilt es, das Verhalten zu beobachten und den Hund eventuell anderweitig auszulasten. „Denn manche Hundetypen werden zu regelrechten ‚Junkies‘ und reagieren irgendwann nicht mehr auf ihre Halter*innen oder andere Hunde.“

Wettbewerbe überfordern die Tiere

„Hunde können sich an körperliche Belastung gewöhnen, darum sollten wir sie insbesondere auch geistig auslasten“, sagt Wirosaf, etwa durch Denkaufgaben bei Suchspielen, Mantrailing oder ähnlichen Aktivitäten. Ob die Tiere viel laufen oder Denkarbeit leisten: Geschieht dies freiwillig und wohldosiert, spricht aus Tierschutzsicht nichts dagegen. Anders sieht dies aus, wenn ehrgeizige Halter*innen in Wettbewerben Leistungen erzwingen und Tiere überfordern. „Sicherlich gibt es viele, die ihr Hobby sehr gewissenhaft betreiben. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade während Wettbewerben die Anforderungen des Tierschutzes nur sehr bedingt, oftmals gar nicht eingehalten werden.“ Wer sich sowieso eher zu den Sportmuffeln zählt, muss kein schlechtes Gewissen gegenüber seinem Schützling haben. Zur artgerechten Auslastung von Hunden gehört zwar, dass wir ihnen passend zu Rassezugehörigkeit, Gesundheitszustand, Größe und Alter Bewegung ermöglichen. In der Regel sind hierfür aber Spaziergänge mit abwechslungsreichen Umwelteindrücken, anderen Hunden, fremden Menschen und viel Spiel ausreichend.


Hundesport und Tierschutz

Hunde begleiten uns je nach Statur, Alter, Charakter und Gesundheit gern zum Joggen und Radfahren. Es geht aber auch umgekehrt. Verschiedene Hundesportarten erfreuen sich großer Beliebtheit, doch nicht alle eignen sich aus gesundheitlichen Gründen und aus Sicht des Tierschutzes. Grundsätzliche Voraussetzung ist, dass die Tiere sie freiwillig und freudig ausführen.

Agility: Bei diesem Freizeitsport bewältigen Hunde und Menschen zusammen einen körperlich fordernden Hindernisparcours. Agility ist etwas für sportliche, leichte und wendige Rassetypen. Für schwere Hunderassen, kurzköpfige Tiere oder solche mit kurzen Beinen und langem Rücken ist die Disziplin eher nicht geeignet. Zudem sollte der Parcours nicht auf Schnelligkeit absolviert werden müssen, um zu verhindern, dass Tiere sich verletzen.

Dog Dancing: Hierbei bieten Mensch und Hund möglichst harmonische Übungen und Tricks zu Musik dar. Die Hunde werden in der Regel spielerisch motiviert und sollen ihre Aufgaben freiwillig und freudig ausführen. In der Regel ist die körperliche Belastung im Vergleich zu etwa Agility geringer, aber dies hängt auch von Tricks wie Sprüngen ab.

Mantrailing/Fährtenarbeit: Dieser Sport, bei dem die Tiere zu Spürhunden trainiert werden, lastet sie mental gut aus. Grundsätzlich ist jeder Hundetypus dafür geeignet, die Schwierigkeit und Länge der Suchen muss jedoch individuell angepasst werden. Sonst ist der Hund leicht unter- oder überfordert.

Dog Frisbee: Dieser Hundesport, bei dem die Tiere Wurfscheiben in verschiedenen Disziplinen fangen, belastet sie körperlich stark. Besonders die Gelenke und die Wirbelsäule sind betroffen. Daher ist er aus medizinischer Sicht eher nicht geeignet.

Flyball: Dabei absolvieren Hunde einen Parcours und lösen an der sogenannten Flyballbox den Wurf eines Balles aus, den sie fangen. Durch die Stauchung beim Drehen an der Box besteht hier ebenfalls ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Flyball ist aus medizinischer Sicht eher nicht geeignet.

Schutzhunde- oder Gebrauchshundesport: Die Ausbildungsmethoden für diesen Sport, bei dem Hunde Fährten folgen und „Täter*innen“ stellen, sind häufig tierschutzwidrig. So kommen etwa Kettenwürger und Stachelhalsbänder trotz Verbotes noch immer zum Einsatz, zudem spielt Unterordnung eine Rolle. Wenn die Tiere sich aus vollem Lauf im Schutzarm verbeißen, belastet das ihre Halswirbelsäule massiv.

 

Bildrechte: Artikelheader: stock.adobe.com – michaelheim (Joggerin/Hund); Fotos: Pixabay – Christiane (Radfahren mit Hund); stock.adobe.com – doda (Hund/Agility)