Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER
Wer schon einmal ein Tierheim besucht hat, weiß, wie sehr dies ans Herz geht. Einerseits beeindruckt und begeistert das Engagement der Mitarbeiter und Ehrenamtlichen, die alles Menschenmögliche tun, damit es die tierischen Bewohner gut haben. Andererseits ist ein Tierheim trotzdem nicht das Zuhause, das wir den Tieren dauerhaft wünschen. Am liebsten würden wir sie alle adoptieren. Glücklicherweise ist der Aufenthalt der meisten Tierheimgäste nur vorübergehend. Doch alle Tierschützer kennen auch Geschichten von Hunden, für die sich unerklärlicherweise keine neue Familie finden will. Oder von Katzen, die über Jahre nicht vermittelt werden. „Bei diesen Fällen möchten wir unsere Mitgliedsvereine unterstützen“, berichtet Caterina Mülhausen, Leitung Campaigning beim Deutschen Tierschutzbund, über die Beweggründe, warum der Verband die Aktion „Tierheimtier des Monats“ 2019 gestartet hat. Sie stellt Tiere, die schon lange auf eine Adoption warten, einer breiten Öffentlichkeit vor.
Eines dieser Tiere, genauer gesagt das allererste „Tierheimtier des Monats“, ist Momo. „Eine grundsätzlich freundliche, aufgeschlossene und sehr hübsche Katze, die Schätzungen zufolge 2008 das Licht der Welt erblickte. Sie reagiert sehr gut auf menschliche Ansprache, schmust und kuschelt gern“, lautete die Beschreibung des Tierheims Brandenburg an der Havel für diese Bilderbuchkatze. Dass sie sich auch als „eigensinnige Charakterkatze“ erweisen kann, schien jedoch selbst katzenerfahrene Halter abzuschrecken. Denn zu diesem Zeitpunkt im November 2019 hatte Momo bereits drei Jahre im Tierheim verbracht, anderthalb Jahre allein in einer Katzenstube, weil sie als sensible Einzelkatze unter Stress litt, wenn sie sie mit Artgenossen teilen musste. „Solche langen Aufenthalte können natürlich weder für die Katze noch für das Tierheim ein Dauerzustand sein“, erklärt Mülhausen. Es sei schön zu sehen, wie sehr die Tierheime für jedes einzelne Tier nur das Beste wollen, „doch sie benötigen den Platz auch dringend für weitere schutzbedürftige Vierbeiner“. Daher bot der Deutsche Tierschutzbund Momo – wie den „Tierheimtieren des Monats“ seitdem – im Rahmen der Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen“ eine größere Plattform, um auch die Katzen- und Hundefreunde zu erreichen, die den Weg in die Tierheime nicht ohne Weiteres finden. Das Kampagnen-, Social-Media- und Presse-Team stellte die Katze auf der Website tierheime-helfen.de vor, präsentierte sie in den Sozialen Medien, schaltete Anzeigen und informierte bundesweit sowie regional die Presse über Momos Geschichte – mit Erfolg. Über eine Freundin erfuhr Alina Amador von dem Tier und „nach dem ersten Treffen war ich verliebt“. Sie habe bewusst nicht nach einem jungen Kätzchen gesucht.
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„Wir konnten es wirklich kaum glauben“, berichtete Sabrin Haufschildt, Leiterin des Tierheims Brandenburg, an den Deutschen Tierschutzbund, als feststand, dass Momo auszieht. Für Mülhausen und ihr Team ein besonderer Moment: „Als uns die positive Nachricht erreicht hat, haben wir uns riesig gefreut. Das hat uns für die Zukunft bestärkt.“ Diese Euphorie lässt auch nach den regelmäßigen Vermittlungserfolgen nicht nach. Zu den weiteren „Tierheimtieren des Monats“, für die sich liebevolle Interessenten fanden, gehört auch Herdenschutzhündin Bella, die zweieinhalb Jahre im Tierheim des Tierschutzvereins Gifhorn und Umgebung lebte. „Nun darf sie über ein großes Grundstück wachen und hat freien Zugang zum Wohnhaus, sodass sie sich aussuchen kann, ob sie lieber aufpassen oder bei ihren Menschen sein möchte“, erzählt Mülhausen. Sogar vier Jahre und damit zwei Drittel ihres bisherigen Lebens hatte Hündin Fleur im Tierheim Homburg verbringen müssen. Doch dank der Aktion entdeckte ihre neue Halterin sie. Und sie empfand das Tier mit dem markanten Unterbiss, der womöglich andere Menschen von einer Adoption abgehalten hatte, als das, was es ist: „einzigartig und wunderschön“. Darum wirbt der Deutsche Tierschutzbund auch weiterhin jeden Monat für ganz besondere tierische Unikate unter den Langzeitbewohnern, die noch in den Tierheimen warten. Denn auch sie brauchen nur die passenden menschlichen Freunde, die erkennen, wie unverwechselbar und liebenswürdig sie sind.