Auf Expedition in der Großstadt

Tierschutz leben

Auf Expedition in der Großstadt

Mit seinen Bildern möchte Tierfotograf Sven Meurs aus Köln auf die Artenvielfalt und die Schönheit der Natur und Tierwelt in Großstädten aufmerksam machen. Demnächst erscheint sein neuer Bildband.

  • Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER

Tierfotograf Sven Meurs hat sich darauf spezialisiert, Wildtiere zu fotografieren, die in Großstädten leben.

Tierfotograf Sven Meurs hat sich darauf spezialisiert, Wildtiere zu fotografieren, die in Großstädten leben.

Wer Wildtiere fotografieren will, braucht vor allem: Geduld, Geduld und nochmals Geduld. Das gilt auch für die Tiere, die sich in Städten angesiedelt und sich perfekt an die urbanen Bedingungen angepasst haben – die Artenvielfalt im Großstadtdschungel ist das Thema, auf das sich der in Köln lebende Tierfotograf Sven Meurs spezialisiert hat. Oft verbringt er Wochen vor einem Fuchs- oder einem Biberbau, bis er sein Motiv so einfängt, wie er es sich vorstellt. „In Berlin zum Beispiel habe ich zuletzt eine Woche lang immer von sieben bis 20 Uhr eine Wildschweinrotte begleitet“, schildert der 38-Jährige. „Für mich sind solche Momente wie Yoga – ich finde das Fotografieren in der Natur einfach sehr entspannend.“

Zurzeit arbeitet er mit einem Verlag an seinem zweiten Bildband, der nächstes Jahr im Herbst erscheinen wird. Hierfür hat er insgesamt 17 Städte in ganz Deutschland besucht und die dort lebenden Wildtiere porträtiert – von schillernd-leuchtenden Eisvögeln, die am Rhein Fische fangen, bis hin zu Rothirschen, die gleich neben einer Autobahn äsen. „Ich möchte auf die Schönheit und Einzigartigkeit der Natur, insbesondere auch der Stadtnatur aufmerksam machen und zeigen, wie schützenswert sie ist“, sagt Meurs. Ob in kleinen Parks, umringt von Häuserlandschaften, oder am Rhein mitten in Köln – die Tierwelt, die im Großstadtdschungel direkt vor unserer Haustüre heimisch ist, sei spannend und vielfältig.

Geduld zahlt sich aus

Dieses Wildschwein hat Sven Meurs in Berlin mit seiner Kamera eingefangen.

Dieses Wildschwein hat Sven Meurs in Berlin mit seiner Kamera eingefangen.

Sein Lieblingstier ist der Fuchs: „Füchse sind einfach ziemlich clever und arrangieren sich wunderbar mit ihrem Umfeld“, so der Fotojournalist. „In Köln hatte ich im Mai dieses Jahres einen Fuchsbau entdeckt, in dem vier Jungtiere lebten – ich war ganz begeistert und freute mich, dass ich endlich richtig schöne Bilder von Füchsen in der Stadt machen konnte.“ Doch als er zwei Tage später zurückkam, befand sich dort plötzlich eine Baustelle. Er war sich sicher, dass die Tiere bereits das Weite gesucht hatten: „Ich hatte schon fast aufgegeben, doch als ich abends zurückkehrte, kamen die Füchse plötzlich aus ihrem Bau“, erinnert sich Meurs. In den darauffolgenden Wochen besuchte er die Tiere jeden Tag – insgesamt verbrachte er mehr als 250 Stunden dort. „Die Füchse und ich sind uns nach und nach immer ein Stückchen näher gekommen, und irgendwann habe ich schließlich ein Foto gemacht, auf dem im Hintergrund ein Riesenbagger zu sehen ist, und im Vordergrund steht ein Fuchs auf einem Hügel.“ In dem Moment wusste er, das ist das Bild, auf das er die ganze Zeit gewartet hatte.

„Tiere zu fotografieren ist für mich wie Yoga.“

Wer sechs Wochen lang eine Fuchsfamilie beobachte, lerne automatisch sehr viel über sie, so der Fotojournalist. Viel Wissen über die Tierwelt habe ihm auch sein Vater vermittelt, mit dem er als Kind regelmäßig durch Wälder gestreift ist. Als er 15 Jahre alt war, schenkte ihm sein Vater seine erste Spiegelreflexkamera. Dann zog Sven Meurs für anderthalb Jahre auf die nordfriesische Insel Amrum. „Dort fängt man einfach früher oder später an, Tiere zu fotografieren – andere Freizeitbeschäftigungen gibt es dort nicht. Und in der Zeit habe ich gemerkt: Das lässt mich nicht mehr los.“ Auch als er später von Amrum nach Köln zog, brauchte er die Nähe zur Natur und zu den Tieren. „Ich suchte kleine Oasen in der Stadt und entdeckte schon nach einer Woche den ersten Fuchs.“ So entstand schließlich die Idee, Wildtiere in Ballungsräumen zu fotografieren.

Tarnung ist alles

Diese Blaumeise hat sich in einem Ampelmast eingenistet.

Diese Blaumeise hat sich in einem Ampelmast eingenistet.

Nicht nur eine gute Kameraausrüstung, viel Geduld und Wissen über das Verhalten der Tiere seien das A und O einer guten Grundausstattung von Tierfotografen. Um die Tiere möglichst nah vor die Linse zu bekommen, ohne sie dabei zu stören, dürfe auch eine gute Tarnung nicht fehlen. „Ich habe unter anderem einen Camouflage-Tarnanzug, der furchtbar warm ist.“ Selbst die menschliche Spezies könne ihn in dieser Aufmachung nicht immer auf Anhieb entdecken: „Als ich einmal morgens in Köln in einem Gebüsch sitzend auf eine Fuchsfamilie wartete, steuerte plötzlich ein Mann auf mich zu. Kurz vor mir machte er seine Hose auf – also sprang ich in meinem Tarnanzug auf, und er bekam einen Riesenschreck“, schildert Meurs lachend. „Ich glaube, er pinkelt nie wieder in der freien Natur.“

Ursprünglich absolvierte Sven Meurs eine Ausbildung als Krankenpfleger. „In dem Bereich habe ich noch eine halbe Stelle, damit ich sozialversichert bin und das machen kann, was mir Spaß macht.“ Im Januar startet seine Vortrags-Tournee „Großstadt Wildnis – Safari in urbaner Natur“. In mehreren Städten wird er über seine Arbeit und seine Rundreise durch Deutschland berichten, erste Station ist am
5. Januar in Heidelberg.

Weiterführende Informationen

  • Auf der Website von Sven Meurs finden Sie alle Termine der Vortragsreihe "Großstadt Wildnis – Safari in urbaner Natur".
    www.svenmeurs.de