Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER
Patrik Stein war auf der Suche nach einem Beruf, der ihn erfüllt und seinem Leben Sinn gibt. Um herauszufinden, welche Berufsrichtung am besten zu ihm passt, probierte er nach seinem Wehrdienst zunächst verschiedene Jobs aus. „Ich wusste nur, dass ich keinen normalen Bürojob ausüben wollte“, erinnert er sich. Als er schließlich ein vierwöchiges Praktikum in einem Zoo absolvierte, kam die Erkenntnis: Die Arbeit mit Tieren ist genau das Richtige für ihn. „Tiere mochte ich zwar schon immer, aber dass ich Tierpfleger werden möchte, wurde mir erst während des Praktikums bewusst“, schildert Stein. „Mir gefiel die Vorstellung, Tieren zu helfen und ihnen etwas Gutes zu tun.“ Es folgte ein weiteres, diesmal einjähriges Praktikum in einer Wild- und Fundtierauffangstation auf der Insel Föhr. Dort lernte er unter anderem den richtigen Umgang mit verletzten Wildtieren wie etwa Wasser- und Greifvögeln, Igeln und Kaninchen. Sobald die Tiere gesund gepflegt sind, wildern die Mitarbeiter sie wieder aus.
Heute arbeitet er im Tier-, Natur- und Jugendzentrum Weidefeld in Schleswig-Holstein, wo er unter anderem für verletzte und verwaiste Wildtiere zuständig ist. In der dort gelegenen Auffangstation kümmert der Tierpfleger sich darum, dass Greifvögel, Marder und andere Wildtiere zunächst medizinisch versorgt und mit der Zeit wieder gesund gepflegt werden. Wenn möglich, werden die Schützlinge nach ihrer Genesung wieder ausgewildert. „Vor allem im Frühjahr nehmen wir häufig Wildtierbabys wie etwa verwaiste Hasen und Kaninchen, verletzte Marder oder Waldkäuzchen auf“, so Stein.
Tierische Patienten, deren Verletzungen nicht mehr verheilen können, bleiben im Tierschutzzentrum Weidefeld. Auch Tiere, die hierzulande nicht heimisch sind, dürfen die Tierpfleger nicht auswildern. So haben zum Beispiel zwei Waschbären, die aus schlechten Privathaltungen stammen, in Weidefeld ein dauerhaftes Zuhause gefunden. Jeden Morgen stattet Stein ihnen und den anderen Schützlingen einen Besuch ab, um zu überprüfen, ob es allen Bewohnern der Auffangstation gut geht. „Danach werden die Tiere gefüttert und im Anschluss folgt eine Teambesprechung“, erläutert Stein. Noch mehr Zeit verbringt der Tierpfleger mit den 13 Hunden, die derzeit im Lissi-Lüdemann-Haus des Tierschutzzentrums Weidefeld untergebracht sind. Dort leben Not leidende und hilfsbedürftige Hunde, die eine spezielle fachliche Betreuung benötigen. „Wir versuchen Hunde zu resozialisieren, die – in den meisten Fällen durch menschliches Fehlverhalten – problematisch sind“, sagt Stein. Mit Geduld und einem gezielten Training schafft er es, die Vierbeiner in ihrem Wesen zu festigen, sodass sie an erfahrene Hundehalter vermittelt werden können. „Nach der täglichen Teambesprechung bringe ich die Hunde in ihre Ausläufe, damit ich ihre Zwinger reinigen und Decken austauschen kann“, schildert Stein. „Anschließend bereiten eine weitere Tierpflegerin und ich das Futter für den Abend vor. Und wenn die Zeit ausreicht, trainieren wir die Hunde und üben zum Beispiel die Leinenführigkeit mit ihnen.“
Sein Fachwissen hat sich der 32-Jährige unter anderem in einer dreijährigen Ausbildung in der Fachrichtung Tierheim und Tierpension angeeignet – diese absolvierte er im Tierheim Weidefeld, einer vom Zentrum Weidefeld getrennten Einrichtung. Wer Tierpfleger werden möchte, kann aber auch zwischen den Fachrichtungen Zoo sowie Forschung und Klinik wählen. „Ein guter Tierpfleger lernt nie aus und sollte nach der Ausbildung regelmäßig Fortbildungen besuchen“, so Stein. Auf Seminaren hat er zudem sein Wissen über Greifvögel und Trainingsmethoden für Hunde erweitert. Das Tierschutzzentrum Weidefeld bildet auch selbst Tierpfleger aus – zurzeit arbeiten hier sechs Auszubildende.
Wer sich für diesen Ausbildungsweg interessiert, kann auch vorab ein Praktikum in Weidefeld absolvieren. Erfolgserlebnisse wie die Resozialisierung schwieriger Hunde oder die Auswilderung eines Wildtieres sind für Patrik Stein immer besondere Momente. „Wer als Tierpfleger arbeiten möchte, sollte aber auch eine gewisse Belastbarkeit mitbringen“ betont Stein. „Wenn ich abends nach Hause komme, fällt es mir manchmal schwer abzuschalten, weil ich dann über die Tiere nachdenke – oft sind sie in einem desolaten Zustand, wenn sie bei uns ankommen.“ Vor Kurzem habe das Tierschutzzentrum zum Beispiel eine Schildkröte mit Panzerdeformationen aufgenommen – ein Zeichen, dass sie jahrelang falsch ernährt wurde. Eine Kehrseite des Berufs sei auch die oft geringe Bezahlung. Ein hohes Gehalt sei jedoch nicht seine höchste Priorität, sagt Stein. „Tierpfleger ist mein Traumberuf und ich würde nichts anderes mehr machen wollen.“