Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER
Hunde begleiten uns Menschen schon seit Jahrtausenden. Trotzdem interpretieren viele von uns ihre Signale nicht immer ganz richtig. Schwanzwedeln muss nicht nur heißen, dass ein Hund sich freut und uns freundlich zugewandt ist, weiß Verena Wirosaf, Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Grundsätzlich ist das ein Ausdruck von Erregung und kann in ganz verschiedenen Situationen auftreten.“ Pendelt ihre Rute nur leicht und ist sie dabei hochgestellt, kann auch Vorsicht geboten sein – denn damit können Hunde eine drohende oder imponierende Körperhaltung einnehmen. Ist die Rute wiederum gesenkt, während sie leicht wedelt, oder gar zwischen den Hinterbeinen eingeklemmt, ist das ein Zeichen von Unterwerfung und Unsicherheit, erläutert Wirosaf.
„Generell ist es wichtig, immer die gesamte Körpersprache eines Hundes und den Kontext zu betrachten: Ist der Blick direkt auf das Gegenüber gerichtet oder wendet er sich ab? Sind die Ohren nach vorne, seitlich oder nach hinten gerichtet? Ist der Nasenrücken glatt oder gerunzelt?“ Der Gesichtsausdruck, die Haltung von Ohren sowie Schwanz und auch die Körperhaltung an sich können Aufschluss darüber geben, in welcher Stimmung die Tiere sind. So zeigen sie, ob sie sich beispielsweise entspannt oder bedroht fühlen. (Mehr zur Kommunikation von Tieren wie Erdmännchen und Elefanten lesen Sie in der Printausgabe von DU UND DAS TIER 3/2022)
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Auch wenn ein Hund gähnt, muss das keineswegs immer bedeuten, dass er müde ist. „Gähnen kann ebenfalls ein Anzeichen von Stress sein“, so Wirosaf. So wirkt das Gähnen beruhigend und hilft den Hunden in hektischen Situationen, Stress abzubauen. Eine andere immer wieder missverstandene Geste ist es auch, wenn Hunde etwa beim Spaziergang nach dem Schnuppern im Bogen langsam auf ihre Halter zulaufen, wenn diese sie gerufen haben. „Oft empfinden Hundebesitzer das als Ungehorsam, vor allem, wenn sie ihr Tier mehrmals rufen mussten. Doch in Wahrheit haben Hunde damit ganz freundliche Absichten – denn ein direktes aufeinander Zugehen ist aus ihrer Sicht normalerweise bedrohlich“, schildert Wirosaf. „Halter sollten in diesem Fall daher niemals mit ihnen schimpfen. Vielmehr können sie ihrem Schützling schnell antrainieren, bei Rückruf direkt auf sie zuzulaufen.“
Neben all diesen nonverbalen Signalen, zu denen auch die Kommunikation über Gerüche und den Tastsinn gehören, drücken Hunde sich natürlich auch über verschiedene Lautäußerungen aus. Bellen ist dabei nur eine von vielen – das kann ebenfalls ganz unterschiedliche Bedeutungen haben, von einer Aufforderung zu spielen bis hin zu einem Warnlaut. Auch wenn Hunde mit geschlossener Schnauze bellen, sodass es wie ein Wuffen klingt, ist dies meist eine Warnung und signalisiert, dass er auf etwas aufmerksam machen möchte – beispielsweise, wenn er zu Hause ein ungewöhnliches Geräusch hört. Geben die Tiere wiederum ein Winseln, ein hohes Fiepen oder gar ein Schreien von sich, sind das meist Anzeichen für Unbehagen, Unmut, Angst oder Schmerzen, sagt Wirosaf. Mit einem lauten Heulen – ein Erbe ihrer Ahnen, den Wölfen – verschaffen Hunde sich wiederum Gehör, wenn sie Trennungsangst haben und nicht gut allein bleiben können. Manchmal heulen sie aber auch, um akustisch ihr Territorium zu markieren oder um den sozialen Zusammenhalt mit anderen Hunden zu stärken – fängt einer an, stimmt der andere oft mit ein. „Knurrt ein Hund, ist das nicht immer bedrohlich gemeint – manchmal kann er auch im Spiel ein Knurren von sich geben.“ Darum sei es wichtig, ein solches Signal im Kontext der jeweiligen Situation einzuordnen und auf die Körperhaltung des Tieres zu achten.
Bei Katzen ist das Schnurren neben dem Miauen eines der geläufigsten Lautäußerungen. Das machen nur zufriedene Katzen, so die allgemeine Meinung. „Sie drücken mit dem Schnurren aber nicht nur Zufriedenheit aus. Es kann auch auf Hunger, Stress – etwa beim Tierarztbesuch – oder Schmerzen hinweisen“, erläutert Dr. Dalia Zohni, Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Das Schnurren dient also nicht nur Kommunikationszwecken, es gibt auch einen Hinweis auf das Wohlbefinden. Wie bei Hunden ist es daher hilfreich, auch auf andere Signale und den jeweiligen Kontext zu achten – etwa die gesamte Körperhaltung, die Augen, die Ohren sowie die Schwanzstellungen und -bewegungen. „Zum Beispiel stellen Katzen zur freundlichen Begrüßung ihren Schwanz meist senkrecht auf. Ein zusätzliches Schnurren ist dann ein eindeutiges Anzeichen für Freude“, sagt Zohni. „Wedelt der Schwanz hin und her oder zuckt er, deutet das meist auf Erregung oder Unsicherheit hin.“
Mit der freundlichen Geste des Blinzelns geben Katzen ihrem Gegenüber zu verstehen, dass sie friedliche Absichten haben. Anstarren gilt bei den Tieren wiederum als Drohgebärde, berichtet Zohni. „Deshalb sollten Menschen niemals eine Katze anstarren – vor allem unsichere Tiere kann das verstören.“ Sie kommunizieren aber auch über ihre Duftdrüsen, die sich an den Wangen, am Kinn und zwischen ihren Zehen befinden. „Wir Menschen können diesen Duft nicht wahrnehmen, aber Katzen markieren damit beispielsweise ihren Besitz und verteilen diesen an Gegenständen wie Türrahmen oder Stuhlbeinen – dies zeigt, dass sie sich in ihrem Zuhause wohlfühlen.“ Reiben sie ihren Kopf an ihren vertrauten Menschen oder an Artgenossen, ist das ein Zeichen von Freundschaft. Verteilen sie ihren Duft wiederum über das Krallenwetzen, während dabei ein Artgenosse in unmittelbarer Nähe ist, möchten sie diesem imponieren.
Die Halter von Pferden können die Emotionen ihrer Schützlinge ebenfalls anhand der Körperhaltung und Lautäußerungen einschätzen – beispielsweise an der Haltung ihres Schweifes, denn dieser dient keineswegs nur dem Verscheuchen von Fliegen. „Hängt der Schweif locker und schwingt er bei Bewegung rhythmisch mit, ist das ein Zeichen, dass sich das Pferd wohlfühlt“, erläutert Andrea Mihali, Leiterin der Abteilung für Interdisziplinäre Themen beim Deutschen Tierschutzbund. Wenn es sich mit aufgestelltem Schweif bewegt, tänzelt und dabei den Hals schwenkt und biegt, ist das eine Aufforderung zum Spielen. Ein eingeklemmter Schweif deute hingegen auf Angst und Unterwürfigkeit hin, beispielsweise bei Rangkämpfen, so die Expertin. „Wenn es jedoch beim Reiten nervös damit schlägt, kann das darauf hinweisen, dass dem Tier unwohl ist oder es sogar Schmerzen empfindet.“
Ein untrügliches Zeichen für Schmerzen kann auch ein bestimmter Gesichtsausdruck von Pferden sein. Dann tritt die Kaumuskulatur angespannt hervor, die Maulwinkel sind gerade nach hinten gezogen und die Lippen zusammengepresst. Zudem ist das Kinn abgeflacht, während die Nüstern angespannt und aufgebläht sind. Gleichzeitig ist der Blick des Pferdes leer, während sich über den Augen Falten bilden. Die Ohren des Tieres sind wiederum steif rückwärtsgerichtet und die Ohrmuscheln zeigen schräg nach unten. „Das Pferd leidet stumm und zeigt auf diese subtile Art und Weise, dass es Schmerzen empfindet und leidet“, sagt Mihali. Als Fluchttiere sind Pferde außerdem sehr wachsam und nehmen mögliche Gefahren sofort wahr. „Hat es also etwas entdeckt, das ihm Angst macht, flüchtet es nicht unbedingt direkt, macht sich aber dafür bereit.“ Ein Signal dafür sind ein lautes Prusten aus den Nüstern, eine angespannte, sich großmachende Körperhaltung mit nach oben gestrecktem Hals sowie steif aufgestellte Ohren mit nach vorne gewandten Ohrmuscheln.