Schnappschildkröte

Exot mit Gefahrenpotenzial

Im Einsatz für die Tiere
Schnappschildkröte

Exot mit Gefahrenpotenzial

Schnappschildkröten gehören zu den invasiven Arten, die eine Gefahr für heimische Ökosysteme darstellen können. Ein Exemplar lebt seit Juni im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes.

  • Autor: Bernd Pieper, Geschäftsführer Kommunikation beim Deutschen Tierschutzbund

Sie heißt Morla, ist rund 35 Zentimeter lang, wiegt etwa achteinhalb Kilogramm und ist somit noch nicht ganz ausgewachsen. Schließlich können Schnappschildkröten 45 Zentimeter lang und bis zu 16 Kilogramm schwer werden. Ihr genaues Alter ist unbekannt, aber sie wird noch einige Jahre vor sich haben: „In Gefangenschaft sind bisher maximal 40 Jahre erreicht worden. Ich glaube aber, dass die Art durchaus noch sehr viel älter werden kann und schätze die maximale Lebenserwartung auf 60 bis 100 Jahre“, sagt Patrick Boncourt, Referent im Tierschutzzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes. Schließlich könne der nächste Verwandte, die Geierschildkröte, bis zu 250 Jahre alt werden. Morla wurde Anfang Juni in der Gemeinde Fockbek aufgegriffen und als Fundtier von der Polizei zunächst in das Tierheim Rendsburg gebracht. Allerdings sind dort, wie bei vielen Tierheimen und Auffangstationen, weder die räumlichen Möglichkeiten noch das nötige Fachwissen vorhanden, um ein exotisches Wildtier wie die Schnappschildkröte artgerecht zu halten. Deshalb wurde das für Menschen nicht ganz ungefährliche Exemplar in die Reptilienstation des Tierschutzzentrums in Kappeln an der Schlei gebracht.

Die Reptilienstation im Tierschutzzentrum Weidefeld nimmt exotische Wildtiere auf, für die viele Tierheime weder die Räumlichkeiten noch das Fachwissen haben. Dann helfen Patrick Boncourt (siehe Foto) und seine Kollegen.

Schwere Aufgabe

Für Tierheime und Auffangstationen bedeuten abgegebene exotische Wildtiere eine Aufgabe, die finanziell, personell und räumlich oft kaum zu bewältigen ist. Deshalb werden diese Tiere, wenn möglich, an spezialisierte Auffangstationen wie das Tierschutzzentrum Weidefeld vermittelt. In der dort errichteten Reptilienstation wurden seit 2017 138 Land- und Wasserschildkröten, 119 Schlangen und 30 Echsen versorgt. Die Tiere leben in großen Terrarien, Teichanlagen mit Innen- und Außenbereichen sowie einer Freianlage. Auch Morla durfte nach einer einwöchigen Quarantäne in einen großzügigen, für Schnappschildkröten sicheren Teich umziehen. Babys der ursprünglich aus Nordamerika stammenden Schnappschildkröten wurden bei uns noch bis weit in die 1980er-Jahre tausendfach legal über Zoohandlungen verkauft. Nachdem die private Haltung, die Zucht und der Handel mit Schnapp- und Geierschildkröten seit 1999 durch die Bundesartenschutzverordnung verboten sind, trauen sich viele mit der anspruchsvollen Haltung überforderte Schildkrötenbesitzer nicht mehr, die Tiere in einer qualifizierten Auffangstation abzugeben und setzen sie aus – eine verbotene Handlung mit hohem Gefahrenpotenzial. „Schnappschildkröten gelten als extrem bissig und können Menschen im schlimmsten Fall schwere Verletzungen zufügen. Außerdem sind sie anpassungsfähig, breiten sich leicht aus und gefährden andere Tier- und Pflanzenarten und damit auch die heimischen Ökosysteme“, so Boncourt.

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tierschutzbund.de/morla-dudt

Die Politik schläft

Neben dem vielfach fehlenden Verantwortungsbewusstsein der Halter sind auch die unzureichenden politischen und juristischen Rahmenbedingungen ein Grund für die Probleme, die Exoten wie die Schnappschildkröte bei uns verursachen. Innerhalb Europas gehört Deutschland zu den Hauptabnehmerländern von exotischen Heimtieren. Eine Studie im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz belegt, dass allein auf Internetplattformen in einem Jahr mehr als 100.000 Exoten in über 2.000 Arten angeboten und gehandelt werden. Zur Bundestagswahl 2021 haben mehrere Tierschutzorganisationen, darunter auch der Deutsche Tierschutzbund, einen Forderungskatalog mit strikteren Regelungen für den Handel mit und die Haltung von Wildtieren veröffentlicht. Darin enthalten sind unter anderem ein Importverbot für Wildfänge für die private Tierhaltung auf europäischer Ebene, ein Ende des Onlinehandels mit Wildtieren und eine staatliche Unterstützung für Auffangstationen. 2020 hatte eine Studie im Auftrag der Eurogroup for Animals und Stichting AAP ergeben, dass 94 Prozent der Deutschen eine strengere Regulierung des Handels mit exotischen Haustieren unterstützen und 86 Prozent der Meinung sind, dass Exoten nicht als Haustiere gehalten werden sollten.

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