Eine zweite Chance für Exoten

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Eine zweite Chance für Exoten

Vor drei Jahren wurde die Reptilienstation im Tierschutzzentrum Weidefeld eröffnet. In Not geratene Bartagamen, Schlangen, Geckos und Co. genießen hier Schutz, Freiraum und artgerechte Pflege.

  • Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER

Reichlich Platz, hohe Luftfeuchtigkeit, abwechslungsreiches Futter – all das war dem Netzpython „Norman“, der seit Kurzem in der Reptilienstation im Tier-, Natur- und Jugendzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes lebt, bislang fremd. Vor ein paar Monaten hat das Veterinäramt die Schlange, die eine stattliche Länge von 3,40 Metern misst, in einem Privathaushalt in Schleswig-Holstein beschlagnahmt. Die Halterin hielt den Python in einem völlig ungeeigneten Terrarium und mästete ihn regelrecht mit viel zu viel Hühnerfleisch. Hinzu kam, dass in dem Bundesland Netzpythons laut Gefahrtierverordnung als gefährlich eingestuft werden und ihre Haltung ohnehin verboten ist. „Während der Beschlagnahme versuchte die Halterin sogar, das Tier in einem Koffer unter ihrem Bett vor uns zu verstecken“, berichtet Patrick Boncourt, Fachreferent im Tierschutzzentrum Weidefeld. Mit weiteren Tierpflegern der Einrichtung hat er die Rettungsaktion begleitet. „Bei uns geht es dem Python inzwischen deutlich besser.“

Im vergangenen Jahr hat das Tierschutzzentrum besonders viele Land-, Schmuck- und Höckerschildkröten aufgenommen.

Im vergangenen Jahr hat das Tierschutzzentrum besonders viele Land-, Schmuck- und Höckerschildkröten aufgenommen.

Dieser Fall ist nur einer von vielen. Denn die meisten der insgesamt mehr als 130 Exoten, die derzeit in der Reptilienstation leben, stammen aus schlechter Haltung, wurden beschlagnahmt oder in Tierheimen abgegeben. Für die meisten Tierschutzvereine sind solche Fälle eine enorme Belastung, denn nur die wenigsten können diese anspruchsvollen Tiere artgerecht unterbringen und versorgen. Um sie zu entlasten, hat der Deutsche Tierschutzbund 2016 die Reptilienstation in Weidefeld eröffnet. Auf einer Fläche von mehr als 400 Quadratmetern sind hier in Not geratene Bartagamen, Schildkröten, Kornnattern und andere Exoten in großzügigen Volieren, Terrarien und überdachten Außenanlagen untergebracht, bis sie langfristig an sachkundige neue Besitzer vermittelt werden. Reptilien, die nur schwer oder gar nicht mehr vermittelt werden können, bleiben dauerhaft hier.

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„Mit unserer Einrichtung wollen wir auch auf die Herausforderungen bei der Haltung von Reptilien aufmerksam machen“, schildert Boncourt. „Zugleich zeigen wir, wie eine artgerechte Unterbringung möglich ist. Im Sommer bieten wir auch erstmals ein Seminar für Tierheimmitarbeiter an.“

Speziell die Tierheime aus dem Umkreis kommen schon gerne auf die Expertise zurück. „Wir hoffen, dass unser Angebot bald auch bundesweit mehr genutzt wird“, so Boncourt. Im vergangenen Jahr hat das Tierschutzzentrum besonders viele Land-, Schmuck- und Höckerschildkröten aufgenommen. In der Anfang 2018 in Betrieb genommenen neuen Freianlage haben sie nun genügend Platz und können nach Herzenslust in der Sonne baden.

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