Pelzbranche unter Druck

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Pelzbranche unter Druck

Eine geringe Nachfrage und sinkende Preisen zwingen zahlreiche Pelzfarmen zu schließen. Doch das Leid der Tiere in tausenden anderen Betrieben ist noch immer groß. Auch in der Entstehung der Coronakrise könnten solche Betriebe eine Rolle gespielt haben. Es ist Zeit für ein Ende der Pelzzucht.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

In diesen Tagen stehen leider viele Fabriken still. Die Nachfrage ist in bestimmten Branchen binnen Wochen komplett eingebrochen, ganze Belegschaften mussten in Kurzarbeit, allein in den USA verloren 26 Millionen Menschen in wenigen Wochen ihre Jobs. Entwicklungen, die bedrücken. Doch zwischen den Schreckensmeldungen aus aller Welt gibt es auch Bilder verwaister Betriebe, die zumindest für Tierarten wie Nerze und Füchse einen kleinen Lichtblick bedeuten. Tierschützer haben die Fotos in Polen aufgenommen: Wo einst tausende Tiere in engen Drahtkäfigen um ihr Leben schrien, pfeift heute nur noch der Wind durch die Anlagen, die an Geisterstädte des Wilden Westens erinnern. Seit Januar wurden allein in Polen 65 Betriebe aus dem Verzeichnis der Pelzzüchter gestrichen. Mit aktuell rund 480 Betrieben sind im Nachbarland fast ein Drittel weniger aktiv als noch 2016. Die Gründe sind eine sinkende Nachfrage und fallende Rohfellpreise.

Die Natur hat die Kontrolle über diese geschlossene Pelzfarm übernommen. Copyright: Andrew Skowron

Das ist auch in Dänemark, der europäischen Wiege der modernen Pelzindustrie, spürbar. Dort verzeichnet Kopenhagen Fur, das größte Pelzauktionshaus der Welt, aktuell die niedrigsten Umsätze seit 2010. Das Management hatte gehofft, 2020 bei fünf geplanten Auktionen 20 Millionen Nerzhäute verkaufen zu können. Doch schon die erste Aktion erbrachte bei Weitem nicht den gewünschten Gewinn: So verkaufte das Management nur zwei Millionen Rohnerzfelle – und das zu Preisen, die teilweise sogar unter den Produktionskosten lagen. Solche Entwicklungen lassen hoffen. Doch noch immer leiden und sterben Millionen Tiere für die Mode. „Zusammengepfercht in Käfigen sind Pelztiere zur Bewegungslosigkeit verdammt. Sie vegetieren dahin und entwickeln Verhaltensstörungen, die bis zur Selbstverstümmelung oder zu Kannibalismus führen“, berichtet Dr. Henriette Mackensen, Referentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund.

Marderhunde als möglicher Corona-Zwischenwirt?

Aus anderen Gründen hatte auch der Leiter des Instituts für Virologie an der Charité, Prof. Dr. Christian Drosten, in einem aktuellen Interview mit der britischen Zeitung „The Guardian“ das Augenmerk auf Pelztierfarmen gelegt. Er äußerte die Vermutung, in China gehaltene Marderhunde könnten als Zwischenwirt bei der Verbreitung von SARS-CoV-2 eine Rolle gespielt haben. Inwieweit dies tatsächlich der Fall ist, muss erst noch erforscht werden. Doch schon heute ist klar, dass die Haltung von Wildtieren auf engstem Raum, auf Märkten oder in Pelzfarmen, die Ausbreitung eines Virus und auch ein Überspringen auf den Menschen begünstigen kann. China ist das Land, das weltweit die meisten Marderhunde züchtet – allerdings unter erbärmlichen Bedingungen. „Unstrukturierte kleine Drahtkäfige, die oft nicht einmal ein Dach haben, stehen sowohl in Hinterhöfen als auch in großen Farmen“, berichtet Mackensen. Da das Fell von Marderhunden als „modische“ Besätze an Jacken oder Schuhen sehr beliebt ist, haben diese Tiere aktuell besonders unter dem Pelzwahn zu leiden.

„Allein aus Gründen des Tierschutzes braucht es endlich ein Ende der Pelztierhaltung – in Europa und weltweit“, bekräftigt Mackensen die langjährige Forderung des Deutschen Tierschutzbundes nach einem Ende der Pelztierzucht.

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