Pelz ist peinlich! Promis erklären weshalb.

Titelthema

Pelz ist peinlich! Promis erklären weshalb.

Mit der Aktion „Pelz ist peinlich“ des Deutschen Tierschutzbund setzen Promis ein Zeichen. Sie erläutern im Interview, weshalb sie die Aktion für so wichtig halten und was jeder Einzelne unternehmen kann, damit keine Tiere in Pelzfarmen leiden müssen.

  • Autor: Nadia Wattad, Redaktion DU UND DAS TIER

Alexander Held, deutscher Schauspieler:

Alexander Held

Alexander Held im Interview zu „Pelz ist peinlich“.

warum ist es für Sie wichtig, sich an unserer Aktion Pelz ist peinlich zu beteiligen?
„Heute kennt man von allem den Preis, von nichts den Wert“, um es mit Oscar Wilde zu sagen. Wertlose Verpackung hat mehr Gewicht als Inhalt. Den Preis zahlen im Zusammenhang mit Mode und Pelz viele Millionen geschundene, gequälte Tiere mit ihrem Leben. Das wird nur allzu gerne ignoriert oder verdrängt. Manchen ist dieser Preis aber auch gar nicht bekannt. Darum unterstütze ich Ihre Aktion.

Was würden Sie sich wünschen, das die Aktion bei den Menschen auslöst?
Abstand vom Kauf entsprechender Pelz-Produkte zu nehmen.

Was sollte oder könnte die Politik in Ihren Augen unternehmen?
Auch die Politik ist aufgerufen, Bewusstsein zu schaffen. Letztlich ist aber der Verbraucher gefordert, Pelz-Produkte abzulehnen und so den Pelz-Handel zum Handeln zu bewegen.

Wie bewerten Sie den Umgang mit Pelz im Einzelhandel?
Gewissenlos, vielleicht auch gedankenlos.

 

Henning Krautmacher, deutscher Sänger und Frontmann der Kölner Gruppe „Höhner“:

Henning Krautmacher

Henning Krautmacher im Interview zu „Pelz ist peinlich“.

Warum ist es für Sie wichtig, sich an unserer Aktion „Pelz ist peinlich“ zu beteiligen?
Das ist nicht die erste Aktion in diesem Zusammenhang, die ich unterstütze. Als ich vor fast 40 Jahren Kenntnis davon bekommen habe, was ein sogenannter Persianer-Mantel ist – dass der aus dem Fell von ungeborenen Schafen hergestellt wird und die Muttertiere dafür getötet wurden, um an das ungeborene Junge heranzukommen –  habe ich mich auch über die quälerischen Methoden zur Gewinnung anderer Pelze informiert. Wenn die Menschen, die auch heute noch Pelz tragen, diese Bilder jemals gesehen hätten, dann würden sie möglicherweise auch sagen: Pelz ist peinlich!
Was würden Sie sich wünschen, das die Aktion bei den Menschen auslöst?
Es wäre wünschenswert, dass sich alle Menschen, die planen einen Pelzmantel oder Ähnliches zu kaufen, sich vorher darüber informieren, welches quälerische Leid vorausgegangen ist.
Wie bewerten Sie den Umgang mit Pelz im Einzelhandel?
Ich selber habe die Erfahrung gemacht, dass nicht nur Verkäufer oder Verkäuferinnen in den Geschäften von den Umständen Kenntnis haben, wie die Pelz-Mode entsteht beziehungsweise woher die flauschigen Felle kommen. Sogar die Einzelhandels-Unternehmer wissen mitunter nicht wieviel Blut an jedem Fell klebt.
Möglicherweise würden einige von den Erwähnten die Tierqual dennoch in Kauf nehmen – aber ich bin mir sicher, dass es auch eine Reihe von Menschen gibt, die den Verkauf dann ablehnen würden.
Was sollte oder könnte die Politik in Ihren Augen unternehmen?
Ich wünschte mir, dass unser Politiker, die gerne der Industrie-Lobby folgen und nur vom Wegfall von Arbeitsplätzen sprechen, wenn es darum geht solche Missstände gesetzlich zu verbieten, endlich umdenken.

 

Dr. Mark Benecke, forensische Entomologie und Kriminalbiologe:

Mark Benecke

Mark Benecke im Interview zu „Pelz ist peinlich“.

Warum ist es für Sie wichtig, sich an unserer Aktion „Pelz ist peinlich“ zu beteiligen?

Weil es Grenzen des Nötigen gibt. Ich verstehe, dass wir mit Tieren nicht immer in völligem Einklang leben können: beim Auto- und Zugfahren sterben im Sommer zehntausende Insekten, manche Materialien können wir leider nicht immer ersetzen, jedes Handy erzeugt für Tiere unbewohnbare Landstriche, Ratten können Silo-Vorräte fressen und es gibt Gegenden, wo es nur wenige bis gar keine veganen Lebensmittel Kennzeichnungen gibt.
Menschen sind keine Engel, Tiere auch nicht, und beide haben strukturelle und persönliche Bedürfnisse. Es gibt aber eine Grenze des sehr leicht vermeidbaren, und die verläuft (a) beim Fleisch essen und (b) beim ebenso sinnlosen Pelze tragen. Diese beiden Mindest-Forderungen kann jeder, absolut jeder, sofort und ohne Nachteil — sondern mit dem Vorteil, dass die Welt dadurch friedlicher und gesünder wird — umsetzen.

Was würden Sie sich wünschen, das die Aktion bei den Menschen auslöst?
Vernunft.  Wir leben im Jahr 2015, nicht 1855, wo es sicher noch in Kanada oder an anderen kalten Plätzen sinnvoll und vielleicht sogar überlebenswichtig war, Pelze zu verwenden. Das ist heute nicht mehr so.

Wie bewerten Sie den Umgang des Einzelhandels mit Pelz?
Ich kenne nur noch ganz wenige, kleine, familiengeführte Pelzhandels-Läden. Die Besitzerinnen sind meist ruhige, nette, hinter der Zeit gebliebene Menschen, die sich freundlich und sozial um andere Dinge kümmern, aber eben in Sachen Pelz nicht hinsehen wollen. Solche Läden sind ein Relikt, das bald aussterben dürfte. Alles andere können die KundInnen regeln, indem sie einfach keine Pelzprodukte mehr kaufen. Es ist nicht das Angebot, sondern die Nachfrage, die hier wirkt.

Was sollte/ könnte die Politik in Ihren Augen unternehmen?
Aufklären. Menschen brauchen manchmal ein bisschen Druck, aber am besten ist Aufklärung.
Es gibt ja gute Kampagnen, die politisch gewollt und von Steuergeldern finanziert sind, beispielsweise derzeit die sehr langfristig angelegte, um jeden Millimeter kämpfende Kampagne gegen sexuell übertragbare Krankheiten. klappt doch! man muss nur dran bleiben.

 

Nina Ruge, deutsche Fernsehmoderatorin:

Nina Ruge

Nina Ruge im Interview zu „Pelz ist peinlich“.

Warum ist es für Sie wichtig, sich an unserer Aktion „Pelz ist peinlich“ zu beteiligen?
Weil wir Menschen, die Tiere lieben, eine besondere Sensibilität für „Bommel“, „Kragen“ und „Stiefelfütterung“ entwickeln müssen. Weil wir auf Paspeln, Litzen und Puschel achten müssen. Denn vielen von uns – und das gilt auch für mich – war lange nicht bewusst, dass Millionen Tiere auf brutalste Weise umgebracht werden, um diese völlig überflüssigen Dekorationen in den Verkauf zu bringen. Damit muss Schluss sein!

Was würden Sie sich wünschen, das die Aktion bei den Menschen auslöst?
Ich wünsche mir, dass jeder Mensch, der ein Herz für Tiere hat, aufsteht und NEIN sagt! NEIN zu modischem Gerümpel, das eine Saison getragen wird und dann achtlos auf dem Müll landet – und auf Qual-Tierhaltung und Horror-Häutung basiert! Ich wünsche mir, dass jeder Mensch, der ein Herz für Tiere hat, sehr bewusst Kleidung wählt, die niemanden leiden lässt: Weder Mensch in Entwicklungsländern, noch Tier noch Umwelt.

Wie bewerten Sie den Umgang mit Pelz im Einzelhandel?
Der Einzelhandel verkauft, was der Kunde will. Wir Konsumenten haben die Macht. Wenn wir diesen Wahnsinn nicht mitmachen, bewusst nichts kaufen, was Tiere leiden ließ, wird das aus den Auslagen verschwinden. Und im Einzelhandel arbeiten bestimmt viele, die darüber sehr glücklich wären ….

Was sollte oder könnte die Politik in Ihren Augen unternehmen?
Ich bin für das Verbot von allem, was Mensch und Tier quält. Ich bin für das Verbot von Pelzen, Pelz-Accessoires, von Gänsestopfleber  und Froschschenkel-„Spezialitäten“, Schildkröten-Suppen und vieles mehr. Doch solche Verbote muss eine Mehrheit der Bevölkerung wollen, unterstützen, gut finden. Sonst werden solche Produkte über dunkle Kanäle vertrieben – und das würde noch größeres Leid bedeuten. Also: „Die Politik“ sollte demokratische Willensbildung fördern – FÜR das Leben. Ist das so schwer?

Bildrechte: Bildrechte: Teaser "Promis Pelz ist peinlich", v.l.n.r.: Nina Ruge (Foto: Nina Ruge), Hannes Jaenicke (Foto: Carsten Sander), Alexander Held (Foto: hgm-press), Stefanie Hertel (Foto: Niki Karnari), Barbara Rütting (Foto: Manuela Liebler), Uta Bresan, Uschi Ackermann, Andrea Volk, Ralf Schmitz (Foto: Jessica Emde, HPR ), Nina Knecht, Bettina Böttinger (Foto: Melanie Grande), Mark Benecke (Foto: Ines Fischer), Torsten Schlosser, Katerina Jacob (Foto: Katerina Jacob), Mitarbeiter des Deutschen Tierschutzbundes, Henning Krautmacher, Ariane Sommer