Autor: Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes
„Ökonomische Zwänge dürften nie dazu führen, dass das Tier zum Abfall werde.“ Ein starker Satz, den Bundesminister Christian Schmidt – per Amt auch Bundestierschutzminister – im letzten Jahr in einem ZDF-„Frontal21 Spezial“ sagte. Leider aber stimmen Worte und Taten nicht überein. Bei aller Anerkennung dafür, dass der Bundesminister versucht, die Fleischbranche zu freiwilligen Veränderungen hin zu mehr Tierschutz zu bewegen: Wenn er den Satz wie oben zitiert ernst meint, dann muss er ordnungspolitisch handeln. Dann ist nicht der Moderator Schmidt gefragt, sondern der Gesetzgeber Schmidt.
Aus welchem anderen Grund als aus „ökonomischem Zwang“ werden denn Zehntausende hochträchtige Milchrinder in die Schlachtung gegeben und damit Zehntausende lebensfähige Kälber brutal getötet? Aus welchem anderen Grund als aus „ökonomischem Zwang“ sind denn Tausende männliche Kälber, die sich nicht zur Mast eignen, auf dem Markt nichts wert und werden somit im jungen Lebensalter geschlachtet? Warum werden Millionen männliche Küken getötet, wenn nicht aus ökonomischen Zwängen?
Was wir feststellen müssen, ist, dass wir eine eklatante Lücke zwischen dem vollzogenen Wertewandel in der Mitte der Gesellschaft und dem Vollzug des Tierschutzgesetzes haben. Dafür ist der Bundesminister, dafür ist die Bundesregierung verantwortlich zu machen. Nochmals: Ja, klar, jeder Schritt, auch der freiwillige, ist anzuerkennen und zu loben, wenn damit ein Mehrwert für Tier und Umwelt verbunden ist. Aber das darf doch einen Gesetzgeber nicht dazu verlocken, seine Pflichten im Nirwana der Freiwilligkeit abzuladen. Dafür ist niemand gewählt und auch niemand ins Kabinett berufen. „ … Das geht nicht und das werden und müssen wir im Vollzug des Tierschutzrechtes ändern“, so endet das oben genannte Zitat des Bundestierschutzministers aus dem letzten Sommer.
Ja, dann tun Sie es auch, Herr Schmidt!
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