Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER
Die Corona-Pandemie hat für einen wahren Haustierboom gesorgt. Gerade viele Hundehalter, die sich in Zeiten von Lockdowns, Homeoffice und Online-Unterricht unüberlegt für ein neues tierisches Familienmitglied entschieden haben, mussten überrascht feststellen, dass die Betreuung eines Tieres mehr Arbeit und Verantwortung bedeutet, als sie zunächst erwartet hätten. Leider hat dies mit den beginnenden Lockerungen auch zu einer Abgabewelle in den Tierheimen geführt. Neben der zu voreiligen Anschaffung begünstigte ein weiterer Faktor diese für die Tiere so traurige Entwicklung: Aufgrund der Corona-Beschränkungen hatten viele Hundeschulen geschlossen. Auch Hundetrainer konnten ihre Dienste nicht wie gewohnt anbieten, um Neu-Hundehaltern professionell zur Seite zu stehen und Wege aufzuzeigen, wie sie und ihr Tier zu einem guten Team werden. Dabei sind solche Erziehungsangebote für die meisten Hundehalter, die Probleme im Umgang mit ihren Schützlingen haben, eine wichtige Unterstützung – und das unabhängig von Spontankäufen. Denn die Profis können beispielsweise helfen, wenn die Tiere permanent an der Leine ziehen, andere Hunde anbellen oder Besucher nicht ins Haus lassen möchten.
In den vergangenen Jahrzehnten sind bundesweit unzählige solcher Erziehungsangebote wie Pilze aus dem Boden geschossen. Hundeschulen und Hundeerzieher gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Allerdings sind nicht alle, die sich als Experten betiteln, auch wirklich welche. „Die Bezeichnung Hundeausbilder beziehungsweise Tiertrainer steht bis heute nicht für einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf. Es gibt daher weder eine bundesweit einheitliche Ausbildungsordnung mit festgelegten Lern- und Prüfungsinhalten noch anerkannte Ausbildungsstätten. So befinden sich leider auch einige schwarze Schafe unter den Hundetrainern“, sagt Dr. Katrin Umlauf, Referentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Deshalb ist es wichtig, bei der Wahl einer Hundeschule auf bestimmte Kriterien zu achten.
Selbstverständlich für eine gute Hundeschule sollte der Einsatz moderner Erziehungsmethoden sein. Bis in die 1990er-Jahre war es noch üblich, Hunde mit physischem und psychischem Druck auszubilden. Diese völlig überholte und wenig Erfolg versprechende Methode schadet der Bindung zwischen Hund und Mensch, aber nichtsdestotrotz ist sie nach wie vor verbreitet. „Hunde, die aus Angst oder Resignation gehorchen, sind keine verlässlichen Partner, sondern im Zweifelsfall tickende Zeitbomben. Druck und Gewalt rufen bei den Tieren genau wie bei uns negative Emotionen hervor“, berichtet Umlauf. Zwar müssen die Betreiber von Hundeschulen gemäß Tierschutzgesetz über einen Sachkundenachweis verfügen, den die zuständige Veterinärbehörde ausstellt, doch die Kriterien dafür sind bisher nicht einheitlich. „Noch immer arbeiten manche Hundeerzieher ohne jegliches Fachwissen mit tierschutzwidrigen Methoden und Hilfsmitteln. So kann es passieren, dass sie den Hund erst zum Problemhund machen“, warnt Umlauf. Das Ziel dürfe keinesfalls sein, dass der Hund den Menschen fürchte, sondern dass Hund und Mensch ein Team werden. Dies gelinge sehr viel nachhaltiger durch positive Verstärker wie ausgiebiges Lob und Futter oder Spielzeug zur Belohnung, erklärt die Expertin. „Der Hund lernt mit guten Emotionen, ist motiviert bei der Sache und die Bindung zwischen ihm und seinem Halter festigt sich.“
Um solche erfahrenen, nach modernen Methoden erziehenden Hundetrainer zu erkennen, hilft es, wenn sie unter anderem langjährige Praxiserfahrungen in der Arbeit mit Hunden nachweisen können, regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen und eine Ausbildung mit den Schwerpunkten Verhalten und Erziehung absolviert haben. Vergewissern Sie sich – gute Schulen bieten oft auch Schnupperstunden an –, dass die Trainer gemeinsam mit Hund und Mensch arbeiten. „Dabei sollten sie die Halter aktiv mit einbinden, ihnen das Verhalten erklären, das sie beobachten, und dabei sachlich und verständlich ihre jeweilige Vorgehensweise darlegen“, sagt Umlauf. Um individuell auf das Tier eingehen zu können, würden sich qualifizierte Erzieher auch vorab über den Gesundheitszustand und die Vorgeschichte des Hundes informieren.
Hundehalter, die merken, dass sie Assistenz bei Erziehung und Training benötigen, sollten sich am besten so früh wie möglich an eine Hundeschule wenden. „Je länger Besitzer warten, desto schwerer ist es, dem Tier unerwünschte Aktionen wieder abzugewöhnen“, erläutert Umlauf. Leider warteten viele Halter zu lange oder gäben ihren Hund ab, wenn die Erziehung sie überfordere und sie nicht mit ihm zurechtkämen. Stattdessen können kompetente und engagierte Hundetrainer dabei helfen, Tiere nicht nur in Corona-Zeiten vor dem Tierheim zu bewahren, indem sie Halter dabei unterstützen, das Verständnis und Verhältnis zwischen ihnen und ihrem Hund zu verbessern.
Viele weitere Tipps und Details, wie sie gute Hundetrainer erkennen, finden Sie in der Broschüre „Kriterien einer guten Hundeschule – Hunde richtig erziehen“.