Hochwasserkatastrophe

Mit vereinten Kräften

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Hochwasserkatastrophe

Mit vereinten Kräften

Nach den ungeheuren Naturgewalten, die im Juli ganze Landstriche verwüstet haben, leisteten auch Tierretter wichtige Katastrophenhilfe. Tag und Nacht kämpften sie um das Leben vermisster, eingeschlossener und verletzter Tiere. Damit sie sich voll auf ihren dringend benötigten Einsatz konzentrieren konnten, unterstützte sie der Deutsche Tierschutzbund – logistisch, politisch und finanziell.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Welche Kraft Wasser entfalten kann, erlebten Mensch und Tier in den Katastrophengebieten. Das Ausmaß der Zerstörung an der Ahr schockierte auch erfahrene Tierretter, die Tag und Nacht um das Leben von Tieren in Not kämpften.

Es sind Bilder, die heute noch sprachlos machen und bundesweit Betroffenheit, aber auch große Solidarität auslösten. Als Starkregen Bäche und Flüsse in West- und Süddeutschland in reißende Ströme verwandelte, die mit ungeheurer Wucht ganze Orte fluteten, verloren viele Menschen ihr Leben. Die Wassermassen zerstörten Existenzen, Häuser – einfach alles. Tag und Nacht waren Rettungs- und Hilfskräfte im Einsatz, die bis an ihre körperlichen und psychischen Grenzen gingen. Tierschützer machten sich ebenfalls auf den Weg in die Krisenregionen. Denn die Katastrophe traf auch zahlreiche Tiere, von Haustieren über Pferde und Rinder bis hin zu Wildtieren – sie wurden von der Urgewalt des Wassers mitgerissen, eingeschlossen oder verletzt. Die Helfer befreiten sie aus Wohnungen oder retteten sie vor dem Ertrinken. Gleichzeitig stellte das Hochwasser auch die ortsansässigen Tierschützer vor enorme Herausforderungen. Das Bad Bodendorfer Tierheim wurde zerstört, das Tierheim Solingen musste evakuiert werden und in mehreren anderen Tierheimen fiel der Strom aus. Mitarbeiter des Deutschen Tierschutzbundes unterstützten die Hilfskräfte dabei, kurzfristig eine Infrastruktur aufzubauen, die die Grundversorgung der Tierretter und Tiere ermöglichte.

Basisstation und Hotline eingerichtet

An der Ahr errichtete der Verband schnell eine Basisstation für die Tierretter, mit Lager-, Schlaf- und Sanitärcontainern sowie einem Zelt mit Feldbetten und weiteren Hilfsmitteln. Er organisierte Stromgeneratoren, Arbeitskleidung und Frischwasser und finanzierte die Tierrettung für einen gewissen Zeitraum, um die Tierversorgung im Hochwassergebiet weiter aufrechtzuerhalten. Er stellte Sachspenden zur Tierversorgung zur Verfügung, informierte auf der Website tierheime-helfen.de aktuell über Hilfsangebote und schaltete eine zentrale Hotline für Notfälle. Über diese vermittelten die Mitarbeiter betroffene Anrufer oder Finder von hilfsbedürftigen Tieren an Tierretter, Tierheime oder Tierärzte. Auch FINDEFIX, das Haustierregister des Deutschen Tierschutzbundes, hat von Tag eins an alles getan, um Tiere und ihre Halter wieder zu vereinen. Das Team verteilte Lesegeräte zur Identifizierung von Haustieren an die Tierretter, verglich Meldungen von vermissten und gefundenen Tieren mit Postings in den sozialen Netzwerken und ließ nichts unversucht, auch Tierhalter in den Gebieten ohne funktionierendes Festnetz zu erreichen. „Tierretter haben in dieser Zeit der Not Übermenschliches geleistet, um Tierhaltern und Tieren zu helfen“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes: „Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, um sie bestmöglich schnell und unbürokratisch zu unterstützen.“ So konnten sich die professionellen Tierretter, die rund um die Uhr im Einsatz waren, darauf konzentrieren, Tiere zu bergen und zu versorgen und Tierhalter mit dem Nötigsten auszustatten.

„Die Bilder aus den Flutgebieten treffen mich ins Herz.
Der Mensch braucht Tiere und die Tiere brauchen ihre Menschen.
Helft den Tierrettern.“

– Wolfgang Petersen, Filmregisseur, rief kurz nach der Katastrophe zu Spenden auf

Auf politischer Ebene setzte sich der Deutsche Tierschutzbund ebenfalls für die Helfer ein, damit sie ihre dringend benötigte Arbeit überhaupt aufnehmen konnten. Denn Krisenstäbe und die Einsatzkräfte vor Ort hatten ihnen in der unübersichtlichen Lage zunächst den Zugang zu den betroffenen Gebieten aus Sicherheitsgründen verwehrt. Der Verband wandte sich daher gemeinsam mit seinen Landesverbänden an die Innenminister der betroffenen Bundesländer. Sie machten darauf aufmerksam, dass die Tierretter „ausgebildete Fachleute sind, die Tiere einfangen und an Tierheime übergeben, wo sie versorgt werden und ihre Besitzer sie abholen können. Sie beseitigen auch Kadaver, wodurch sie einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Krankheiten und der Verseuchung des Trinkwassers leisten.“

Tanja Handt, Mitarbeiterin des Deutschen Tierschutzbundes, übergibt Futterspenden für Kleintiere an Thomas Kirschnick von Hunde SOS Oberberg. Der Verein hat sich auch für Opfer der Flutkatastrophe engagiert.

Enorme Hilfsbereitschaft, die bewegt

Bitte helfen Sie

Der Deutsche Tierschutzbund unterstützt Tierrettungsorganisationen und Tierheime in Notfallsituationen. Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Spende, damit wir ihnen weiterhin zur Seite stehen können.

tierschutzbund.de/hochwasserhilfe-fuer-tiere

Tierschützer und Tierärzte reisten aus ganz Deutschland an, um zu helfen. Während der Landestierschutzverband Hessen sein Kastrationsmobil als Behandlungswagen auslieh, sendeten Deutscher Tierschutzbund Landesverband Bayern, Deutscher Tierschutzbund Landesverband Schleswig-Holstein und die Tierrettung Bayreuth Hilfslieferungen. „Die Solidarität und Hilfsbereitschaft unter Tierfreunden ist enorm. Sie bewegt uns sehr. Zusammen mit den Tierschutzvereinen haben wir versucht, jedem einzelnen Tier in Not Hilfe zu ermöglichen und auch Totfunde zu identifizieren, damit ihre Halter zumindest Gewissheit haben“, so Schröder. Sowohl in den Notunterkünften als auch in den betroffenen Gebieten erlebten die Tierschützer die Verzweiflung unzähliger Tierhalter. Bis zu 500 E-Mails gingen täglich beim Tierheim und Tierschutzverein Kreis Ahrweiler ein. Auch in Trier, wo die Feuerwehr allein in einer Nacht mehr als 60 Haustiere rettete und an die Helfer im Tierheim des Tierschutzvereins Trier und Umgebung übergab, baten immer wieder Halter um Hilfe. „Viele Tiere litten an Vergiftungen und mussten sofort in die Klinik“, erzählt Inge Wanken, Vorsitzende des Mitgliedsvereins des Deutschen Tierschutzbundes. Diese hatten sie sich im Schlamm zugezogen, in den sich Heizöl und Treibstoff aus Kellern und Autos gemischt hatte.

Kostenübernahme in der Not

Die größte Motivation für alle Helfer: Erfolgserlebnisse wie die Rettung eines Kalbs durch die Feuerwehr in Xanten.

Menschen, die ihr Hab und Gut verloren haben, konnten wichtige Medikamente für ihre Tiere nicht mehr bezahlen. In diesen Fällen haben viele Tierheime dies übernommen oder die Tiere vorübergehend versorgt und Tierarztkosten beglichen. „Das war selbstverständlich. In einer solchen Ausnahmesituation mussten wir helfen“, sagt Wanken, obwohl die Tierheime durch die Coronapandemie zum großen Teil ihre finanziellen Rücklagen aufgezehrt haben. „Trotzdem wurde auch nach der Flutkatastrophe kein Tier im Stich gelassen. Tierschützer halfen, waren dabei aber selbst auf Hilfe angewiesen“, betont Thomas Schröder. Darum hat der Deutsche Tierschutzbund an das Tierheim Trier – und andere gemeinnützige Einrichtungen, die von betroffenen Haltern aufgesucht wurden – Zuschüsse vergeben. Solche Notfallhilfen sind nur mit den Spenden und Mitgliedsbeiträgen der Tierfreunde sowie Partnern und Unterstützern des Verbandes möglich, die einen enormen Beitrag leisten, das Leid der Tiere zu lindern. „Dafür möchten wir uns ganz herzlich bedanken“, sagt Schröder und ergänzt: „Wir beim Deutschen Tierschutzbund denken intensiv über Maßnahmen nach, vor allem präventiver Natur. Der Bedarf an Hilfe nach dieser Flut wird noch lange andauern.“

Für den Ernstfall

  • Viele Tierbesitzer machen sich sicherlich Sorgen und Gedanken, wie sie sich auf eine (Natur-)Katastrophe mit Haustier vorbereiten können: Sie können versuchen, für einen Katastrophenfall, so gut es geht, Vorsorge zu treffen. Wichtig ist zum Beispiel, ein geeignetes Transportbehältnis im Haus zu haben, um das Tier sicher mitnehmen zu können – wie eine Box für die Katze, das Kaninchen oder die Vögel. Idealerweise sollten Sie die Tiere an die Box gewöhnen, indem sie sie beispielsweise als Schlafmöglichkeit im Alltag integrieren. Viele weitere Antworten auf Fragen, beispielsweise worauf Sie achten sollten, wenn Sie eine Notfalltasche packen, wie Sie sich auf eine Evakuierung vorbereiten, bei der Sie womöglich die Tiere zurücklassen müssen, aber auch wie Sie sich verhalten sollten, wenn Sie ein verlassenes Haus- oder Wildtier entdecken, finden Sie unter
    tierheime-helfen.de/hochwasser-faqs

Bildrechte: Artikelheader: iStock – Samuel Maciel (Hund); Fotos: Dogman Tierhilfe e.V. (Tierretter vor Trümmern); Freiwillige Feuerwehr Xanten (Kalb); Deutscher Tierschutzbund e.V. (Fledermaus, Laster mit Sachspenden, Futterspende Mann/Frau, Frischwasserlieferung ); Deutscher Tierschutzbund e.V. – Bernd Schaller (Verladen von Futter in der Basisstation, Aufbau Basisstation, Huhn in der Basisstation); Fortuna helping hearts Foundation e.V. (Futterspende Frauen, Hühner); Carla Winhausen (Kaninchen)