Rindern werden immer noch ohne Betäubung die Hörner abgeschnitten, Ferkeln bei vollem Bewusstsein die Hoden amputiert, Legehennen, Puten und Moschusenten wird der Schnabel gekürzt – das Deutsche Tierschutzgesetz ist grausam. Für viele Tiere wie beispielsweise Puten gibt es noch nicht einmal Haltungsvorgaben. Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes ist es längst überfällig, das Leben für die Tiere in der Landwirtschaft erträglicher zu machen.
Im dem vom Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, Christian Schmidt (CSU), initiierten Kompetenzkreis Tierwohl sollten die meisten der diskutierten Tierschutzfragen oder möglichen Maßnahmen erörtert und Lösungsansätze erarbeitet werden. Eine weitere Aufgabe der im Kompetenzkreis befindlichen Experten aus Wissenschaft, Praxis, gesellschaftlichen Gruppen und Verbänden war es, die Umsetzung der Tierwohl-Offensive dialogisch und strukturell zu begleiten. Im September wurde schließlich der Abschlussbericht „Eine Frage der Haltung“ aus dem Kompetenzkreis Tierwohl vorgestellt.
„Ganz sicher hat die Initiative viele notwendige Debatten auch in der Gesellschaft angestoßen. Das gilt es anzuerkennen. Der Minister hat beim Start der Initiative vor zwei Jahren aber versprochen, dass der Gesetzgeber handeln wird, wenn die von ihm geforderte verbindliche Freiwilligkeit der Tiernutzer den Tierschutz nicht verbessert und die Ergebnisse nicht ausreichen. Festzuhalten bleibt nach Vorlage des Berichts und nach den zwei Jahren Diskussionen, dass die freiwilligen Vereinbarungen dünn gesät sind. Es bleiben viele gesetzgeberische Lücken in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Daher muss es nun für Christian Schmidt heißen: Die Zeit des Redens ist vorbei, jetzt ist die Zeit des Handelns“, so Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Auch wenn aus Tierschutzsicht weitergehende Maßnahmen wünschenswert gewesen wären – der Kompetenzkreis hat viele konkrete Lösungen erarbeitet: Ein staatliches Tierschutzlabel wird empfohlen; positiv bewertete er auch die Forderung nach einer nationalen Nutztierstrategie, mit der Transparenz und Planungssicherheit für Landwirte gewährleistet und mit der dem gesellschaftlichen Wunsch nach mehr Tierschutz im Stall Rechnung getragen würde.
Ebenfalls positiv bewertete Schröder die im Bericht beschriebene Abkehr von der Zucht auf Höchstleistungen. Zudem unterstrich er die geforderte größere Sachkunde in der landwirtschaftlichen Tierhaltung auf allen Ebenen. „Die Diskussionen zwischen den Mitgliedern im Kompetenzkreis aus verschiedensten Interessengruppen waren erfreulich konstruktiv und lösungsorientiert. Umso mehr muss der Bundesminister den konkreten Vorschlägen Beachtung schenken“, so Schröder.
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