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Frühlingsboten in Not

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Frühlingsboten in Not

Keine Amphibienart hierzulande muss auf ihren Wanderungen derart Kopf und Kragen riskieren wie die Erdkröte. Der Großteil der Population stirbt auf den Straßen, die ihre Wege kreuzen.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

Was gibt es nicht alles für Frühlingsboten? Narzissen und Krokusse läuten das Ende des Winters ein, Amsel, Drossel, Fink und Star haben gar ihr eigenes Volkslied. Weniger beachtet werden die Erdkröten. Womöglich liegt es an der warzigen Haut der größten einheimischen Kröte. Dabei ist sie derzeit voll aktiv. Mit steigenden Temperaturen verlassen die Tiere in Scharen ihre Winterquartiere und wandern zu den Laichplätzen. Dabei folgen die Erdkröten ihrem Instinkt, ihrem Gehör und ihrem Geruchssinn. Sie orientieren sich aber auch am Erdmagnetfeld. Vielerorts müssen sie auf ihrer Route Landstraßen überqueren. Das endet meistens tödlich. Behörden veranlassen während der Wanderungen zwar vereinzelt nachts die Sperrung von Straßen oder untertunneln neugebaute. Trotzdem schätzen manche Experten, dass noch immer bis zu 90 Prozent der Population bei der Wanderung sterben. „Dies lässt sich nicht ohne Weiteres bestätigen. Es ist aber sicher so, dass die Erdkröten am häufigsten und schwersten vom Verkehrstod betroffen sind, da sie von allen hiesigen Amphibien die weitesten Wege zurücklegen“, sagt Denise Ritter, Referentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. Sie fordert Tunnel unter allen neuen Straßen, da sie die Kröten, andere Tierarten und ehrenamtliche Helfer schützen würden, die den Tieren nachts über die Straße helfen.

Katharina Onkes (16) ist Tierschützerin aus Niedersachsen. Sie hat bereits als Achtjährige Kröten geholfen und leitet heute eine eigene Amphibienschutzgruppe. Dafür hat sie 2017 den Adolf-Hempel-Preis, den Jugendtierschutzpreis des Deutschen Tierschutzbundes, erhalten.

Helfen Sie mit, die Tiere zu schützen

Damit die Tiere, die streng geschützt sind, eine Chance haben, sollten Auto- und Motorradfahrer vermehrt im März und April vor allem in der Dämmerung und nachts auf Strecken mit Amphibienwanderungen nicht schneller als Tempo 30 fahren. Ansonsten können sie die Kröten und andere Lurche überfahren oder durch den Strömungsdruck töten, der zu inneren Verletzungen führen kann. Darüber hinaus errichten Tierschützer bundesweit Krötenzäune an Straßen und tragen die Tiere in Auffangeimern über die Straße. Den vielen ehrenamtlichen Tierfreunden verdanken Hunderttausende Amphibien ihr Leben und die Chance, für Nachwuchs zu sorgen. Möchten auch Sie sich für den Schutz der Art einsetzen? Dann melden Sie sich bei Ihrem örtlichen Tier- oder Naturschutzverein.

Bildrechte: Artikelheader: Pixabay; Artikelbild: Katharina Onkes