Ein Festival für den Tierschutz

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Ein Festival für den Tierschutz

Die Organisatoren des ersten Tierschutz-Festivals in Berlin bewiesen ein Händchen für eine rundum gelungene Veranstaltung.

  • Autor: Nadia Wattad, Redaktion DU UND DAS TIER

Musik, leckeres Essen und Sonnenschein stellen die perfekte Basis für ein gelungenes Festival dar. Und wenn dann noch die Motivation der Festival-Besucher nicht ausschließlich darin besteht, Bands spielen zu sehen, sondern auch darin, den Tierschutz zu unterstützen, kann es sich nur um ein besonderes Event handeln. Die Rede ist vom ersten Tierschutz-Festival, zu dem der Deutsche Tierschutzbund zusammen mit dem Tierschutzverein für Berlin und dem Bundesverband Tierschutz in das beeindruckende Ambiente der Kulturbrauerei in die Hauptstadt eingeladen hat.

V. l. n. r.: Dr. Jörg Styrie, Geschäftsführer vom Bundesverband Tierschutz, Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Ines Krüger, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins für Berlin und Radiomoderator Maurice Gajda begrüßen die Besucher des Tierschutz-Festivals.

Anlass war der Internationale Tag des Versuchstiers am 24. April, an dem viele Tierschutzorganisationen an die ethische Problematik, fühlende Lebewesen als Messinstrumente oder „Krankheitsmodelle“ zu missbrauchen, erinnern. Die Grußworte sprachen Ines Krüger vom Tierschutzverein für Berlin, die zusammen mit Radiomoderator Maurice Gajda durch den gesamten Tag führte, Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, und Dr. Jörg Styrie, Geschäftsführer vom Bundesverband Tierschutz. „Ich freue mich, heute wieder ein Zeichen zu setzen für Tiere, die keinen Preis, sondern einen Wert haben, und das gilt besonders für die Tiere in Tierversuchen“, so Schröder.

Debatten um den Tierschutz

Dr. Robert Landsiedel, BASF SE Ludwigshafen, (links) und Roman Kolar, stellvertretender Leiter der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes, diskutieren über Alternativmethoden zu Tierversuchen, moderiert von Ines Krüger, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins für Berlin.

Dr. Robert Landsiedel, BASF SE Ludwigshafen, (links) und Roman Kolar, stellvertretender Leiter der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes, diskutieren über Alternativmethoden zu Tierversuchen, moderiert von Ines Krüger, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins für Berlin.

Neben dem vegan-vegetarischen kulinarischen Angebot, den Musikern und zahlreichen Ständen lockten auch die Expertengespräche rund um den Tierschutz auf den Hof der Kulturbrauerei. Roman Kolar, stellvertretender Leiter der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes, diskutierte mit Dr. Robert Landsiedel von der BASF SE Ludwigshafen über das Thema Tierversuche. Kolar betonte, dass viel mehr Untersuchungen mithilfe tierversuchsfreier Methoden stattfinden müssten. Verwende man dabei menschliche Zellen und Gewebe, zum Beispiel von freiwilligen Spendern, ließen sich die Ergebnisse auch besser auf den Menschen übertragen.

„Wenn es um die menschliche Gesundheit geht, sind Tiere kein perfektes Modell. Eine Ratte hat einen komplett anderen Stoffwechsel. Sie besitzt unter anderem eine Leber, die viele Stoffe verarbeiten und abbauen kann. Werden ihr giftige Stoffe vorgesetzt, hat sie daher eine ganz andere Toleranz als der Mensch“, so Kolar. Mit Multiplikationsfaktoren würde dann versucht, dies auszugleichen. „Das ist eine relativ primitive Umrechnungsmethode, die uns nur sehr begrenzt Aufschluss darüber geben kann, wie eine spezielle Substanz beim Menschen wirkt“, urteilte Kolar.

In einer weiteren Expertenrunde mit James Brückner, Referent für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund, und Dr. Julia Kögler, stellvertretende Geschäftsführerin des Verbands der Zoologischen Gärten, ging es vornehmlich um die Haltung von Wildtieren in Zoos.

James Brückner im Expertengespräch.

James Brückner, Referent für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund, im Expertengespräch.

„Gerade Eisbären gehören zu den Tieren, deren Ansprüche ein Zoo nicht erfüllen kann. Kein Gehege kann den Tieren ausreichend Platz oder Beschäftigung bieten“, so Brückner. Viele erwachsene Tiere zeigten dann in der Konsequenz Verhaltensstörungen, wie zum Beispiel ein ständiges Auf- und Ablaufen. Ebenso kritisch sei die Haltung von Menschenaffen zu sehen, die schon aus ethischen Gründen fragwürdig sei.

Musikalische Unterhaltung

Zwischen den Expertengesprächen sorgten Bands für Stimmung. Den Anfang machte der Künstler Okan Frei, gefolgt von Berge, Balbina, die sich über das Projekt „Musik bewegt“ für das Tierschutzzentrum des Deutschen Tierschutzbundes in der Ukraine einsetzt, und Teesy. Der Großteil der Musiker spendete dem Verband seine Gage. Dass die Musik gut ankam, zeigte die Resonanz der Besucher, die mitsangen und begeistert applaudierten. „Ich bin über die Plakate auf das Tierschutz- Festival aufmerksam geworden. Ich selbst bin Vegetarierin und achte sehr darauf, was ich esse. Das Tierschutz-Festival ist eine tolle Idee“, so Hildburg Vormbrock-Thier aus Berlin.

In der dritten, politisch besetzten Talkrunde mit dem Tierschutzbeauftragten Berlins, Professor Horst Spielmann, Philipp Magalski (Piraten), Marion Platta (Die Linke), Daniel Buchholz (SPD) und Claudia Hämmerling (Bündnis90/Die Grünen) ging es unter anderem um das umstrittene Hundegesetz und die Rasseliste. Heiß diskutiert wurde die Forderung nach einer Katzenverordnung. Der Tierschutzverein für Berlin geht mit gutem Beispiel voran und stellt alleine für die Kastration von Katzen bedürftigen Berliner Bürgern 50.000 Euro zur Verfügung.

Auch an die jugendlichen Besucher wurde gedacht. Carolin Spicher und Tilo Weber vom Deutschen Tierschutzbund beantworteten deren zahlreiche Fragen am Stand. „Viele waren überrascht, dass auch Versuche mit Affen, Hunden und vor allem Fischen durchgeführt werden“, so Spicher. Bis zum Abend war der Hof der Kulturbrauerei gut gefüllt. Die Besucher standen an den Ständen Schlange, führten Gespräche und zeigten großes Interesse. Der gute Auftakt bestärkte die Organisatoren darin, ein solches Festival auch im nächsten Jahr anzubieten.