Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER
Noch ahnen die fünf Braun- und Kragenbären nicht, was bald ansteht – sie freuten sich nur über die leckeren Paprika, Äpfel und Nüsse, mit denen ihre Tierpfleger sie am letzten Patentag im Anholter Bärenwald verwöhnten. Bei einigen der Bären-Paten war hingegen etwas Wehmut zu spüren. Denn wenn sie ihre Schützlinge weiterhin besuchen möchten, müssen viele von ihnen zukünftig einen weiten Weg zurücklegen. Im September ziehen Maya, Mascha, Ronja, Balou und Serenus nämlich vom nordrheinwestfälischen Isselburg an die Ostsee in das Tier-, Natur- und Jugendzentrum Weidefeld des Deutschen Tierschutzbundes. Da der Pachtvertrag im Anholter Bärenwald Ende des Jahres ausläuft, schafft der Verband dort ein schönes neues Zuhause für das Quintett. Viele Paten aus dem Umkreis nutzten daher nochmal die Gelegenheit, die Bären aus nächster Nähe zu sehen.
„Ich wohne in Mönchengladbach und komme ungefähr einmal pro Monat hierher“, sagt Hildegard Pannen, die früher dem Vorstand der International Bear Federation (IBF) angehörte. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Tierschutzbund hat die IBF bislang das Bärenschutz-Projekt betrieben. Ganz so oft werde sie die Bären leider nicht mehr sehen können, wenn sie in Weidefeld leben, so Pannen. Doch sie plant bereits ihren Urlaub an der Ostsee im nächsten Jahr. Da sie ausgiebig Zeit mit den Bären verbracht und sie häufig fotografiert hat, kennt sie jeden von ihnen mitsamt der jeweiligen Unterscheidungsmerkmale und Eigenschaften sehr gut. Besonders ans Herz gewachsen ist ihr Kragenbär Balou. „Er nimmt oft eine ganz typische Sitzposition ein und hält dabei den Kopf hoch, als würde er die Sonne genießen“, sagt Pannen mit einem Lachen. Doch so gemütlich und friedfertig er meistens wirkt, zeigt er sich manchmal auch von der etwas kratzbürstigeren Seite – zum Beispiel, wenn Fütterungszeit ist: Als die Tierpfleger den Bären am Patentag frisches Obst, Gemüse und Nüsse gaben, fauchte er kurz seinen Halbbruder Serenus an, damit dieser ihm ja nichts wegschnappt.
Auch Braunbärin Mascha ging ihrer dominanteren Schwester Ronja lieber aus dem Weg. „Im Frühjahr nach der Winterruhe ist es schon mal etwas schwieriger zwischen den beiden“, sagte Tierpflegerin Sandra Ebbeskamp. „Bald beginnt aber die Paarungszeit, dann sind sie wieder verträglicher.“ Die Fünfte im Bunde ist die etwas schüchternere Maya. „Sie macht beim Klickertraining am besten mit“, so Ebbeskamp. Mithilfe dieses Trainings gewöhnen die Tierpfleger die Bären zurzeit an die großen Boxen, in denen sie demnächst nach Weidefeld transportiert werden.
„Ich weiß, dass das heute für Sie ein schwerer Tag ist“, sagte Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes zu den Besuchern und Tierpflegern. „Aber Sie können sich sicher sein: Es wird den Bären weiterhin gut gehen. Wenn sie in Weidefeld ankommen, werden sie als erstes die Meeresbrise in der Nase haben.“ Auch Evelyn Vos-Kramer, Vorsitzende der IBF, fand tröstende Worte: „Es ist kein Abschied, sondern ein Neuanfang.“ Schröder bedankte sich sowohl bei ihr und ihrem gesamten Team für das langjährige Engagement als auch bei den Paten und Förderern für die Unterstützung. Zum Jahresende löst sich der IBF auf – dann übernimmt der Deutsche Tierschutzbund die Bären komplett. Zu guter Letzt richtete Schröder noch einen Appell an die Besucher: „Bleiben Sie den Bären treu.“ Ein Wunsch, dem sicherlich viele Bärenfreunde nachkommen werden.
Bildrechte: Deutscher Tierschutzbund e.V./Nadine Carstens