News der Woche: Botswana verärgert über mögliche Einschränkungen beim Import von Jagdtrophäen

Gaborone – Botswanas Präsident Mokgweetsi Masisi hat damit gedroht, Deutschland 20.000 Elefanten zu schicken. Mit diesem bizarren und medienwirksamen Angebot kritisiert er Bestrebungen auf EU-Ebene, die Genehmigungspflicht für Jagdtrophäen geschützter Arten auszuweiten. Bundesumweltministerin Steffi Lemke von den Grünen möchte den Import gemeinsam mit anderen EU-Staaten erschweren, um gefährdete Tierarten zu schützen. Masisi befürchtet, dass ein mögliches Verbot seinem Land schade und die Armut fördere. Die „Überpopulation“ der Elefanten in seinem Land sei bedrohlich, da die Tiere Menschen angreifen, Dörfer verwüsten und Ernten vernichten, so Masisi. Jagen sei seiner Ansicht nach ein wichtiges Mittel, um die Zahl der Tiere zu kontrollieren. In Botswana leben derzeit etwa 130.000 Elefanten. Dort sind die Bestände in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund von Schutzprogrammen stabil geblieben. In anderen afrikanischen Ländern steht es sehr viel schlechter um die Dickhäuter. Sie gehören weltweit zu den bedrohten Arten.

Kein Mittel zur Armutsbekämpfung

Tatsächlich geht es bei den Diskussionen weder in der EU noch in Deutschland um ein Importverbot für Jagdtrophäen von Elefanten. Diese unterliegen bereits jetzt einer Genehmigungspflicht. Ohnehin ist das Argument, ein Import-Verbot von Jagdtrophäen nach Deutschland würde Botswana wirtschaftlich schaden, fadenscheinig. Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Trophäenjagd ökonomisch weitgehend unbedeutend ist. Im Durchschnitt beträgt der Beitrag der Jagdindustrie zum Bruttoinlandsprodukt acht afrikanischer Staaten nur 0,03 Prozent. Da die Jagden oft auf privatem Farmland stattfinden, kommen maximal drei Prozent der durch Trophäenjagd generierten Einnahmen bei der Bevölkerung in den ländlichen Kommunen an. Vielmehr profitieren Anbieter*innen von Jagdreisen sowie Jagdfarmbesitzer*innen von der brutalen Praxis. Deutschland ist der zweitgrößte Importeur von Jagdtrophäen bedrohter und geschützter Arten weltweit (wir berichteten in DU UND DAS TIER, Ausgabe 1/2023). Allein 2022 kam Deutschland auf insgesamt 538 importierte Jagdtrophäen von Tieren geschützter Arten. Aus Botswana stammen diese allerdings nur selten: Von 2019 bis 2023 registrierte das Bundesamt für Naturschutz lediglich 22 Einfuhrvorgänge von Jagdtrophäen geschützter Arten aus Botswana.

Tierquälerisches Hobby

Der Deutsche Tierschutzbund lehnt die Trophäenjagd unabhängig davon, in welchem Land sie stattfindet, entschieden ab. Bei dieser Form der „Jagd“ zielen Menschen aus Vergnügen auf oftmals geschützte Wildtierarten, um deren Körperteile wie Stoßzähne, Hörner oder auch ganze Köpfe als Trophäen zu behalten. „Oft schießen Jäger*innen dafür alte und besonders große Tiere. Damit greifen sie massiv in die Altersstruktur der Wildpopulationen ein und gefährden ihr funktionierendes soziales Gefüge“, sagt James Brückner, Leiter der Abteilung Wildtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Zum Beispiel gehen wichtige Informationen über Nahrungsquellen, Wanderrouten und Sozialverhalten, die über Generationen hinweg weitergegeben wurden, durch die Tötung älterer, besonders erfahrener Tiere verloren. Der Verband begrüßt ausdrücklich, dass Deutschland sich nun für die Einschränkung der Einfuhr von Jagdtrophäen ausspricht – so hatte der Deutsche Tierschutzbund bereits 2021 zusammen mit weiteren deutschen Natur- und Tierschutzverbänden ein Forderungspapier zur Trophäenjagd im Ausland vorgelegt. Darin wird betont, dass diese Praxis ethisch nicht vertretbar ist und grundlegenden Zielen des Natur-, Arten- und Tierschutzes widerspricht. Nichtsdestotrotz ist die Trophäenjagd im Ausland bei deutschen Jäger*innen nach wie vor sehr beliebt. Hierzulande werben Reiseveranstalter*innen mit einer Abschussgarantie für beispielsweise Eisbären, Löwen oder Elefanten. Hobbyjäger*innen können dabei mitunter ohne jegliche Schießfertigkeit auf Wildtiere zielen. Diese erleiden meist lange Qualen, bis sie schlussendlich sterben. „Importbeschränkungen, die die Trophäeneinfuhr endgültig beenden, wären längst überfällig“, so Brückner. Konkrete Vorschläge für strengere Regelungen seitens der Bundesregierung liegen aktuell jedoch nicht vor.

(© Symbolfoto: Unsplash – Antelope Park (Elefant))

 

 

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