Was bedeutet das Tierschutzlabel für …

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Was bedeutet das Tierschutzlabel für …

Betriebe, die Schweine, Hühner und Kühe nach den Kriterien des Tierschutzlabels „Für Mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes halten, erfüllen Tierschutzstandards, die weit über gesetzliche Anforderungen hinausgehen. DU UND DAS TIER zeigt, wie sich das genau für die Tiere auswirkt.

  • Autor: Joscha Duhme, Redakteur DU UND DAS TIER

… Schweine?

„Wenn man sich die Schweine anschaut, sieht man, wie zufrieden sie sind“, merkt Peter Baureis an. Sein Landwehrhof Baureis in Schrozberg in Baden-Württemberg ist mit der Premiumstufe des Tierschutzlabels „Für Mehr Tierschutz“ zertifiziert. Seine 1.500 Mastschweine haben im Vergleich zu konventionellen Ställen doppelt so viel Platz. In der Einstiegsstufe ist es etwa die Hälfte mehr. „Wir stellen ihnen mehrmals täglich Stroh zur Verfügung“, verrät der Landwirt. So haben die Schweine immer etwas zu tun. Denn auch Beschäftigungsmaterial gehört in beiden Stufen, ähnlich wie die Kastration ausschließlich unter Betäubung oder bequeme Liegeflächen, zu den Vorgaben des Labels für Schweine. In der Premiumstufe erhalten alle Schweine Auslaufmöglichkeiten ins Freie.


 

… Milchkühe?

Der Gesetzgeber macht keine Vorgaben für die Fütterung sowie die Anzahl und Beschaffenheit der Ruhezonen für Milchkühe. Das Tierschutzlabel schreibt in der Einstiegs- und Premiumstufe vor, dass jede Kuh eine eigene Liegebox mit Einstreu vorfindet und das Futter nicht gentechnisch verändert sein darf.

3 Fragen an Thomas Lindner

80 Milchkühe hält der Landwirt aus Bayern in seinem mit der Premiumstufe zertifizierten Betrieb.

Wieso haben Sie sich für die Haltung nach Kriterien des Tierschutzlabels entschieden?

Wir sind beim Tierschutzlabel mit dabei, weil wir durch das Angebot unserer Molkerei und die Unterstützung des Deutschen Tierschutzbundes die Bereiche Tierschutz, Weidehaltung und Ammenkuhhaltung viel stärker ausbauen konnten.

Welche Vorteile spüren Sie als Tierhalter durch das Tierschutzlabel?

Seitdem wir dabei sind, spüren wir eine stärkere Akzeptanz in der Bevölkerung und wurden gestärkt, die tierschutzgerechtere Haltung noch weiter auszubauen. So haben wir die Weide vergrößert und den Tieren mehr Auslauf geboten.

Und wie hat sich dies auf die Kühe ausgewirkt?

Als wir mit der Weidehaltung begonnen haben, merkten wir schnell, dass es den Kühen gefällt. Durch den Einfluss von Regen und Sonne ist das Haarkleid der Kühe viel schöner und sauberer und sie fühlen sich sichtlich wohl. Durch die Ammenkuhhaltung sind die Kälber viel gesünder. Sie haben seltener die Grippe, weniger Durchfallerkrankungen und sind sehr viel weniger stressanfällig. Sie entwickeln sich frohwüchsiger und können dadurch eine bessere Milchkuh werden.


… Legehennen?

„Die Tiere haben ausreichend Platz, ihre arteigenen Verhaltensweisen auszuleben. Sie können mit den Flügeln schlagen, umherlaufen, weit fliegen oder ihr Gefieder beim Sandbad pflegen. So fühlen sie sich besonders wohl“, erklärt Christoph Hönig aus Mühlingen in Baden-Württemberg. In zwei Ställen, die mit der Premiumstufe des Tierschutzlabels zertifiziert sind, beherbergt er 5.666 Legehennen. Nach den Vorgaben des Deutschen Tierschutzbundes sind in der Einstiegs- und Premiumstufe pro Quadratmeter maximal sieben Tiere erlaubt. Sie müssen Kontakt zum Außenklima und in der Premiumstufe auch Auslauf haben. Die Landwirte sind verpflichtet, die Tiere auch selbst regelmäßig nach klaren Vorgaben zu kontrollieren, um beispielsweise Federpicken früh zu erkennen und vorsorglich einzugreifen.


… Masthühner?

Die Hühner können ihr natürliches Verhalten ausleben, da der Stall mit Strohballen, Sitzstangen und Picksteinen ausgestaltet ist. Dies gilt für die Einstiegsund die Premiumstufe. Während gesetzlich rund 22 Hühner pro Quadratmeter erlaubt sind, verlangt das Tierschutzlabel mehr Platz. Es gestattet auf der gleichen Fläche in der Einstiegsstufe maximal 17 und in der Premiumstufe maximal 15 Hühner. Für unterschiedliche Klimareize sind in der Einstiegsstufe ein Kaltscharrraum und in der Premiumstufe zusätzlicher Auslauf Pflicht. Entgegen der konventionellen Schnellmast nimmt kein Huhn mehr als 45 Gramm pro Tag zu.

„Durch den Einsatz der langsam wachsenden Rasse und die niedrigere Besatzdichte sind die Tiere viel robuster. Auch für mich ist es total entspannt und ich bin rundum zufrieden.“

Hannes Sommer, Landwirt aus Holzschwang, Einstiegsstufe Masthuhn

 

Ein oder zwei Sterne?

  • Das Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ ist ein zweistufiger Standard. Neben der Premiumstufe gibt es auch eine Einstiegsstufe. Diese soll die Landwirte dort abholen, wo sie stehen, und ihnen anhand klarer Richtlinien die Möglichkeit bieten, den Tierschutz im Stall zu verbessern. Ihre Standards liegen deutlich über den gesetzlichen Mindestanforderungen und verbessern die Situation der Tiere spürbar. Die Forderungen des Verbandes nach optimalen Tierschutzstandards und die Grundsatzkritik an Haltungsformen bleiben von der Unterstützung von solchen Teilentwicklungen unberührt. Weitere Infos unter:
    www.tierschutzlabel.info/marktsuche