Demo "Wir haben es satt!"

Für eine gerechte Agrarwende

Aus dem Print-Magazin
Demo "Wir haben es satt!"

Für eine gerechte Agrarwende

Mit 10.000 Menschen demonstrierten der Deutsche Tierschutzbund sowie einige seiner Landesverbände und Tierschutzvereine unter dem Motto „Wir haben es satt!“ in Berlin.

  • Autor: Nadine Carstens, Redakteurin DU UND DAS TIER

Eine bäuerliche, artgerechtere Haltung mit weniger Tieren statt riesigen Tierfabriken, mehr pflanzliche Ernährung, mehr Ackerflächen, die für den Anbau menschlicher Nahrung genutzt werden statt für Tierfutter, sowie faire, regionale Versorgungsketten und eine gerechtere Verteilung des Wohlstands – so kann eine zukunftsfähige Agrar- und Ernährungswende aussehen. Für genau diese Ziele zogen anlässlich der Internationalen Grünen Woche rund 10.000 Menschen lautstark durch das Berliner Regierungsviertel. Es war die erste große „Wir haben es satt!“-Demo seit der Coronapandemie. Dazu aufgerufen hatte ein Bündnis aus mehr als 50 Trägerorganisationen aus Landwirtschaft, Tier-, Natur-, Umwelt- und Verbraucher*innenschutz – darunter der Deutsche Tierschutzbund. Der Verband war mit zahlreichen Mitarbeiter*innen sowie Vertreter*innen seiner Landesverbände und angeschlossenen Tierschutzvereine aus dem ganzen Bundesgebiet angereist, um sich für mehr Klima-, Umwelt- und vor allem Tierschutz starkzumachen. Mit Slogans wie „Tierliebe fängt beim Essen an“ und „Ein Herz für NutzTiere“ auf bunten Schildern und mit Trillerpfeifen machten sie auf ihre Ziele aufmerksam.

Der Deutsche Tierschutzbund demonstrierte mit seinen Landesverbänden und Tierschutzvereinen. Mit dabei: Bernd Pieper, Geschäftsführer Kommunikation (l.), Dr. Esther Müller, Geschäftsführerin Wissenschaft (M.), und Frank Meuser, Geschäftsführer Kommunikation (r.) des Deutschen Tierschutzbundes.

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Ein Signal für mehr Tierschutz

„Wir demonstrieren heute vor allem gegen die katastrophalen Zustände in der konventionellen Landwirtschaft und gegen die Massentierhaltung“, sagte Rico Lange, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes Brandenburg im Deutschen Tierschutzbund. Es könne nicht sein, dass medienwirksam eine heile Welt vorgegaukelt wird, während in Wahrheit Millionen Tiere in der Landwirtschaft leiden. „Außerdem ist es wichtig, dass alle Menschen lernen, auch sogenannte Nutztiere wertzuschätzen und sie ebenso zu respektieren wie ihre Heimtiere.“ Erstmals mitgemacht haben unterdessen Kevin und Monique Schmidt, Vorstandsmitglieder des Tierschutzvereins Nordhausen, Mitgliedsverein des Deutschen Tierschutzbundes. Sie trugen Schilder mit Bildern von Schweinen aus einer Mastanlage in Nordhausen: „Im vergangenen Jahr waren dort rund 2.000 Schweine qualvoll erstickt, weil eine Lüftungsanlage ausgefallen war und der zuständige Mitarbeiter offenbar nicht richtig auf den Alarm reagierte“, so Kevin Schmidt. Damit solche Zustände in der Landwirtschaft ein Ende haben, demonstrierten die beiden Tierschützer*innen in Berlin mit.

„Wir demonstrieren heute vor allem gegen die katastrophalen Zustände
in der konventionellen Landwirtschaft und gegen die Massentierhaltung.“

– Rico Lange

Zu den Teilnehmer*innen, die seit Jahren bei jeder „Wir haben es satt!“-Demo dabei sind, gehört auch die Tierschutzjugend Nordrhein-Westfalen im Landestierschutzverband NRW. Diese kam mit zwölf Vertreter*innen – unter ihnen auch Simon Berghane, Landesjugendvorsitzender und Mitglied des erweiterten Präsidiums des Deutschen Tierschutzbundes, sowie Karen Alwardt, kooptiertes Mitglied im Jugendvorstand der Landestierschutzjugend NRW. „Vor allem im Jugendbereich sehen wir, dass das Bewusstsein für Tier- und Umweltschutz größer geworden ist – mittlerweile wird zum Beispiel die vegane Ernährungsweise viel eher akzeptiert“, so Alwardt. Auch auf politischer Ebene müsse noch viel mehr passieren, damit der Tierschutz mehr Gehör findet. Ähnlich sah das Holger Sauerzweig-Strey, Ehrenvorsitzender des Deutscher Tierschutzbund Landesverband Schleswig-Holstein: „Unsere Bundesregierung muss sich bewegen, was die Agrarwirtschaft betrifft, und sollte vor allem den Koalitionsvertrag einhalten, um wie angekündigt Verbesserungen für die Tiere zu erreichen – dafür setzen wir heute ein Signal.“

Zur Demo aufgerufen hatte ein Bündnis aus mehr als 50 Trägerorganisationen – darunter der Deutsche Tierschutzbund.

Erwartungen an die Agrar- und Ernährungspolitik

Die Demonstrant*innen waren sich einig: Zu wenig, zu langsam – das ist die bisherige Bilanz nach einem Jahr Ampelkoalition. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir muss daher den Umbau der Landwirtschaft beschleunigen und Bundesfinanzminister Christian Lindner die notwendigen Mittel freigeben. Dass sie deutlich mehr von der Politik erwarten, machten auch die Landwirtinnen und Landwirte unmissverständlich klar, die mit einer Kolonne aus 55 Traktoren den Demozug anführten. Sie waren aus dem ganzen Bundesgebiet in die Hauptstadt gefahren und hatten ihre Trecker mit Botschaften wie „Höfe stärken, Konzerne stoppen“ oder „Agrarwende jetzt“ ausgestattet. Schließlich überreichten sie einen Forderungskatalog an Özdemir, der sich im Auswärtigen Amt mit Agrarminister*innen aus der ganzen Welt traf, um über die Zukunft der Agrar- und Ernährungssysteme zu sprechen. Zur Abschlusskundgebung versammelten sich die Tausenden Teilnehmer*innen vor dem Brandenburger Tor, wo verschiedene Bühnenredner*innen die Verantwortlichen aus Politik und Agrarwirtschaft noch einmal in die Pflicht nahmen. Eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft, mehr Klima-, Umwelt- und Tierschutz, globale Gerechtigkeit und gesundes Essen für alle – all das ist möglich, wenn sie es nur richtig anpacken.

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Bildrechte: Artikelheader: Deutscher Tierschutzbund e.V.; Fotos: Deutscher Tierschutzbund e.V.