Autor: Nadia Wattad, Redaktion DU UND DAS TIER
Überall auf der Welt gibt es tierschutzrelevante Missstände. Tierliebe Menschen haben dies erkannt und Organisationen ins Leben gerufen, die dagegen ankämpfen. Um den Tierschutz in Europa insgesamt voranzubringen, schlossen sich 1980 einige der größten europäischen Tierschutzorganisationen, darunter der Deutsche Tierschutzbund, zur Eurogroup for Animals zusammen. Ihre vereinte Stimme sollte dem bis dahin gänzlich vernachlässigten Tierschutz auf europäischer Ebene endlich Gehör verschaffen. Zudem sollten positive Beispiele aus tierschutzfreundlicheren Ländern auch in andere Teile des Kontinents getragen werden.
Die Eurogroup fungiert inzwischen als Dachverband für mehr als 50 europäische Tierschutzorganisationen und hat sich zur maßgeblichen Institution für den Tierschutz auf EU-Ebene entwickelt. Verbindliche rechtliche Vorschriften der Europäischen Union und höhere rechtliche Auflagen und Standards – das ist das Ziel, das alle in der Eurogroup zusammengeschlossenen Tierschutzorganisationen miteinander verbindet. Um dies zu erreichen, kämpft die Eurogroup bei den Institutionen der Europäischen Union und des Europarates. Sie versorgt Mitglieder des Europäischen Parlaments und politische Entscheidungsträger mit Expertise und Handlungsoptionen. Darüber hinaus engagiert sie sich in den einschlägigen europäischen Gremien und Konferenzen, um den Tieren eine Stimme zu geben.
Ihre Lobbyaktivitäten zielen insbesondere auf das Europäische Parlament und die Europäische Kommission ab. In beiden Institutionen ist die Eurogroup gut vernetzt. Sie stellt unter anderem das Büro für die interfraktionelle Arbeitsgruppe Tierschutz der EU-Parlamentarier. Von den Arbeitsgruppen des Europäischen Parlaments hat diese mit 102 Personen die meisten Mitglieder. So gelingt es der Eurogroup, dass im Europaparlament immer wieder zu Tierschutzthemen Entschließungsanträge gestellt werden, die weitere politische Entwicklungen anstoßen. Zuletzt waren dies beispielsweise solche zur Kennzeichnung und Registrierung von Hunden und Katzen, zum Aufheben von Ausnahmen zum Handelsverbot mit Robbenprodukten und zum Verbot der Stierkampfsubventionen.
Der Deutsche Tierschutzbund ist Vollmitglied der Eurogroup und arbeitet an deren Strategien mit. Außerdem wird der Verband im Vorstand der Eurogroup durch Roman Kolar, wissenschaftlicher Leiter der Akademie für Tierschutz beim Deutschen Tierschutzbund, vertreten. Dem derzeit zehnköpfigen Vorstand steht die Präsidentin Britta Riis vor, die auch Direktorin des größten dänischen Tierschutzverbandes, Dyrenes Beskyttelse, ist. Die Niederländerin Reineke Hameleers ist die Direktorin der EfA und leitet die Geschäfte in Brüssel. Die inhaltlichen Grundlagen für die Positionen und tierschutzpolitischen Forderungen werden in zahlreichen themenspezifischen Arbeitsgruppen gelegt. Die Experten des Deutschen Tierschutzbundes arbeiten aktiv in allen Arbeitsgruppen mit.
Es steht außer Frage, dass ein europäischer Dachverband für Tierschutz enorm wichtig ist. Und zwar wichtiger als je zuvor, denn durch die EU-Erweiterung ist die Zahl der Mitgliedsländer, für die Tierschutz keine Bedeutung hat, noch gewachsen. Zudem hat die allerorts geforderte „Entbürokratisierung“ der EU dazu geführt, dass es sich viele Entscheidungsträger bequem machen und dies zum Vorwand nehmen, keine neue Tierschutzgesetzgebung mehr zu unterstützen. Erst im Zusammenspiel mit den nationalen Tierschutzverbänden können Tierschutzthemen auf EU-Ebene erfolgreich vorangetrieben werden. So kann jedes Land auf seine Politiker gezielt Druck ausüben und Entscheidungen auf europäischer Ebene vorbereiten und beeinflussen.
Der Deutsche Tierschutzbund wird auch weiterhin die europäischen Initiativen der Eurogroup for Animals mitgestalten. Aktuell unterstützt der Verband die Kampagne „Stop the trucks“ seiner europäischen Dachorganisation. Hierfür hat er unter anderem die Petition „Stoppt qualvolle Tiertransporte“ ins Leben gerufen. Die gesammelten Unterschriften sollen noch im Frühjahr 2017 an den zuständigen EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Vytenis Andriukaitis, übergeben werden. Die Kampagne soll darauf aufmerksam machen, wie verheerend die Transportbedingungen für Tiere innerhalb Europas sind. Nur ein breites Bündnis aus engagierten Tierschutzorganisationen aus ganz Europa macht die Eurogroup schlagkräftig und politisch einflussreich. Auch im Jahr 2017 heißt es „volle Kraft voraus“. Für die Tiere in Europa.