Titelthema
Tag und Nacht

Tierheime
helfen

Titelthema
Tag und Nacht

Tierheime
helfen

In jeder Stadt weist irgendwo ein Schild den Weg zum ortsansässigen Tierheim. Unzählige Menschen fahren täglich daran vorbei, ohne es sonderlich wahrzunehmen. Dabei sind es vor allem die Tierheime, die sich täglich für Tiere in Not einsetzen. Doch sie kämpfen um ihre Existenz.

  • Autor: Verena Jungbluth, Chefredakteurin DU UND DAS TIER

Ehrenamtliche gehen mit Hunden aus dem Tierheim spazieren. Sie sind eine wichtige Untetrstützung im Alltag.

Ehrenamtliche gehen mit Hunden aus dem Tierheim spazieren. Sie sind eine wichtige Untetrstützung im Alltag.

Die Arbeit, die Tierheime leisten, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Die Tierschützer sind rund um die Uhr im Einsatz, kennen keine Sonn- und Feiertage und machen sich für die Tiere in unserer Gesellschaft stark. Ob Katzen, Hunde, Kaninchen oder Vögel, Schildkröten oder Leguane – Tierheime zollen jedem Lebewesen den gleichen Respekt. Sie geben jedem Tier ein Zuhause und ermöglichen jegliche tierärztliche Behandlung. Wochen und Monate kämpfen die Tierschützer um das Leben jedes einzelnen Tieres, aufopfernd bis zur eigenen Erschöpfung. Ob ausgesetzt, abgegeben, vernachlässigt und misshandelt oder als frei lebendes Tier auf menschliche Hilfe angewiesen – die Tür des Tierheims ist niemals verschlossen.

„Tierheime nehmen auch Geschenke, die andere wegwerfen“, so lautet ein Slogan der aktuellen Kampagne des Deutschen Tierschutzbundes. Unter dem Motto „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ macht der Verband auf die Bedeutung der Tierheime aufmerksam und zeigt, welch großartige Arbeit sie leisten. „Tierheime sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Sie sind nicht nur Ersthelfer für Tiere in Notsituationen, sondern leisten auch weitere wichtige gesellschaftliche Aufgaben“, so Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Auch der Welttierschutztag am 4. Oktober steht dieses Jahr ganz im Zeichen der Tierheime. Und dabei geht das tierschützerische Engagement weit über die Tiere hinaus. Tierheime haben sich zu Begegnungsstätten entwickelt, die Menschen in die soziale Gesellschaft integrieren. Neben pädagogischen Projekten für Jung und Alt und therapeutischen Angeboten in Pflege und Seniorenheimen bekommen auch Flüchtlinge in manchen Tierheimen die Chance, sich dort einzubringen. Respekt und Mitgefühl gilt im Tierheim für Tier und Mensch gleichermaßen.

Die Belastung der Tierheime steigt

Ehrenamt im Tierheim.

Katzen sind das Tierheimtier Nummer eins. Sie brauchen viel Zuneigung und Beschäftigung.

Die Lage der Tierheime in Deutschland ist ernst. „Im Durchschnitt befinden sich rund 90.000 Tiere in der Obhut der uns angeschlossenen Vereine, die jährlich circa 300.000 Tiere aufnehmen. Zu der klassischen Tiervermittlung kommen ständig neue Aufgaben hinzu“, so Katja Dubberstein, Leiterin der Tierheimberatung beim Deutschen Tierschutzbund.
Der Trend hin zur privaten Exotenhaltung, Fälle von Animal-Hoarding, illegale Welpentransporte, Landeshunde-verordnungen und -gesetze, die Hunde zu „gefährlichen Kampfmaschinen“ degradieren, und fehlende gesetzliche Regelungen zur Haltung von Katzen – es gibt eine Vielzahl von Gründen, warum die Belastungsgrenze vieler Tierheime schon lange überschritten ist. „Solange es keine flächendeckende Kastrationspflicht für Katzen gibt, wird es regelmäßige Katzenschwemmen in den Tierheimen geben“, so Dubberstein.

Lassen Halter ihre Freigängerkatzen nicht frühzeitig kastrieren, können sie sich unkontrolliert vermehren. Immer wieder setzen Menschen ihre Tiere oder gleich deren gesamten ungewollten Nachwuchs aus. Manche lassen sie bei einem Umzug sogar einfach zurück. Über Jahrzehnte hat das dazu geführt, dass hierzulande heute rund zwei Millionen herrenlose Katzen auf der Straße leben. Sie sind häufig krank und selten in der Lage, sich und ihren Nachwuchs ausreichend zu versorgen. Die Kastration und Pflege von frei lebenden ausgesetzten und abgegebenen Katzen kostet die Tierheime viel Kraft und Geld – das Leid vieler Tiere ist groß. „Die Kastrationen von frei lebenden Katzen sind regelmäßig Thema bei uns. Wir kümmern uns selbst und unterstützen Menschen, die nachweislich frei lebende Katzen gefunden haben, mit Fachwissen, leihen Lebendfallen aus und vermitteln an unseren Vertragstierarzt“, erzählt Anja Linckus, Presse- und Öffentlichkeitsbeauftragte des Tierschutzvereins Brandenburg an der Havel.

Der Deutsche Tierschutzbund fordert eine bundesweite Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Freigängerkatzen aus Privathaushalten. Nur so kann die Anzahl der frei lebenden Tiere dauerhaft und tierschutzgerecht verringert und ihr Leid gemindert werden. Langfristig würde dies zudem die Tierheime entlasten. Mit der Kampagne „Die Straße ist grausam. Kastration harmlos“ macht der Verband aktuell auf die Probleme aufmerksam und zeigt, wie wichtig die Kastration ist. Um das Leid der Katzen sichtbar zu machen, hat der Deutsche Tierschutzbund zudem eine Aufkleberaktion gestartet. Dabei können alle Interessenten einen kostenlosen Katzenaufkleber bestellen, an die Fensterscheibe zu Hause, in der Arbeit oder an einem anderen Ort kleben und anschließend ein Foto des angebrachten Aufklebers mit dem Hashtag „KatzenHelfen“ in den sozialen Medien veröffentlichen. So werden unzählige Menschen auf die Problematik aufmerksam.

Die zwei Hunde im Tierheim freuen sich auf die Fütterung.

Zwei Hunde im Tierheim freuen sich auf die Fütterung.

Großes Leid durch illegalen Welpenhandel

Neben Katzen leben vor allem Hunde im Tierheim. Ein Grund dafür ist unter anderem der illegale Welpenhandel. Das Geschäft ist lukrativ, der Markt mit den Welpen boomt. Der illegale Welpenhandel gilt sogar als drittstärkster Zweig der organisierten Kriminalität nach dem Drogen- und Waffenhandel, da die Nachfrage für die häufig preisgünstigen Rassehunde stetig wächst. Dabei ist nicht nur das Leben der Mutterhündinnen in den Vermehrungsstationen von unsagbarem Leid geprägt. Sie werden als Gebärmaschinen missbraucht und während jeder Läufigkeit gedeckt.

Auch die Welpen sind meistens krank und werden viel zu jung von ihren Müttern getrennt. Etliche Tiere sterben nach nur kurzer Zeit bei ihren neuen Haltern oder im Tierheim, und das trotz intensiver medizinischer Betreuung. Die Tiere, die überleben, können wegen der frühen Trennung von der Mutter und der reizarmen Aufzucht kein normales Sozialverhalten entwickeln. Aufgrund dessen werden sie später von überforderten Besitzern im Tierheim abgegeben.

Für die Tierheime stellt dies eine große personelle und finanzielle Belastung dar. „Wir haben in den letzten vier Jahren Welpen aus mindestens 16 Fällen aufgenommen. Ich habe das Zählen irgendwann aufgehört. Neben den Fund- und Abgabetieren kümmern wir uns im Frühjahr um Wildtiere, im Mai um Katzenbabys und im Sommer um die Urlaubstiere – die Welpen kommen dann noch oben drauf“, erzählt Herbert Sauerer, erster Vorsitzender der Tierhilfe Nürnberg. Über Wochen und Monate brauchen die meisten Welpen eine besonders intensive Pflege und tierärztliche Behandlung. Das reißt nicht nur ein großes Loch in die Kassen, es belastet die Tierschützer auch emotional.

Eines von 80 beschlagnahmten Meerschweinchen aus einem Animal Hoarding Fall in München.

Eines von 80 beschlagnahmten Meerschweinchen aus einem Animal Hoarding Fall in München.

Wenn Tiere zum Opfer werden

Ein weiterer Grund, warum so viele Hunde im Tierheim landen, sind die Rasselisten in den Regelungen der meisten Bundesländer, die American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier, Bullterrier und Pitbull sowie Kreuzungen zu sogenannten Kampfhunden stigmatisieren. „Dabei leiden gerade diese Hunde extrem unter der Gefangenschaft – sowohl körperlich als auch seelisch. Sie erkranken schnell und entwickeln Verhaltensprobleme. Einige Hunde beginnen sogar, sich selbst zu verletzten. Die Tierheime müssen Unfassbares leisten, damit diese Tiere nicht zugrunde gehen. Gerade sie müssten möglichst schnell in liebevolle Hände vermittelt werden“, so Dubberstein. Doch die Hunde haben durch ihre vermeintliche Gefährlichkeit einen schlechten Ruf und auch die Auflagen der Behörden sowie die stark erhöhte Hundesteuer schrecken viele potenzielle Besitzer ab.

„Es gibt keinerlei wissenschaftliche Belege dafür, dass von bestimmten Rassen eine erhöhte Gefahr ausgeht. Im Gegenteil: Man kann jeden Hund gefährlich machen – das ist eine Frage der Aufzucht, Haltung und Erziehung“, urteilt Dr. Katrin Umlauf, Expertin für Hunde beim Deutschen Tierschutzbund. „Wir haben gerade zwei sogenannte ‚Vorfallshunde‘ bei uns im Tierheim, die wegen Beißvorfällen zu uns gekommen sind. Es sind beides Mischlinge. Es ist mühevolle Kleinarbeit, das Vertrauen dieser Hunde zu gewinnen, aber wir sind auf einem guten Weg“, freut sich Jürgen Krause, Vorstandsvorsitzender des Tierheims Wittenberg. Es ist dem Engagement der Tierschützer zu verdanken, dass solche Hunde den Weg zurück in ein schönes Hundeleben finden.

Exotische Tiere wie diese Bartagamen landen immer häufiger in den Tierheimen.

Exotische Tiere wie diese Bartagamen landen immer häufiger in den Tierheimen.

Fälle von Animal-Hoarding

Auch Tausende Tiere aus Animal Hoarding-Fällen fordern die Tierschützer heraus. „Wir mussten einmal 80 Meerschweinchen aufnehmen, die alle in einer Badewanne gehalten worden waren. Es war ein Mordsaufwand, die Tiere zu sortieren und tierärztlich zu behandeln“, erzählt Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München. Dabei soll es am schwierigsten gewesen sein, die Meerschweinchen unterzubringen. Der Tierschutzverein musste sogar einen Büroraum umfunktionieren und brauchte eine zusätzliche Tierpflegerin. Einen Monat später folgte ein Fall mit 164 Zebrafinken. In der Regel sind die Tiere aus Animal-Hoarding-Fällen verwahrlost und krank. Sie benötigen intensive Betreuung und Pflege, bevor sie in ein neues, liebevolles Zuhause vermittelt werden können. Doch damit nicht genug.

Die dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossenen Mitgliedsvereine haben in den letzten Jahren rund 30.000 Reptilien aufgenommen. Vor allem Wasserschildkrötenarten, aber auch Landschildkröten, Bartagamen und Nattern sowie gefährliche Arten wie Riesenschlangen oder Warane leben im Tierheim. Für viele Menschen ist es ein Traum, sich ein exotisches Tier anzuschaffen. Doch viele sind oft schon nach kurzer Zeit überfordert, anderen vergeht schnell die Lust am exotischen Statussymbol. Die Folge: Viele Halter setzen ihr Tier aus oder geben es im Tierheim ab. Doch eine tiergerechte Haltung von Wildtieren ist nicht nur in privater Hand nahezu unmöglich, auch die Tierheime können das nicht leisten. Sie verfügen weder über die entsprechenden Räume noch über die speziellen Fachkenntnisse. Die Reptilienstationen, die die Haltung der Wildtiere noch am ehesten gewährleisten können, platzen aus allen Nähten. Aus dem Grund hatte sich der Deutsche Tierschutzbund auch dafür entschieden, die Tierheime zu entlasten und im Tierschutzzentrum Weidefeld eine Reptilienstation zu bauen.

Von den Kommunen im Stich gelassen

Um welche Tierart es sich auch handelt, die Kosten eines mittelgroßen Tierheims belaufen sich – nur für den täglichen Tierheimbetrieb ohne Investitionen – auf circa eine halbe Million Euro jährlich. Die Tierheime in den großen deutschen Städten benötigen mehrere Millionen Euro. Personal-, Tierarzt- und Energiekosten verschlingen in der Regel die größten Summen in Tierheimen, hinzu kommen weitere Posten wie Futter, Reinigungsmittel, Versicherungen, Tierzubehör und vieles mehr. Darüber hinaus müssen Tierheime immer wieder Geld für Investitionen aufbringen, um beispielsweise den Anforderungen nach Quarantäne- und Krankenstationen für die verschiedenen Tierarten nachzukommen. Zusätzlich zu den Personalkosten müssen auch die Sachkunde leitender Tierheimmitarbeiter und die Fortbildungen des Fachpersonals gewährleistet sein.

All das können viele Tierheime kaum noch leisten. Viele Gebäude sind marode und entsprechen nicht mehr den heutigen wissenschaftlichen Standards, der Platz reicht vorne und hinten nicht aus. Den Tierheimen fehlt schlichtweg das Geld. Der Hauptgrund für die desaströse finanzielle Lage der Tierheime sind die nicht kostendeckenden Fundtierverträge mit den Kommunen. Die von den Tierschutzvereinen finanziell getragenen Tierheime sind Einrichtungen für den Tierschutz. Nach Abschluss eines Fundtiervertrages übernehmen sie dann – sozusagen als Dienstleister – kommunale Aufgaben als ausführendes Organ der Behörden. Dies entlohnen die Gemeinden in der Regel nicht einmal annähernd kostendeckend. „Laut Gesetz unterliegen Fundtiere dem Fundrecht und werden wie Fundsachen behandelt. Ihre Verwaltung und artgerechte Unterbringung sowie die von den Behörden beschlagnahmten Tiere sind Pflichtaufgaben der Kommune. Doch weder die Dauer noch die Höhe der erstattungsfähigen Kosten ist in Deutschland einheitlich geregelt“, so Dubberstein. „Die Behörden müssen doch die Kosten für das übernehmen, was sie anordnen. Wir sind der Hilfstrupp der Behörde und müssen dann noch in jedem einzelnen Fall verhandeln, was wir bezahlt bekommen“, kritisiert Sauerer.

Eine Katze beim Tierarzt. Alle Tiere im Tierheim bekommen die nötige medizinische Behandlung.

Eine Katze beim Tierarzt. Die medizinische Behandlung der Tiere belastet die Kassen der Tierheime enorm.

In der Regel erstatten die Behörden nur etwa 25 bis 30 Prozent der Kosten. „Die Kosten für Impfungen und das Ablesen der Transponder sind in unserer Pauschale, die wir pro Fundtier bekommen, enthalten. Beispielsweise Behandlungen von Zahnproblemen oder Blasenentzündungen sind laut Behörde aber keine akut notwendigen Behandlungen und werden nicht bezahlt“, erzählt Brettmeister. Für die Tierschützer ist es jedoch selbstverständlich, jegliche Art von Schmerzen zu behandeln. „Eigentlich haben wir die finanziellen Mittel nicht, aber wir haben ja keine Wahl. Die Behörden verlassen sich in ganzer Linie auf uns“, so Linckus. Folglich bleiben die Tierheime auf den Kosten sitzen. Vielfach weisen die Behörden die Erstattungsansprüche der Tierheime zurück, weil die Aufnahme in Not geratener Tiere schließlich ihrem Satzungszweck entspreche. Dies gilt jedoch nur dann, wenn keine Rechtspflicht der Behörden vorliegt.

Kein Tierheim lehnt ein in Not geratenes Tier ab und verweigert ihm die Hilfe. „Es wird ausgenutzt, dass wir nicht streiken und kein Tier im Regen stehen lassen. Es wird mit unserer Gutmütigkeit gespielt“, so Sauerer. So ist es in Animal Hoarding-Fällen zum Beispiel gang und gäbe, dass Veterinärämter den ortsansässigen Tierschutzverein gleich mitnehmen, wenn sie zu einem Fall fahren. Die Halter werden dazu überredet, die Tiere freiwillig abzugeben und schon geht der Tierschutzverein als neuer Besitzer hervor. Die Folge: Keine Behörde ist dazu verpflichtet, sich an den Kosten der Unterbringung und Versorgung der „freiwillig abgegebenen“ Tiere zu beteiligen.

Bei Katzen gibt es ein weiteres Problem: Da es üblich ist, dass privat gehaltene Katzen Freigang beikommen, erkennen viele Behörden sie in der Regel nicht als Fundtiere an – es handele sich sicher nur um Tiere auf einem Streifzug. Folglich sehen sie sich auch hier nicht in der Pflicht, sich an den Kosten bei der Unterbringung aufgefundener Katzen zu beteiligen. „Solange die Herrenlosigkeit einer Katze nicht nachgewiesen werden kann, muss diese als Fundtiere gelten“, so Dubberstein.

Ein Investitionsbedarf von Millionen

Das Reinigen der Gehege und das Versorgen der Tiere steht im Mittelpunkt der Tierheimarbeit.

Das Reinigen der Gehege und das Versorgen der Tiere steht im Mittelpunkt der Tierheimarbeit.

Die Tierheime haben in der Vergangenheit ihre Rücklagen in die Versorgung der Fundtiere und in die von den Behörden beschlagnahmten Tiere gesteckt. Sie mussten die finanzielle Lücke durch die mangelhafte Kostenerstattung seit Jahrzehnten aus eigener Kraft ausgleichen. Inzwischen sind die Rücklagen verbraucht, vielen Tierheimen droht die Insolvenz. „Wir haben einen massiven Investitionsstau in den Tierheimen. Da geht es um Sanierung und energetische Maßnahmen, aber auch um Ausbauten als Folge von Gesetzgebung und Vollzugsdefiziten. Daher brauchen wir dringend einen Investitionstopf von derzeit mindestens 50 Millionen Euro“, fordert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Zusätzlich zu dieser notwendigen finanziellen Hilfe müssten die öffentlichen Haushalte dauerhafte Investitions- und Nothilfefonds schaffen. „Bei kommunalen Einnahmen aus der Hundesteuer in Höhe von jährlich fast 300 Millionen Euro muss das machbar sein. Zusätzlich fordern wir eine klare, einfache und bundesweit einheitliche Regelung für die Kostenübernahme bei der Aufnahme von Fundtieren und beschlagnahmten Tieren. Tierschützer sind keine Bittsteller – sie haben einen Anspruch auf faire Bezahlung der von ihnen für die Gesellschaft und im Auftrag der Kommunen erbrachten Leistungen“, so Schröder.

Kommt die Politik ihrer Verantwortung nicht nach, wird die Tierschutzarbeit der Tierheime schon bald nicht mehr wie bisher möglich sein. In der Konsequenz müssten die Kommunen die Betreuung der Tiere in eigener Regie übernehmen. Die Folgen wären nicht nur für den Staat, sondern auch für die Tiere fatal. Auf Bundesebene scheint sich aber etwas zu bewegen. So beriet sich der vom Deutschen Tierschutzbund initiierte „Parlamentskreis Tierschutz im Deutschen Bundestag“ über die finanzielle Situation der Tierheime. Die Bundespolitiker haben sich der Not der Tierheime angenommen und in einer überparteilichen Erklärung des Parlamentskreises erklärt, dass die Unterstützung der Tierheime ein gesamtgesellschaftliches Interesse sei, welchem sich die öffentliche Hand nicht entziehen dürfe.

Auch das Land Mecklenburg-Vorpommern hat erste Maßnahmen ergriffen und für die Tierheime im Haushalt für die Jahre 2016 und 2017 einen Investitionstopf von eineinhalb Millionen Euro geschaffen. Der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Deutschen Tierschutzbundes hat einen erheblichen Teil dazu beigetragen, den Landwirtschaftsminister für das Thema Tierheime zu sensibilisieren. Alle Tierheime des Landes können sich nun bei den Behörden bewerben und in neue Gebäude investieren. Sie müssen lediglich zehn Prozent der Kosten in Eigenleistung finanzieren. Der Deutsche Tierschutzbund unterstützt alle Mitgliedsvereine in Mecklenburg-Vorpommern finanziell, um die Eigenleistung in jedem Fall garantieren zu können. „Das ärmste Bundesland hat damit mit Abstand den größten Investitionstopf geschaffen. Bayern, das reichste Bundesland, gibt genau null Euro und hat auch noch die am schlechtesten kostendeckenden Fundtierverträge Deutschlands“, kommentiert Dubberstein.

Unterstützung für die Tierheime

Dieser Tierhilfewagen befindet sich in der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Tierschutzbundes und kann von Mitgliedsvereinen ausgeliehen werden.

Dieser Tierhilfewagen befindet sich in der Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Tierschutzbundes und kann von Mitgliedsvereinen ausgeliehen werden.

Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich täglich für seine Mitgliedsvereine und Tierheime ein. So steht der Verband ihnen nicht nur in Form von Fachberatung, einer Rechtsabteilung und Vereinsbetreuung zur Seite, sondern unterstützt die Tierheime auch mit verschiedenen Hilfsfonds, wie etwa der Bauhilfe, dem Feuerwehrfonds für Notfälle und der Unterstützung von Kastrationsaktionen. Dabei hat der Verband seit Jahren starke Partner an seiner Seite: die Marken Pedigree und Whiskas (Mars Petcare) sowie Fressnapf. Mars hat den Mitgliedsvereinen des Verbandes in den vergangenen Jahren unter anderem 65 Tierhilfewagen gestiftet. Neben regelmäßigen Futterspenden von Mars und Fressnapf veranstalten beide Unternehmen zahlreiche Spendenaktionen wie die „Welttierwoche“ oder „Gib Pfötchen!“ für den Feuerwehrfonds des Deutschen Tierschutzbundes.

Neben der finanziellen Hilfe beim Bau von Unterbringungsmöglichkeiten oder Quarantänestationen greift der Deutsche Tierschutzbund den Vereinen auch selbst mit Futterspenden und Tierheimfahrzeugen unter die Arme. So hat der Verband Anfang des Jahres 50 Tierhilfewagen an Mitgliedsvereine übergeben; aktuell ist die Übergabe weiterer Fahrzeuge geplant. Zusätzlich ist ein Tierhilfewagen an der Bundesgeschäftsstelle des Verbandes stationiert, den sich die Vereine im Notfall leihen können.

Tierheime sind von großer Bedeutung. Ohne sie wäre unsere Gesellschaft deutlich ärmer und das Tierschutzniveau deutlich niedriger. Der Deutsche Tierschutzbund wird nicht aufhören, die Politik in die Pflicht zu nehmen und für die Tierheime in Deutschland zu kämpfen.

Weiterführende Informationen

Bildrechte: Teaserslider/Artikelheader/Artikelbilder: Deutscher Tierschutzbund e. V. / M. Marten, Artikelbild "Meerschweinchen": Tierschutzverein München e. V., Artikelbild "Bartagame": Tierschutzverein Pforzheim u.U. e. V., Artikelbild "Tierhilfewagen Bonn": Deutscher Tierschutzbund e. V