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Heimtierindustrie
ohne Gedächtnis

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Heimtierindustrie
ohne Gedächtnis

„Findet Dorie“ startet am 29. September 2016 in den deutschen Kinos und ist in den USA schon jetzt der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten! Diese Nachricht löst Vorfreude, aber auch Besorgnis aus.

  • Autor: Dr. Henriette Mackensen, Leiterin des Referats Heimtiere des Deutschen Tierschutzbundes

„Findet Dorie“ startet am 29. September 2016 in den deutschen Kinos und ist in den USA schon jetzt der erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten! Diese Nachricht löst Vorfreude, aber auch Besorgnis aus. Vorfreude, weil uns der liebenswerte, mit schlechtem Gedächtnis ausgestattete Paletten-Doktorfisch Dorie schon bei „Findet Nemo“ ans Herz gewachsen ist. Besorgnis, weil bereits damals die Heimtierindustrie den Film auf Kosten vieler Tiere erfolgreich ausgenutzt hat.

Filme, die sich intensiv mit einer bestimmten Tierart beschäftigen, lösen bei vielen Menschen den Wunsch aus, genau diese Tierart zu besitzen. „Findet Nemo“ eröffnete hierbei eine neue Dimension, da es sich bei den verkauften Anemonenfischen überwiegend um aus den Meeren gefangene Tiere handelte. Diese stellen hohe Ansprüche und sind nicht für Anfänger geeignet. Dennoch landeten viele von ihnen in Kinderzimmern. Kein Wunder, verloste doch unter anderem die „Bild“-Zeitung 70-Liter-Aquarien mit „zwei süßen Clownfischen für zu Hause“, woraufhin sich 8.000 Kinder um ein solches bewarben. Leider starben nicht nur viele dieser Fische aufgrund mangelhafter Haltung, sondern der Massenfang trug auch dazu bei, dass immer weniger von ihnen in den ursprünglichen Habitaten zu finden waren.

Nun kommt „Findet Dorie“ und wir stellen fest, dass die Heimtierindustrie nichts dazugelernt hat. Schon Monate vor dem Filmstart findet sich die limitierte Aquarienedition zu „Findet Dorie“ im Handel – ein Komplettset, dass sich laut Hersteller an „die wichtige Zielgruppe Familien mit Kindern“ richtet und die perfekte Chance bietet, „um neue Kunden zu gewinnen und von der großen medialen Aufmerksamkeit rund um den Kinofilm zu profitieren“. Dass sich das Set aber, wenn überhaupt, nur für wenige klein bleibende Arten von Süßwasserfischen eignet, darüber sieht der Hersteller großzügig hinweg. Ein Jammer, dass bislang nur unser Nachbarland vorbildlich reagiert hat. So hat die österreichische Zoomarktkette Megazoo 2015 angekündigt, vorsorglich vor dem Start des Kinofilms Paletten-Doktorfische aus dem Sortiment zu nehmen.

Übrigens: In beiden Filmen geht es um Fische, die von Menschen gefangen werden und die alles daran setzen, wieder in Freiheit, zurück ins Meer, zu gelangen. Sollte uns das nicht eigentlich zu denken geben?

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